Risiko von Greenwashing-Vorwürfen „Den Aufwand noch wert?“ – Anleiheemittenten überdenken Herausgabe von ESG-Papieren

Ein Banner auf einer Klimademo in Wien

Ein Banner auf einer Klimademo in Wien: Greenwashing wird in der Finanzbranche immer stärker unter die Lupe genommen. Foto: imago images/Skata

Der Markt für Green Bonds ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Nun aber scheinen Anleiheemittenten die Vorteile der Ausgabe von ESG-Papieren immer stärker zu hinterfragen. Der Grund: Die niedrigeren Finanzierungskosten, sind für manche Emittenten das Risiko nicht wert, Greenwashing-Vorwürfen ausgesetzt zu sein, sagt Jason Taylor, Leiter für Nachhaltigkeitsberatung und -finanzierung der National Bank of Kanada, in einem Bloomberg-Interview. „Es gibt eine Reihe von Emittenten, die das Kosten-Nutzen-Verhältnis neu überdenken“, so Taylor.

Zwar profitieren Herausgeber oft von günstigeren Refinanzierungskonditionen in Form des Greeniums, obwohl die Anforderungen an die Offenlegungs- und Berichtspflichten kostspielig sind. Abseits davon drohe aber die Gefahr von Reputationsrisiken durch Greenwashing-Vorwürfe. Dies könne laut Taylor „einige Leute dazu veranlassen, zu überdenken, ob diese ein oder zwei Basispunkte wirklich das Risiko wert sind, dass vielleicht ein paar sehr unangenehme Artikel geschrieben werden.“

 

 

Greenwashing würde auf breiter Front immer mehr unter die Lupe genommen, sagt der Nachhaltigkeitsexperte der National Bank of Kanada. Weil Anleger und Aufsichtsbehörden zunehmend auf das Risiko übertriebener ESG-Behauptungen aufmerksam werden, werden auch Fondsmanager vorsichtiger und schauen bei ESG-Papieren immer genauer hin.

„Die gesamte Branche wird vorsichtiger“

So wie bei NN Investment Partners. Isobel Edwards, Analystin für Green Bonds beim Asset Manager, sagte in einem Bloomberg-Interview im Juli, dass sie und ihr Team oft ungläubig sind, wenn sie einige der Behauptungen der Emittenten sehen. „Wir neigen dazu, es als Greenwashing zu bezeichnen, wenn ein Papier auf den Markt kommt, das zu 100 Prozent mit ESG im Einklang steht, alles so grün wie möglich ist, der Nachhaltigkeitsplan der beste auf dem Markt ist.“ Im Juni äußerte ein JPMorgan-Manager seine Skepsis gegenüber vielen ESG-Kreditangeboten, die auf seinem Tisch landeten.

„Die gesamte Branche wird vorsichtiger und überlegt sich, welche Zusicherungen und Garantien gegeben werden“, so Taylor. Zwar würden Emittenten nicht ganz auf eine ESG-Kennzeichnung verzichten, aber sich Zeit nehmen, um sicherzustellen, dass sie bei einer Herausgabe von Green Bonds, keine Kennzahlen übersehen haben, die sich später zum PR-Desaster entwickeln.

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