Gründer im Gespräch ETP-Anbieter aus den USA baut Vertrieb in Deutschland auf

Die Skyline der City of London: Der US-Anbieter Graniteshares ist auch in Europa präsent.

Die Skyline der City of London: Der US-Anbieter Graniteshares ist auch in Europa präsent. Foto: IMAGO / Wirestock

Graniteshares hat Benedict von Lucke zum Leiter des Deutschlandgeschäfts ernannt. Für den Anbieter von Exchange Traded Products soll von Lucke auf die „wachsende Nachfrage reagieren“. Graniteshares bietet über Xetra unter anderem Faang-Long- und Short-ETPs an. Die Produkte orientieren sich an der Wertentwicklung eines US-Aktienkorbs, der aus den Tech-Werten Meta, Amazon, Apple, Netflix und Google-Eigentümer Alphabet besteht. Außerdem bietet das Unternehmen eine Reihe von gehebelten oder Short-ETPs auf diverse Aktien an nationalen Börsen in Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland an.

Von Lucke wechselt von Pimco zu Graniteshares. Bei Pimco war er aus München und London für die Dach-Region zuständig. Zuvor war er unter anderem für UBS Asset Management und Columbia Threadneedle tätig. Insgesamt arbeitet von Lucke seit mehr als 18 Jahren im Finanzdienstleistungsbereich.


Malte Dreher sprach mit Graniteshares-Gründer William Rhind im Interview:

Malte Dreher: Was kann Graniteshares, was andere große milliardenschwere Platzhirsche der ETF-Industrie nicht können?

William Rhind: Wir sind kein Komplettanbieter, den Anspruch haben wir nicht und wir arbeiten uns auch nicht an standardisierten Indizes ab. Wir sehen uns als Spezialitäten-Anbieter und Investmentboutique. Wir sind gern die Satelliten, die um ein breit allokiertes Portfolio herumkreisen. 

Sie haben die wilden Tech-Abkürzungen verbrieft: Faang. Das steht für Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google. Das ist viel Etikett, aber mit fünf Werten wenig Inhalt.

Rhind: Das ist erstmal ein ganz klarer Inhalt und eine sehr konzentrierte Spielart. Unsere Investoren habe eine starke Meinung. Die glauben an diese Unternehmen und wünschen sich einen sehr spitzen Fokus. Natürlich gibt es irgendwelche Digital-Indizes. Da werden aber sehr viele Themen und Unternehmen inkludiert, die das Thema eher verwässern. Wir haben Kunden, die wünschen sich Zugang zu den Aktien weltweiter Airlines. Sie finden ETFs mit Airlines, aber da sind auch Flughafenbetreiber, Industrie- und Logistikwerte mit drin. Wir fokussieren uns daher lieber auf ein reines Konzentrat.

 

Es gibt ETF-Anbieter, die sich Themen verschrieben haben. 

Rhind: Thematische Investments klingen sehr gut. Das sind wir aber nicht. Das ist uns nicht spitz genug. Nehmen Sie Nahrungsmittel- oder Nachhaltigkeits-ETFs, überall ist Nestle drin. Wahrscheinlich auch in einen Diversity-Index. Die kommen überall rein und das ist uns zu willkürlich. 

Welche Spezialitäten setzen Sie den thematischen Ideen entgegen?

Rhind: US-Unternehmen mit weiblichen CEOs oder CIOs. Ein ETF unter weiblicher Führung fände ich sehr spannend. Moderne Trends weiter runterbrechen. Da ließen sich treffliche Ideen finden. Besagter Airline-Index wäre auch was. 

Malte Dreher (l.) und Willam Rhind (r.).

Sie bieten auch gehebelte Lösungen an. Tesla mit dreifachem Hebel nach oben oder unten. Das sind ja eher Trades. 

Rhind: Tesla ist sicherlich das weltweit spannendste Unternehmen: Jeder US-Investor hat dazu eine klare Meinung und wir möchten diese Meinungen begleiten und bieten dazu ordentliche Hebel an. Ob man nun an steigende oder fallende Kurse glaubt, wir bieten die Instrumente dazu an. 

Welche Kundengruppen adressieren Sie? 

Rhind: Ich greife gern nochmal meinen Spezialitäten-Ansatz auf. Zu einem breiten und diversifizierten Portfolio liefern wir eine extra Würze. Damit sprechen wir Vermögensverwalter und Private Banker ebenso an wie Alleinentscheider, Privatanleger. Die gehebelten Lösungen sprechen Trader an. 

Welche Ziele haben Sie für den deutschen Markt?

Rhind: Erstmal sind wir froh, hier starten zu können. Corona hat uns sehr viel Zeit gekostet. Wir wären gern schon früher gekommen. Deutschland ist sicherlich einer der vielfältigsten Märkte Europas.  Eine Planzahl bekommen Sie von mir nicht. Derzeit liegen 150 Millionen Euro an europäischem Kapital in den Produkten. Das ist überschaubar und ich bin mir sicher, dass deutsche Anleger einen sehr großen Teil unseres künftigen Wachstums ausmachen werden. 

 

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