Google, Amazon, Facebook und Apple Was die GAFAs in der Finanzbranche wirklich wollen

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Geschäftsmodellnahe Finanzdienstleistungen der GAFAs

Von diesen Geschäftsmodellen lassen sich die Finanzdienstleistungen ableiten, die die GAFAs in den nächsten Monaten wahrscheinlich massiv anbieten werden: Payment-Funktionen gehören ganz klar zu allen vier GAFA-Geschäftsmodellen: zu den mobilen Angeboten von Apple und Google genauso wie zum Verkaufsangebot von Amazon. Facebook wird mehr und mehr Angebote einbinden, damit Nutzer sich gegenseitig Geld zuschicken können. Hier sind die GAFAs am weitesten fortgeschritten und hier wird die Entwicklung auch am schnellsten weiter fortschreiten, bis der Zahlungsprozess als reiner Hintergrundprozess im Kontext verschwunden ist. Die Amazon-Läden, die der Kunde einfach ohne zu zahlen verlässt, zeigen, wohin hier die Reise geht.

Kredite für Privatkunden machen bei Apple und Google Sinn, wenn es um den Kauf von im Zweifel teurer Hardware geht. Auch als Funktion der Payment-Services sind Kredite eine renditeerhöhende Variante – diese sind über die Kreditkarten-Funktionen ja schon mit implementiert. Im Geschäftskundensektor könnten Kredite für die Schaltung von Werbung oder die Entwicklung von Apps die Wertschöpfung erhöhen. Auch Factoring-Services, wie sie jetzt bereits für App-Unternehmen von spezialisierten Fintechs angeboten werden, können künftig von Apple und Google selbst übernommen werden. Für Amazon liegt die Sinnhaftigkeit der Kreditausgabe sowohl für die Händler auf der Plattform als auch für die kaufenden Kunden auf der Hand. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Amazon hier tiefer einsteigt.

Spannend wird es beim Angebot Spar- und Anlagemöglichkeiten. In China sehen wir, dass Wechat und Alipay zu All-in-one-Apps mutieren, die auch zum Sparen in Geldmarktfonds und zur Anlage in Fonds animieren. Der größte Geldmarkfonds wird aktuell von Wechat gespeist. Ähnliches könnten auch Google und Apple anbieten. Zweckfokussiertes Sparen könnten vor allem Apple und Amazon anbieten, damit Kunden auf die Apple-Geräte oder höherwertige Amazon-Waren sparen können. Amazon mit seinem aufladbaren Konto ist bereits jetzt am nächsten am Einlagengeschäft.

Partielle Finanzdienstleistungen statt GAFA-Vollbank

Die GAFA-Bank wird es voraussichtlich nicht geben. Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass die GAFAs partielle Finanzdienstleistungen massiv anbieten werden und dort, wo sie aktiv sind, auch Banken kräftig Marktanteile wegnehmen werden. Dass es die GAFA-Bank nicht geben wird, heißt aber nicht, dass sich die Banken beruhigt zurücklehnen können. Denn neben den vier Tech-Riesen gibt es viele weitere Nicht-Banken, die künftig Finanzdienstleistungen anbieten werden.

Der treibende Trend ist hier Context-Banking. Er sorgt dafür, dass Banking sich immer weiter in die Lebens- und Geschäftskontexte von Menschen und Unternehmen einbettet. Finance follows Function, nicht umgekehrt. Finanzen sind immer eine sekundäre Funktion, die hilft, einen primären Bedarf zu befriedigen. Heute gibt es eine Reihe von Banken – Sutor Bank gehört dazu – die es durch offene Plattformen Nicht-Banken erlauben, kontextuelle Dienstleistungen anzubieten: das unsichtbare Payment oder den Instant-Kredit am digitalen und physischen Point of Sale, das gezielte Sparen auf eine Reise oder ein Auto und weiters.

Als weitere Wettbewerber entstehen neue Banken, die arbeiten und funktionieren wie die GAFAs. Sie verstehen sich als Plattformen, die verschiedene Anbieter in ihre Core-Banking-Systeme einbinden können, begreifen Business und Technik als untrennbare Einheit, agieren konsequent datengetrieben, testen und messen unentwegt – und vor allem: sind obsessiv kundenorientiert. Banken müssen sich darauf einstellen, in dieser neuen, von den GAFAs dominierten und vielen anderen neuen Playern bevölkerten Plattform-Ökonomie zu überleben und zu reüssieren. Dafür gibt es einige Optionen.