Golfstaaten „Neue Steuern sind eine gute Sache“

Marcus Vitt (l.), Sprecher des Vorstands von Donner & Reuschel, Sheika Hanadi (M.), Gründerin von Amwal, und Fahmi Alghussein (r.), Geschäftsführer von Amwal

Marcus Vitt (l.), Sprecher des Vorstands von Donner & Reuschel, Sheika Hanadi (M.), Gründerin von Amwal, und Fahmi Alghussein (r.), Geschäftsführer von Amwal

private banking magazin: Sie arbeiten mit dem Bankhaus Donner & Reuschel zusammen? Ist in Katar das Anlegergeld so knapp?

Fahmi Alghussein: Es gibt viele Katarer, die im Ausland, also auch in Europa und speziell in Deutschland nach Anlagemöglichkeiten suchen. Das passiert dann in Zusammenarbeit mit Donner & Reuschel.

Sheikha Hanadi Nasser Bin Khaled Al Thani: Und wir bieten den Deutschen nun eine effiziente Möglichkeit, in die Golfregion zu investieren. So können sie ihre Geldanlage breiter diversifizieren und das Risiko weiter senken. Damit das möglich ist, haben die Golf-Staaten ihre Aktienmärkte internationalisiert und die geeigneten rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen.

Bei Schwellenländern denke ich zuerst an Lateinamerika und Asien. Die Golfregion wäre nicht meine erste Wahl.

Marcus Vitt: Die Länder dort haben große Anstrengungen unternommen, um europäische Standards auf ihren Märkten zu etablieren. Sogar deutlich größere als andere Schwellenländer. Das gibt uns sehr viel Compliance- und Rechtssicherheit. Ich war im vergangenen Jahr bei der Bankenaufsicht von Katar und habe festgestellt, dass sie mit Europa absolut auf Augenhöhe ist. Außerdem sind die Unternehmen auf einem viel besseren Weg, international zu arbeiten. Das alles finden Sie zum Beispiel in Argentinien oder Brasilien so nicht vor.

Warum erst jetzt und nicht ... sagen wir mal ... vor zehn Jahren?

Alghussein: Die Staaten des Golfkooperationsrates GCC haben ihre Märkte geöffnet und erlauben Ausländern, Aktien zu kaufen. Das war vor ein paar Jahren noch nicht möglich. Um saudi-arabische Aktien zu kaufen, braucht man selbst heute noch eine Genehmigung als qualifizierter Investor. Unser Ucits-konformer GCC-Aktienfonds, den wir mit Donner & Reuschel zusammen auflegen, hat diese Qualifikation.

Kann es nicht auch am niedrigen Ölpreis liegen, dass sich die Länder öffnen? Sie verdienen nicht mehr genug und brauchen andere Geldquellen.

Alghussein: Die Entwicklung unserer Kooperation und des neuen Fonds begann schon vor zwei Jahren. Da lag der Ölpreis noch deutlich höher als heute, bei über 100 US-Dollar.

Es mag ja sein, dass Märkte aus der Golfregion niedrig mit den Märkten aus dem Rest der Welt korrelieren. Doch sobald sie für internationale Anleger zugänglich sind, wird die Korrelation rasant steigen.

Sheikha Hanadi: Die Korrelation mit anderen Schwellenländern wird überschaubar bleiben, aber die Korrelation zu Europa wird ganz sicher steigen, da stimme ich Ihnen zu.

Ein paar Worte zu Ihrem Anlageansatz, bitte.

Alghussein: Unsere Anlagestrategie ist aktiv und wird von den Bewertungen bestimmt. Neben einem Bottom-up-Ansatz nutzen wir weitere Instrumente um aktive Anlageentscheidungen zu treffen. Da wir vor Ort sind, können wir das Marktrauschen ausblenden, um die Unternehmen zu finden, die für eine Outperformance bereit sind. Wir verstehen die Region und treffen uns regelmäßig mit Unternehmen, ebenso wie mit deren Zulieferern und Wettbewerbern, um zu verstehen, wie die Unternehmen aufgestellt sind und vor welchen Herausforderungen sie stehen. Aus den rund 500 Unternehmen, die an den Börsen der GCC-Staaten gelistet sind, filtern wir auf diese Weise die Interessantesten heraus. Es geht um Unternehmensrichtlinien, Zugang, Transparenz und Genauigkeit. Wir haben außerdem unsere eigenen Modelle zur Bewertung von Unternehmen. Am Ende besteht das Portfolio aus 30 bis 40 Werten, welche die genannten Kriterien erfüllen, aber auch mit Blick auf Liquidität und Free Float passen.

Ist das Managen komplizierter als hierzulande?

Alghussein: Ja, in Europa schauen Sie in den Bloomberg-Terminal und finden alle wichtigen Informationen. In der Golfregion ist das nicht so einfach. Analysten kümmern sich um die Hauptwerte, aber jenseits davon wird es sehr dünn mit Informationen. Sie müssen deshalb häufig eigene Bewertungsmodelle entwickeln.