So stellen Versicherungen ihre Kapitalanlage um Darum wollen fast 60 Prozent der Versicherer mehr Private Debt im Portfolio

Michael Siegel von Goldman Sachs.

Michael Siegel von Goldman Sachs: „Wachsende makroökonomische Bedenken führen zu einer Verlagerung auf Anlageklassen, die attraktive risikoadjustierte Renditen und Diversifizierungsvorteile bieten können.“ Foto: Goldman Sachs

Trotz der möglichen Auswirkungen der derzeitigen Geopolitik, damit einhergehender wachsender Inflationssorgen und weiterer Faktoren auf die Märkte, bleibt die Nachfrage nach Privatmarktanlagen hoch: 58 Prozent der Versicherer planen die Allokation in Private Credit/Debt in den nächsten zwölf Monaten zu erhöhen. Das geht aus der 14. Globalen Umfrage von Goldman Sachs Asset Management unter Versicherern hervor.

Die Umfrage bündelt Antworten von 405 Investment- und Finanzchefs (CIOs und CFOs) aus Versicherungsunternehmen, deren gesamtes verwaltetes Vermögen bei gut 14 Billionen US-Dollar liegt – das entspricht etwa dem halben Bilanzvermögen des globalen Versicherungssektors.

„Unsere 14. globale Umfrage unter Versicherern zeigt, dass wachsende makroökonomische Bedenken zu einer Verlagerung auf Anlageklassen führen, die sowohl attraktive risikoadjustierte Renditen als auch Diversifizierungsvorteile bieten können“, erklärte Mike Siegel, globaler Leiter für Versicherungsvermögensverwaltung und Liquiditätslösungen (Global Head of Insurance Asset Management and Liquidity Solutions) bei Goldman Sachs Asset Management und ergänzt: „Im Zuge dieser branchenweiten Rotation könnten sich wichtige neue Trends im Liquiditätsmanagement entwickeln.“

Inflationssorgen wieder im Fokus

Angesichts einer sich verändernden geopolitischen Lage zeigt sich eine
Mehrheit der Versicherer besorgt über die Auswirkungen der Inflation auf ihre Portfolios. 52 Prozent sehen in der Inflation ein erhebliches makroökonomisches Risiko für ihre Investitionen. Dies bedeutet einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum Vorjahreswert von 42 Prozent und entspricht fast dem Niveau von 2023.

 

Während politische Entscheidungsträger auf der ganzen Welt ihre Herangehensweise an Themen wie Handel, Einwanderung und Steuern überdenken, stehen die potenziellen Auswirkungen der Inflation auf die Portfoliorenditen damit ganz oben auf der Liste der Anlagerisiken. Laut Umfrage stellen folgende fünf makroökonomische Themen das größte Risiko für die Anlageportfolios der Versicherer dar:

  • Inflation (52 Prozent)
  • Konjunkturabschwächung/Rezession in den USA (48 Prozent)
  • Volatilität der Kredit- und Aktienmärkte (47 Prozent)
  • Geopolitische Spannungen (43 Prozent)
  • Zölle/Handelsstreitigkeiten (32 Prozent)

„Die Anleger warten auf politische Klarheit und haben gleichzeitig Sorge, dass eine steigende Inflation und ein verlangsamtes Wirtschaftswachstum in den USA die Märkte doppelt belasten könnten“, so Siegel.

 

Das Wachstum im Bereich Privatmarktanlagen zeigt dennoch keine Anzeichen einer Verlangsamung. Auf die Frage, welche Anlageklassen in den nächsten zwölf Monaten die höchste Gesamtrendite erzielen werden, zeigten sich die Versicherer optimistisch hinsichtlich Privatmarktanlagen – Private Debt/Credit (61 Prozent) standen zum zweiten Mal in Folge ganz oben auf der Liste.

Einschätzung der Befragten, welche Anlageklassen  in den nächsten zwölf Monaten die höchste Gesamtrendite erzielen

„Der Private Credit-Markt hat in den letzten zehn Jahren einen bedeutenden Wandel erfahren“, sagte Matt Armas, Globaler Leiter der Versicherung (Global Head of Insurance) bei Goldman Sachs Asset Management. „Wir erwarten, dass er auch 2025 weiter wachsen wird. So haben Versicherungsunternehmen zahlreiche Möglichkeiten, ihre Direct-Lending-Portfolios zu diversifizieren und gleichzeitig attraktive risikoadjustierte Renditen zu erzielen.“

Private Credit/Debt ganz vorne, Infrastruktur vor Private Equity 

Folgerichtig wollen 58 Prozent der Befragten ihre Allokation in die Assetklasse erhöhen. Auf den weiteren Plätzen folgen:

  • 40 Prozent in private Schuldtitel mit Investment-Grade-Rating
  • 36 Prozent in vermögensbasierte Finanzierungen
  • 32 Prozent in Infrastrukturanleihen
  • 29 Prozent in Private Equity 

Erwartungen an S&P-500-Index sind verhalten

83 Prozent der Versicherer erwartet für den S&P-500-Index positive Renditen im Jahr 2025. Allerdings sind die Prognosen nach dem 25-Prozent-Plus von 2024 und dem 26-Prozent-Plus von 2023 für dieses Jahr verhaltener: 50 Prozent erwarten eine Rendite zwischen fünf Prozent und zehn Prozent, und lediglich 15 Prozent gehen von zehn Prozent bis 20 Prozent aus.

Mehr Durationsrisiko bei festverzinslichen Wertpapieren

Bei den festverzinslichen Wertpapieren rechnen 35 Prozent der Versicherer für 2025 damit, dass sie ihr Durationsrisiko erhöhen werden – nach 42 Prozent im Vorjahr. In dieser Verschiebung deutet sich vorsichtiger Optimismus an, dass das Zinsumfeld für renditeorientierte Anleger attraktiv bleiben wird.

KI als Konsolidierungsmotor

Betriebliche Synergien und Skaleneffekte wurden von 68 Prozent als Hauptgründe für die zunehmende Fusions- und Übernahmeaktivität (M&A) in der Versicherungsbranche genannt. Der verstärkte Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Effizienzsteigerung könnte sich als Katalysator für eine weitere Konsolidierung erweisen. 90 Prozent geben an, KI derzeit zu nutzen oder eine Nutzung in Betracht zu ziehen, 2024 waren es 80 Prozent.

 

Von denjenigen, die den Einsatz von KI planen, führten 81 Prozent die Senkung der Betriebskosten als Hauptvorteil an. „Die Weiterentwicklung und Optimierung der KI-Technologie wird zweifellos nachhaltige Auswirkungen auf Versicherer weltweit haben“, betonte Matt Armas. „Einige Verbesserungen werden der Risikobewertung und der betrieblichen Effizienz zugutekommen, was die Branche auf breiter Ebene verändern könnte.“

Methodik

Durchgeführt wurde die Umfrage namens „Global Insurance Survey: The Great Pivot“ von Januar bis Februar 2025. Zu den wichtigsten Themenschwerpunkten gehörten dabei die Anpassungen der strategischen Vermögensallokation, Trends im Liquiditätsmanagement und das nachhaltige Engagement für technologische Fortschritte. 

Goldman Sachs Insurance Asset Management verwaltet im Auftrag seiner Versicherungskunden 460 Milliarden US-Dollar. Zu des Versicherungslösungen gehören teilweise bis vollständig ausgelagerte Lösungen, die festverzinsliche Strategien, alternative Anlagen und Aktien umfassen. Das Unternehmen bietet unter anderem Asset Liability Management, strategische
Vermögensallokation, kapitaleffiziente Anlagestrategien und Risikomanagement an. 

Die ganze Studie können Sie hier herunterladen

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?
Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen