Goldlöckchen-Szenario vor dem Aus Welche Verwalterqualitäten jetzt gefragt sind

Seite 2 / 2

Damit neigt sich die Zeit der Alternativlosigkeit des Aktienmarktes möglicherweise dem Ende zu. Fünfjährige Unternehmensanleihen in US-Dollar oder zehnjährige US-Staatsanleihen bieten bereits eine Rendite von 3,0 Prozent. Im Vergleich dazu beträgt die Dividendenrendite im S&P 500 aktuell nur noch 2,0 Prozent.

Wie wird sich ein risikoscheuer US-Investor nach der nächsten Korrektur oder bei Neuanlagen verhalten? Wieder sichere 3,0 Prozent und möglicherweise bald mehr auf der Zinsseite gegenüber ungewissen und plötzlich ungewohnt volatilen Ergebnissen im Aktienmarkt? Weltweit beträgt die Marktkapitalisierung der US-Unternehmen rund 52 Prozent – das zeigt den Einfluss des Marktes auf die globale Aktienentwicklung.

Aktienverliebte bislang gut positioniert

Viele Analysten weisen an dieser Stelle darauf hin, dass in Europa andere Bedingungen herrschen. Doch der Anteil und die Bedeutung US-amerikanischer Investoren in Europa ist den meisten bekannt. Ziehen sich risikoscheue US-Investoren direkt oder indirekt zurück, infiziert deren Verhalten wohl auch den hiesigen Aktienmarkt.

Für hochvermögende Privatinvestoren gilt es, diese Entwicklung sensibel zu beobachten und die bestehenden Vermögensverwalter auf ihre Risikomanagementfähigkeit zu prüfen.

In der Praxis achten wir darauf, dass unsere Kunden mehrere Kapitalmarktentscheider mandatieren. Bei der Auswahl der Partner ist es wichtig, auf unterschiedliche Investmentstile zu setzen. „Aktienverliebte“ waren in den vergangenen Jahren gut positioniert. Doch was, wenn Goldlöckchen geht und der Bärenmarkt kommt?

Fieberkurve messen

Dann sind andere Verwalterqualitäten angebracht, wie das konsequente Risikomanagement. Hier sind Entscheidungsprozesse gefragt, die zwischen der normalen Volatilität und Wertverlustrisiken unterscheiden und konsequent steuern. Verwalter, die ihren Investmentprozess und das Risikomanagement nicht klar und transparent darlegen, sind zu überprüfen.

Die Mandanten von Segura & Jesberger haben diesen unseres Erachtens dringend gebotenen Switch bereits im vergangenen Jahr vollzogen. Gilt es doch nicht, Märchen zu zitieren, die keiner wirklich kennt. Stattdessen gilt es, die Fiebertemperatur der Märkte zu messen, um für ein früher oder später kränkelndes Marktumfeld gerüstet zu sein. Verwalter mit regelbasierten Prozessen, die Risiken messen und konsequent Allokationsschritte umsetzen sind gesucht, aber rar.


Über die Autoren:
Thomas Segura ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Multi Family Office Segura und Jesberger GmbH. Zuvor war er rund 17 Jahre für die BHF-Bank tätig, zuletzt als Mitglied im Executive Committee Private Banking. Zudem war der Bankbetriebswirt Geschäftsführer der Family-Office-Tochter der BHF-Bank.

Markus Jesberger ist ebenfalls Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Multi Family Office Segura und Jesberger GmbH. Wie Segura war er zuvor (seit 2007) für die BHF-Bank tätig. Bei der Family-Office-Tochter der BHF-Bank rückte er nach einer fünfjährigen Zeit als Prokurist 2012 in die Geschäftsleitung auf. Zudem fungierte er als Verwaltungsratsmitglied zweier ausländischer Family-Office-Gesellschaften.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen