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Dass die Goldpreis-Rally weitergeht, ist derzeit Konsens unter vielen Edelmetallexperten. DZ Bank erhöht beispielsweise ihre Goldprognose nach dem Überspringen der 4.000 US-Dollar-Marke.
„Wir rechnen damit, dass der Höhenflug weitergeht. Auf Jahressicht prognostizieren wir nun 4.800 US-Dollar je Feinunze. Auch kurzfristig sollte der Rohstoff weiter zulegen. Auf Dreimonatssicht lautet die Prognose 4.400 US-Dollar. Vor allem wegen der jüngsten Fed-Zinssenkung und der Aussicht, dass die US-Notenbank ihre Geldpolitik weiter lockert, greifen Anleger beim Gold zu“, sagt DZ-Bank-Analyst Thomas Kulp.
Gold: Asset-Klasse der Stunde
Der Goldpreis hat im März 2025 die Marke von 3.000 US-Dollar pro Feinunze überschritten. Seit Jahresbeginn hat der Wert des Edelmetalls sogar um mehr als 50 Prozent zugelegt. Zudem sei die Inflation in den USA wegen der Zollpolitik im Aufwind, was die Nachfrage nach dem Edelmetall als Schutz gegen hohe Teuerungsraten weiter steigere.
„Das Volumen von Gold-ETFs ist seit Jahresbeginn um 17 Prozent gestiegen. Auch bei privaten Anlegern ist das Edelmetall also stark gefragt“, so Kulp. Ein weiterer Faktor, der den Goldkurs unterstützt, ist geopolitische Unsicherheit. Neben den Brics-Staaten erhöhen auch Länder wie Polen, Bulgarien oder die Türkei ihre Goldreserven.
Mit einem Anstieg um mehr als die Hälfte seit Jahresbeginn schickt der Goldpreis sich an, seine beste Performance seit dem Jahr 1979 zu erzielen. Damals erreichte Gold sein bisheriges inflationsbereinigtes Rekordhoch. Ein vorübergehender Rückschlag sei zwar nicht ausgeschlossen, aber ein größerer Rückschlag sehr unwahrscheinlich, glaubt Carsten Menke, Leiter des Bereichs Next Generation Research bei der Privatbank Julius Bär. Für Gold bleibe der fundamentale Rahmen auch nach der neuen Bestmarke günstig.
Rally kann weitergehen: Ein großer Strauß an guten Gründen
Auf der Suche nach Argumenten für noch höhere Goldpreise stößt man auf die bekannten Faktoren wie eine schwächelnde US-Wirtschaft, niedrigere US-Leitzinsen und einen schwächeren US-Dollar. Den jüngste Anstieg dürften zudem Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit der US-Notenbank und den aktuellen Stillstand der US-Regierung anheizen. „Allerdings scheinen die Auswirkungen beider Faktoren auf die US-Wirtschaft und den US-Dollar zumindest derzeit sehr begrenzt zu sein“, vermutet Menke.
Was könnte diesen Rekordlauf stoppen? Für gewöhnlich sind es bessere Wirtschaftsaussichten und eine straffere Geldpolitik, die Investoren wieder am Gold zweifeln lässt. Angesichts der Tatsache, dass die US-Notenbank gerade einen Lockerungszyklus begonnen hat, hält Menke ein solches Szenario für sehr unwahrscheinlich.
„Wahrscheinlicher ist, dass Spekulanten Interesse verlieren, also dass alle guten Nachrichten bereits eingepreist sind und diese letzte Phase der Rallye ein Fall von 'zu schnell, zu weit' ist. Eine solche Reaktion würde allerdings keine tiefgreifende Korrektur, sondern eher einen kurzfristigen und vorübergehenden Rückschlag verursachen, da wir weiterhin günstige fundamentale Rahmenbedingungen für Gold sehen“, so der Julius-Bär-Experte.
Ganz so zuversichtlich wie bei den Kollegen der DZ Bank fallen seine konkreten Prognosen aber nicht aus: „Wir bekräftigen unsere längerfristig konstruktive Einschätzung für Gold und heben unsere 3- und 12-Monats-Kursziele auf 4.150 US-Dollar pro Unze beziehungsweise 4.500 US-Dollar pro Unze an.“
Auch der Silberpreis kann weiter zulegen
Da Menke davon ausgeht, dass Silber weiterhin im Kielwasser von Gold mitfahren wird, heben er die Silberpreis-Prognosen auf 50 US-Dollar pro Unze nach drei Monaten und 54 US-Dollar pro Unze nach 12 Monaten an.
Die derzeitige Entwicklung des Silberpreises deute auf eine langfristige Trendwende hin, sagt Mathias Beil, Leiter Private Banking bei der Hamburger Sutor Bank: „Zum ersten Mal seit 14 Jahren schaffte der Silberpreis Ende August die Marke von 40 US-Dollar pro Unze.“
Die aktuellen Entwicklungen deuten darauf hin, dass Silber vor einer strukturellen Neubewertung steht. Insbesondere das auseinendergedriftete Wertverhältnis zwischen Gold und Silber spricht für ein Aufholpotenzial von Silber: „Sollte sich die Gold-Silber-Ratio wieder in Richtung ihres historischen Durchschnitts bewegen, wäre ein Silberpreis von rund 52 US-Dollar pro Unze gerechtfertigt“, sagt Beil. Ein Silberanteil im Depot sei also durchaus eine überlegenswerte Option.
Halver: Gold und Silber als strahlende Gesichter der Krisen
Das sieht auch Robert Halver so. Der Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank in Frankfurt erklärt die aktuelle Lage der zwei Edelmetalle: „Gold glänzt so stark, dass Anleger eine besonders dunkle Sonnenbrille benötigen. Silber leuchtet sogar noch heller. Und grundsätzlich sorgt das geopolitische und makroökonomische Umfeld bei beiden Metallen längerfristig für noch mehr Lux.“
Dass Gold und Silber beide Krisengewinner sind, steht für Halver fest. Protektionismus und globale Spannungen würden Notenbanken und Investoren veranlassen, so der Börsenexperte, Edelmetalle als Sicherheit gegen politische Fehlentscheidungen und Wachstumsschocks zu halten.
„Ein bisschen Gold und Silber wird auch zukünftig für strahlende Anlegergesichter sorgen.“
Beide Edelmetalle profitieren von den in vielen Volkswirtschaften explodierenden Schulden. „Während in Amerika Steuersenkungen und staatliche Ausgabenprogramme das Haushaltsdefizit aus dem Leim gehen lassen, fallen mittlerweile auch frühere Stabilitätsmusterschüler wie Deutschland aus dem Rahmen. Frankreich befindet sich sogar in einer ernsten Haushaltskrise, ohne dass eine gespaltene Pariser Politik vernünftige Lösungen zu ihrer Bewältigung bietet.“ Insgesamt könnten sich ungehemmt vermehrende Fiat-Währungen die nicht beliebig vermehrbaren Güter Gold und Silber begünstigen.
Mittelfristig Richtung 5.000 Dollar pro Unze und bei Silber 60 Dollar pro Unze
Mit welchem Ergebnis? „Nach dem Erreichen der 4.000 US-Dollar-Marke sind mittelfristig weitere Befestigungen Richtung 5.000 einzuplanen. Bei Silber sind nach 50 Dollar längerfristig 60 möglich“, so Halver.
Zwischenzeitlich sollten sich Anleger von markanten Preisrücksetzer nicht irritieren lassen, rät der Chefanalyst, sondern diese vielmerh aufgrund der beschriebenen Chancen und Argumente als Kaufchance nutzen: „Ein bisschen Gold und Silber wird auch zukünftig für strahlende Anlegergesichter sorgen.“
