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Globale Märkte Was Anleger jetzt wissen müssen

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Coronavirus

Vom 23. Januar bis zum 3. Februar hatte die chinesische Regierung den Aktienhandel wegen des Coronavirus ausgesetzt. Nachdem der Handel nach einer verlängerten Pause anlässlich des chinesischen Neujahrsfestes wieder aufgenommen wurde, sackten die Börsen von Shenzhen und Shanghai um 9 Prozent beziehungsweise 8,7 Prozent ab, wie Bloomberg berichtete. Vor Öffnung der Märkte zeigte sich die chinesische Regierung, wie von uns erwartet, sehr aktiv und mehrere chinesische Regulierungsbehörden, Ministerien und Kommunalregierungen kündigten Interventionen an, um die negativen Auswirkungen des Coronavirus auf die Wirtschaft einzudämmen. Insgesamt kündigte die chinesische Regierung über fünf Ministerien und Regulierungsbehörden 30 Stützungsmaßnahmen für die Wirtschaft an. Die chinesische Zentralbank stellte den Geschäftsbanken über sogenannte Repogeschäfte 1,2 Billionen Yuan (rund 156 Milliarden Euro) Liquidität zur Verfügung. Außerdem senkte sie die sieben- und 14-tägigen Reverse-Repo-Sätze um zehn Basispunkte auf 2,4 Prozent beziehungsweise 2,55 Prozent.

Das neuartige Coronavirus verbreitet sich sehr schnell; die Infizierten-Zahlen übersteigen die der SARS-Epidemie (SARS = „Severe Acute Respiratory Syndrom“) des Jahres 2003 bereits deutlich. Allerdings scheint die Sterblichkeitsrate erheblich niedriger zu sein als bei den früheren Coronavirus-Ausbrüchen der Varianten SARS und MERS (MERS = „Middle East Respiratory Syndrome“).

In einigen Ländern scheinen die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus zu wirken, aber nur die Zeit wird zeigen, wie es mit dieser Epidemie weitergeht. Ausgehend vom heutigen Informationsstand rechnen wir damit, dass der Coronavirus-Ausbruch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in China und Asien im ersten Quartal 2020 am stärksten belasten wird und die Auswirkungen im zweiten Quartal bereits etwas geringer sein werden. Im Vergleich zum SARS-Ausbruch im Jahr 2003 wird dieses Mal in der Anfangsphase mit größeren negativen Auswirkungen gerechnet, da die Anzahl der Neuansteckungen in diesem Quartal ihren Höhepunkt erreichen dürfte. Zurzeit gehen wir davon aus, dass die Neuinfektionen im Verlauf des zweiten Quartals etwas zurückgehen werden, da China und andere Staaten schneller reagiert und eine deutlich transparentere Informationspolitik verfolgt haben als 2003.

Mit dem Rückgang der Neuinfektionen — und der Wiederbelebung des Konsums sowie der positiven Auswirkungen des „Phase 1“-Handelsabkommens auf das Geschäfts- und Konsumklima — dürfte sich auch die Wirtschaft bis zum Ende des zweiten Quartals wieder erholen und im dritten Quartal dann noch mehr Fahrt aufnehmen. An den Aktienmärkten muss zwar weiter mit einer erhöhten Volatilität gerechnet werden. Wir halten es aber für wahrscheinlich, dass sich der Markt bereits vor der Verbesserung der Wirtschaftsdaten erholt, zumal sowohl China als auch die US-amerikanische Notenbank (Fed) bereitstehen, um der Wirtschaft bei Bedarf unter die Arme zu greifen.

Konjunkturdaten und Geldpolitik rücken in den Blick

Neben diesen Sorgenfaktoren rücken auch immer mehr die anstehenden Konjunkturdatenveröffentlichungen in den Blick. Zum ersten Mal seit mehreren Monaten machen sich die Marktteilnehmer wieder Sorgen über das globale Wirtschaftswachstum, was nicht zuletzt an der raschen Verbreitung des Coronavirus liegt. Selbst in den USA sind einige Wirtschaftsdaten zuletzt enttäuschend ausgefallen. Besonders heftig war der Rückgang des Einkaufsmanagerindex Chicago, der von 48,9 Punkten im Dezember auf 42,9 Punkte eingebrochen ist. Darüber hinaus signalisieren jüngste Daten, dass die Insolvenzen in der US-amerikanischen Landwirtschaft im Jahr 2019 trotz massiver Staatshilfen um 20 Prozent gestiegen sind.

In der kommenden Woche ist der Halbjahresbericht über die Geldpolitik der Fed von besonderem Interesse: Die Fed informiert den US-Kongress regelmäßig im Detail über die Entwicklung der Wirtschaft und der Finanzmärkte, die Geldpolitik und ihren Ausblick. Dabei wählt die Fed häufig ein oder mehrere Schwerpunktthemen für ihren Halbjahresbericht, was uns Anhaltspunkte dazu geben könnte, was die Notenbank derzeit am stärksten umtreibt. Da die Geldpolitik der aktuell wohl größte Einflussfaktor für die Märkte ist, gehört dieser Bericht für uns zur Pflichtlektüre.

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