Private Debt Gewollt Systemrelevant

Seite 2 / 3


Dieser Meinung ist auch Christof Kessler. „Die Anlageklasse ist für Versicherer sehr interessant, da sie nicht nur hohe, sondern auch laufende Renditen verspricht, und dies bei verhältnismäßig moderaten Ausfallwahrscheinlichkeiten“, betont der Vorstandssprecher von Gothaer Asset Management. Mittelfristig soll Private Debt in den von ihm verantworteten Portfolios 5 Prozent ausmachen. Stark gewachsen ist dort in den vergangenen drei Jahren der Direct-Lending-Bereich, also die Vergabe von Fremdkapital direkt an Unternehmen. Dabei steht die Vergabe von privat arrangierten, von einem Konsortium von Kreditgebern bereitgestellten Darlehen – sogenannten Senior Secured Loans – im Vordergrund.

Zirka 75 Prozent des Private-Debt-Portfolios der Gothaer Asset Management sehen mittlerweile so aus. „Unsere Investitionen orientieren sich nicht daran, wie gewinnträchtig ein Segment ist. Entscheidend ist vielmehr das Rendite-Risiko-Profil“, sagt Kessler. Und das stehe und falle mit dem Asset Manager: „Diese müssen über jahrelange Erfahrung verfügen und einen ausgewiesenen Track Record haben, den sie auch in Krisenzeiten nachweisen können.“ Zudem müssen Manager in seinen Augen weitreichende Anforderungen an Reporting, Steuern und Recht erfüllen und über hervorragende Beziehungen verfügen, damit sie zugesagtes Kapital schnell im Markt unterbringen und Schuldnern maßgeschneiderte Lösungen anbieten können.

Ein anspruchsvolles Anforderungsprofil. Peter Dombeck und Marc-André Köhler suchen mit ihrem Beratungsunternehmen Novovest nach Managern, die es erfüllen können. Ihr Fragebogen dazu hat 107 Seiten. „Da trennt sich die Spreu vom Weizen. In dieser Asset-Klasse ganz besonders“, sagt Dombeck. Der Grund: In keiner anderen Klasse gebe es so viele Wechsel und Neugründungen. Insgesamt existieren zurzeit knapp 3.000 Private-Debt-Fonds, rund 400 davon befinden sich derzeit im Fundraising und wollen Kapital. „Bis zu einem gewissen Punkt ist das in Ordnung, nämlich bis zu dem, an dem eine ausreichende Diversifikation der Kredite gegeben ist“, erklärt Köhler.


Aktuell verwalten Private-Debt-Fonds weltweit etwas mehr als eine Billion Euro. Ein Drittel davon, 363 Milliarden Euro, warten als sogenanntes Dry Powder darauf, investiert zu werden. Ein Rekordstand. Für den Kreditnehmer könnten damit die Kosten sinken. Spielraum wäre vorhanden, vor allem bei der Vergütung der Asset Manager „Da gibt es wilde und exotische Gebührenstrukturen“, so Dombeck. Zum Teil ist das der Tatsache geschuldet, dass es keine ETFs gibt. Die haben die Gebühren im klassischen Fondsgeschäft massiv unter Druck gesetzt, sowohl im institutionellen Geschäft als auch bei Privatkunden. Hier nicht. „Die Nachfrage der Investoren ist hoch, die Manager wollen sich ihre Leistung dementsprechend gut bezahlen lassen“, sagt Köhler.