Was hat dich angetrieben?
Piening: Der Wunsch, unabhängig zu sein.
Bist Du auf Widerstände gestoßen?
Piening: Täglich! Wenn man eine kleine Person ist mit Migrationshintergrund, wird man in Deutschland sehr oft unterschätzt.
Hast du „das“ Bank-Erlebnis?
Piening: Ich muss nachdenken, wann ich das letzte Mal überhaupt in einer Bankfiliale war. Das ist sicher mehrere Jahre her. Daher leider nein.
Wie bist du in die Fondsbranche gekommen?
Piening: Ich habe schon 1998 bei der Advance Bank Vermögensberatung über Fondsanlagen beraten. Die Advance Bank war für die damalige Zeit eine sehr innovative beratende Direktbank mit völlig offener Architektur, was die unabhängige Beratung zu hunderten von Fonds von über 30 Fondsgesellschaften möglich machte. Nach zwei Jahren B2C wollte ich dann zu einem Produktanbieter wechseln und bewarb mich direkt bei einer Fondsgesellschaft in Frankfurt für den B2B-Vertrieb.
Hattest du Unterstützer?
Piening: Ja. Mein damaliger Chef Markus Drews hat mir die Aufgabe als Vertriebsdirektorin zugetraut und mir viel beigebracht. Ich war erst 25 Jahre alt und durfte ganz Deutschland bereisen, Vorträge halten und auch größere Kunden mit Milliarden-Beständen betreuen. Später war Dr. Adam Lessing mein Chef und mein Mentor. Von beiden habe ich sehr viel gelernt und ich frage mich heute noch in vielen Situationen, „wie würde Dr. Lessing in dem Fall entscheiden?“
Was ist das Besondere an einer Männer-dominierten Branche? Im Guten und im Schlechten?
Piening: Ich denke bei dieser Frage intuitiv an die vielen Veranstaltungen in der Branche, bei denen der Frauenanteil oft unter fünf Prozent ist. Es ist relativ grau und nüchtern. Der Vorteil als Frau ist, dass man etwas mehr „Farbe“ reinbringen kann. Damit meine ich vor allem, eine andere Art zu denken und zu kommunizieren. Ansonsten sehe ich ehrlich gesagt keinen Nutzen, wenn eine Branche sehr stark von einem Geschlecht – egal weiblich oder männlich- dominiert wird. Die Kreativität ist dann definitiv geringer.
Was können Frauen besser?
Piening: An einer Sache zu arbeiten, ohne stets dabei an eigene Karriere/Macht/Vorteil zu denken. Einfach tun, was getan werden muss.
Was hast Du von Frauen gelernt, was von Männern?
Piening: Von Männern lernte ich, wie wichtig das Netzwerken für die Karriere ist. Von Frauen lernte ich alles andere.
Was bedeuten Kundenbeziehungen für Dich?
Piening: Der Grund, täglich aufzustehen und zur Arbeit zu gehen, egal, wie schwierig der Job manchmal ist. Der Austausch mit Kunden – egal wie kritisch diese auch verliefen – waren immer sehr angenehm und lehrreich für mich. Es ist wunderbar, wenn ich Kunden treffe, die mich seit Jahrzehnten wohlwollend begleitet haben und wir über die „alten Zeiten“ sprechen. Das Vertrauensverhältnis ist sehr bereichernd.
Was bedeutet Work-Life-Balance für Dich?
Piening: Die Möglichkeit, täglich am Alltag meiner Tochter teilzuhaben.
Wo siehst Du Dich in zehn Jahren?
Piening: Das ist gar nicht einfach zu beantworten, denn unsere Branche ist sehr stark im Wandel. Ich denke, ich werde immer im Vertrieb bleiben und hoffe, dass auch in 10 Jahren die Kunden den persönlichen Kontakt und Service wünschen.
Dein weibliches Rolemodel?
Piening: Coco Chanel und Mutter Theresa
Mit welchen Mann, prominent oder auch nicht, würdest Du gern mal einen Tag tauschen?
Piening: Eigentlich mit dem Dalai Lama - aber heute wäre ich gerne einen Tag anstelle von Wladimir Putin und würde dann sofort den Krieg unwiderruflich beenden.
Wie sieht ein Tag „nichts tun“ aus?
Piening: Ein entspannter Tag mit meiner Familie: Zeichentrickfilm mit Popcorn, gemeinsam tanzen und lauthals singen, Uno spielen ...
Dein perfektes Urlaubs-Ziel?
Piening: Sandylane auf Barbados
