Gespräch mit Attrax-Mann Uwe Dietl „Wir lösen die Komplexität unserer Kunden”

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Nun stammen zirka 45 Milliarden Euro administriertes Fondsvolumen aus dem institutionellen Geschäft. Der Geschäftsplan scheint aufzugehen.

Dietl: Wir sind jedenfalls sehr zufrieden mit der Entwicklung. Allein vergangenes Jahr kamen 12 Milliarden Euro Volumen dazu, und dieses Jahr sind wir bei über 5 Milliarden. Das Plattformgeschäft ist ein Skalengeschäft. Für uns waren immer zwei Dinge klar: Dass wir erstens mehr Volumen auf unsere Plattform bekommen müssen. Und zweitens, dass unser Auftrag, nachfrageorientiert die Volks- und Raiffeisenbanken mit Drittfonds zu versorgen, eine Limitierung dargestellt hätte. Eine Limitierung die gegebenenfalls sogar nicht wirtschaftlich gewesen wäre. Zudem möchten wir dem Verbund wettbewerbsfähige Preise anbieten.

2004 war dann Start für das institutionelle Geschäft. Was kann Attrax, was andere Plattformen nicht können?

Dietl: Ausgangspunkt war für uns die Frage, was eine Bank, die nicht zum Verbund gehört, überhaupt von einer Plattform benötigt. Allein niedrige Order- und Lagerstellenpreise werden es nicht sein. Das ist wichtig, unterscheidet uns aber nicht vom Markt. Dass Retail- und Depotbanken mit uns je nach Kernbankensystem mittels Swift oder Fix umfassend kommunizieren können, nicht nur Käufe und Verkäufe, sondern vollautomatisch auch Ausschüttungen, Überträge von Stücken und bankenindividuelle Vorgangsnummern abwickeln können, dagegen schon.

 Quelle: Unternehmensangaben

Ist dieser Umfang der Kommunikation denn so ein Mehrwert für Banken?

Dietl: Das Andocken ans Kernbankensystem entbindet sie von weiterem IT-Aufwand und spart dadurch Kosten. Thema Mifid II. Die Banken müssen ihren Endkunden genau dokumentieren, wie viel Bestandsprovision mit den Fondsanteilen des Kunden über ein Jahr angefallen ist. Das ist eine sehr komplizierte Berechnung. Zudem rechnen die Fondsgesellschaften unterschiedlich ab. Die eine auf Tagesbasis, eine andere zum Wochenende, die dritte zum Monatsende. Jetzt die Einzelberechnungen auf den Cent hinzubekommen und mit der Provisionsabrechnung der abwickelnden Fondsplattform in Einklang zu bekommen, ist die Herausforderung. Unser Angebot lautet daher: Liefert uns die Kundendaten anonymisiert auf Tagesbasis, und wir berechnen euch quartalsweise die Provisionen für den Kunden. Das sollte dann für eine Retail-Bank ein enormer Mehrwert sein. Dadurch lösen wir die Komplexität deren Geschäfts.

Kann man noch anderweitig punkten?

Dietl: Unsere Dienstleistungen umfassen nicht nur die Produktbewertungen in den einzelnen Kategorien, sondern auch die Bereitstellung einer Vielzahl abwicklungs- und beratungsrelevanter Stammdaten.  Zudem ist die Qualität der Stammdaten enorm hoch, und wir haben uns Gedanken zur Haftung bei fehlerhaften Ausführungen gemacht. Seitdem handeln  wir in allen Vertriebsvereinbarungen mit den Fondsgesellschaften aus, wie diese uns die Stammdaten anzuliefern und wie schnell sie Änderungen mitzuteilen haben. Wenn die Stammdaten dann zum vereinbarten Zeitpunkt nicht entsprechend geliefert werden und ein Schaden eintritt, haftet die Fondsgesellschaft. Das schafft Rechtssicherheit. Das alles ergibt dann ein Service-Niveau, das sich sehen lassen kann, das aber auch teilweise für den Kunden individuell erarbeitet wird. Denn zentral im Geschäft mit institutionellen Kunden ist, sich möglichst weit in die Prozesse des Mandanten einzufügen.

Worum geht es den Versicherungen?

Dietl: Wenn eine Versicherung eine Lösung inklusive Unterstützung für deren angeschlossenes Maklergeschäft samt  Endkundendepots sucht, sind wir der falsche Partner. Sucht eine Versicherung aber eine professionelle Abdeckung für ihr Sicherungsvermögen, punkten wir  mit unserem Fokus. Thema Treuhändersperrvermerk. Versicherungen müssen  sich alle Wertpapiergeschäfte von einem Treuhänder genehmigen lassen. Um das alltagstauglich zu lösen, haben wir ein gesondertes Front-End entwickelt. Gibt der Kapitalentscheider nun eine Wertpapierorder auf, bekommt der Treuhänder eine Nachricht über die Order. Im Web kann er sich in das Front-End per Passwort einloggen und unverzüglich die Order freigeben. Häufig läuft die Freigabe noch über ein Fax. Zudem können mehrere Orders aus dem System der Versicherung in das der Attrax einfach und risikolos hochgeladen werden.



Über den Interviewten:
Uwe Dietl leitet bei der Fondsplattform Attrax den institutionellen Vertrieb. Für die Tochtergesellschaft der Union Asset Management Holding ist er bereits seit 2004 tätig. In dieser Zeit stiegen die Assets under Administration in seinem Geschäftsfeld von 2 auf 45 Milliarden Euro.

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