Geschäftsprozesse der Zukunft, Teil 1 Was bei einer Digitalstrategie im Private Banking zu beachten ist

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Die wesentlichen Felder der Digitalisierung

Grundsätzlich lassen sich drei große Bereiche abgrenzen:

  • Interaktion auf der Lieferanten- / Partnerseite
  • Interne Wertschöpfungskette
  • Interaktion mit Kunden

Während in den Anfängen der Digitalisierungswelle mehrheitlich die zur Verfügung stehenden Kanäle der Kundeninteraktion adressiert wurden, kommt dank neuer technischer Möglichkeiten mehr und mehr die Lieferanten- und Partnerseite in den Fokus.

Im Bereich der Zusammenarbeit mit externen Partnern ergeben sich durch neue Technologien wie Blockchain oder Smart-Contracts neue Möglichkeiten, Plattformkonzepte mit dynamischen Partnerschaftsnetzwerken umzusetzen sowie die notwendigen Daten für eine interne analytische Welt, sei es im Investment-Management wie auch in der Verkaufssteuerung auf eine neue Qualitätsebene zu befördern. Erste Banken sind dabei, entsprechende Konzepte testweise umzusetzen.

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 Quelle: Peik Langerwisch

Intern stellt sich zunächst die Frage, welche Prozesse einzubeziehen sind. Es erscheint nachvollziehbar, Hochvolumenprozesse mit täglicher vielfacher Nutzung zu priorisieren. Darunter fallen die Themen Zahlungen, Handel, Kreditvergabe und Kundenberatung. Hin und wieder werden auch größere Schmerzpunkte für Kundenberater adressiert, wie Neukundenaufnahme, oder Compliance-Prozesse, was sich ökonomisch hingegen nur bedingt lohnen dürfte, schaut man auf die Anzahl tatsächlicher Fälle, die durch diese Prozesse laufen.

In jedem Fall sind die Abstimmung zwischen Geschäftsmodell, Prozessauswahl, inhaltlicher Abstimmung, gefolgt von integrierten Datenmodellen und die Applikation im Multikanalansatz die sinnvollen Vorarbeiten, bevor sich im kreativen Design der Kundenschnittstellen verausgabt wird. Leider sieht man hin und wieder den Startpunkt bei den kreativen Web- oder Applikationsdesigns, was gern zu Ambitionen führt, die mit bestehenden technischen Anwendungen oder begrenztem Budget schwer zu realisieren sind.

Im Kern des Private Banking, dem Beratungsprozess am Kunden hat es heute noch in einigen Instituten keinen strukturierten analogen Prozess oder erheblichen Verbesserungsbedarf. Hier bieten sich große Digitalisierungspotenziale in den folgenden fünf Bereichen (Beispiele in Klammern):

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  • Kundenverständnis (Kundenprofilierung, Suitability-Dokumentation, Service-Level, Kundenrestriktionen, Kundenausbildung)
  • Kundendiagnose (Asset-, Ertrags- und Risikoanalyse, Instrumentenqualität)
  • Kundenberatung (Quantitative Portfoliooptimierung inklusive Optionen der Umsetzung, historische und prognostische Stresstests, Ausbildung des Kunden zu Investments)
  • Umsetzung (automatisierte Orders, automatische regulatorische Dokumentation für Bank und Kunde, vollständig durchlaufendende Order-Exekution)
  • Monitoring (Kundenbuch-Übersicht, Qualitäts-Alarme, Aufgaben-Erinnerungen, Event-Benachrichtigungen, Kampagnen-Analytik und Vorschläge)

Über alle Bereiche hinweg

Um einige der aufgeführten Beispiele umzusetzen, sind weitere Integrationsarbeiten vom Chief Investment Office über Produktabteilung und Verkauf notwendig. Das betrifft sowohl methodische Abstimmungen, wie auch Datenflüsse, Darstellungsprinzipien und Verantwortlichkeiten entlang der zu digitalisierenden Prozesse.

Der Digitalisierungsteil ist dabei oft der geringere Aufwand. Hingegen sind das Herbeiführen von Grundsatzentscheiden zur Art und Weise der Prozessausgestaltung und deren Qualität sowie ein deutlicher Change-Management-Aufwand bei den Kundenberatern die zeitfressenden Faktoren.

Der zweite Teil des Artikels vertieft, welche unterschiedlichen Level in der Integration der Wertschöpfungskette bei welchem Geschäftsmodell notwendig sind.

 


Über den Autor:
Dr. Peik Langerwisch war zehn Jahre lang in führenden Rollen bei Transformationsprozessen bei Credit Suisse, UBS und Deutsche Bank tätig, zuletzt als globaler Leiter Digital Advisory im Wealth Management des deutschen Branchenprimus. Zuvor arbeitete er rund zehn Jahre lang in der Management-Beratung. Heute ist Langerwisch als freier Berater im Private Banking und Asset Management an der Schnittstelle zwischen strategischer Entscheide und konsequenter Implementierung tätig.

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