Geschäftsführung des SFO Capella „Weitere Familien werden uns folgen”

Die Geschäftsführung des Single Family Office Capella Vermögensverwaltung: Dr. Nadine Becken und Rafael Morón Zirfas

Die Geschäftsführung des Single Family Office Capella Vermögensverwaltung: Dr. Nadine Becken und Rafael Morón Zirfas Foto: Capella

private banking magazin: Das Family Office der Familie Becken will künftig nicht nur Vermögensverwalter auswählen, sondern auch selbst eine Portfoliostrategie managen. Was hat Sie zu dem Schritt bewogen?

Nadine Becken: Das Wachstum des Aufgabenspektrums des Family Office der Familie hat es notwendig gemacht, den organisatorischen Rahmen weiter zu entwickeln. Dies ermöglicht es uns, flexibel zu bleiben, gleichzeitig aber den Fokus auf Schwerpunktthemen zu erhöhen.

Rafael Morón Zirfas: Darüber hinaus haben wir in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass sich im liquiden Vermögen durch eine ausschließliche Mandatsvergabe an Fremdmanager die Allokation und der Ertrag in das Gesamtvermögen der Familie nicht passgenau einbetten lassen. Zudem erhöhen sich die regulatorischen Anforderungen an die externen Bankpartner. Für uns wird es damit schwieriger, alternative und individuelle Anlagewege zu gehen und das Vermögen effizient und kostengünstig zu steuern.

Innerhalb der Capella Advisory managen sie künftig ein eigenes Portfolio. Wird es sich um eine reine Aktienstrategie handeln?

Becken: Wir sind sehr aktienaffine Investoren. Deswegen wird der Schwerpunkt der Vermögensanlage dort liegen. Anleihen und Gold nutzen wir nur, um das Rendite-Risiko-Profil zu optimieren.

Wollten Sie sich auch mehr Know-how zu den Kapitalmärkten aneignen?

Becken: Für die Einbettung der liquiden Investments in die Gesamtvermögensallokation spielen neben der Rendite auch die Diversifikation für das Gesamtvermögen und die Cashflow-Steuerung eine Rolle. Darüber hinaus ist es natürlich von Vorteil, eigenes Know-how zum Kapitalmarkt zu haben, insbesondere wenn ein bedeutender Teil des Gesamtvermögens aus aktivem Immobiliengeschäft besteht, welches zinssensitiv ist.

Bei der Capella Advisory arbeiten Sie künftig zu dritt. Reicht die Teamgröße aus oder suchen Sie noch?

Becken: Aktuell sind wir mit diesem Team für das Management des eigenen liquiden Vermögens sehr gut aufgestellt und jederzeit entscheidungs- und handlungsfähig. Da ein gutes Wachstum auf allen Vermögensebenen zu sehen ist und sich folglich die Aufgabenspektren der am Vermögensanlageprozess beteiligten Personen verändern werden, wird das Team in der Zukunft sicherlich weiter wachsen.

Wie sieht künftig das Zusammenspiel aus Fremdmanagern und der selbst gemanagten Portfoliostrategie aus?

Morón Zirfas: Beide Seiten arbeiten auf der Ebene der strategischen Vermögensallokation komplementär miteinander. Wir bewerten aber auch das Risiko der einzelnen Sub-Asset-Klassen im Kontext taktischer Erwägungen und allokieren entsprechend. Wichtig ist uns dabei, dass der konstruktive Dialog zwischen Eigen- und Fremdmanagement immer erhalten bleibt.

Nun könnte es Nachahmer unter Family Offices geben. Wie lang muss der Atem sein, bis man ein eigenes Portfoliomanagement aufgesetzt hat?

Morón Zirfas: Wir haben etwa eineinhalb Jahre vor Fondsauflegung begonnen, erste Gespräche mit dem Familienbeirat und externen Partnern zu führen. Der größte Aufwand für unser Ansinnen war, das regulatorische Umfeld sauber abzustecken, damit die künftige Organisationsstruktur langfristig und zukunftsorientiert arbeiten kann.

Becken: Generell dürfte die größte Herausforderung die Personalgewinnung sein. Neben den besonderen fachlichen Anforderungen gilt es, jemanden zu finden, der gut zum Family Office und dem persönlichen und vertraulichen Umfeld passt.

Sehen Sie bereits einen Trend zum Eigenmanagement?

Morón Zirfas: In den vergangenen Jahren hat die Häufigkeit eines Insourcings des Vermögensmanagements oder die aktive Beteiligung an einem Vermögensmanager durch Single Family Offices deutlich zugenommen. Je stärker das Vermögensanlagegeschäft der Banken und Asset Manager aus Kosten- und Regulierungsgründen standardisiert wird, desto mehr ist bei dem Thema ein Insourcing der Unternehmerfamilien zu erwarten. Allein schon, um ihren individuellen Anforderungen besser gerecht werden zu können.



Über die Interviewten:
Dr. Nadine Becken ist Geschäfts-führerin des Single Family Office Capella Vermögensverwaltung und der Investmentfirma Capella Advisory sowie Mitglied des Verwaltungsrats der Becken-Gruppe. Die Juristin und Finanzökonomin hat das familieneigene Single Family Office nach vorheriger Mandatsvergabe an ein Multi Family Office 2015 gegründet. Sie wirkt zudem als ehrenamtliche Geschäftsführerin der gemeinnützigen Gesellschaft Labor Logizack, einer Fördereinrichtung für hochbegabte Kinder.

Rafael Morón Zirfas leitet das Single Family Office Capella Vermögensverwaltung seit dessen Gründung im Jahr 2015. Zudem ist der Jurist Geschäftsführer der Capella Advisory. Zuvor betreute Morón Zirfas zehn Jahre lang vermögende Kunden und Stiftungen im Multi Family Office der Deutschen Bank.

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