Mehr Fairness zwischen Bank und Kunde Ich habe noch immer eine Vision

Spiros Margaris von der Schweizer Beratungsboutique Margaris in jungen Jahren

Spiros Margaris von der Schweizer Beratungsboutique Margaris in jungen Jahren

In diesem Artikel werde ich nicht über einen Innovations-Vorschlag berichten, sondern über die Gedanken, Ziele und letztendlich die Vision, die hinter jedem meiner bisherigen Vorschläge stehen.

Alle meine Vorschläge beginnen immer mit einem Wunsch oder einem Ziel, etwas Erstrebenswertes zu erreichen, das ich persönlich erfüllt haben möchte. Danach überlege ich mir, ob dieser Wunsch auch für eine größere Anzahl von Menschen wichtig sein und vor allem einen Mehrwert bescheren könnte.

Den Mehrwert im Fokus

Die großen Schwierigkeiten einer Innovation bestehen nicht in erster Linie in der Findung einer Idee. Es braucht Ideen, die vor allem einem wahren und klaren Mehrwert schaffen, und es braucht eine erfolgreiche Umsetzung. 

Bei der Umsetzung denke ich hier nicht in erster Linie an die technischen Schwierigkeiten, die für sich genommen auch ein bedeutsames Thema sind.

Es geht mir in erster Linie um das Problem, das Management zu überzeugen, den Nutzen und Mehrwert für die Kunden – und zu guter Letzt auch für sich selbst – zu sehen. Danach geht es darum, den Willen aller Mitarbeiter aufzubauen, das Ziel und die Vision konsequent zu verfolgen und die neue Richtung einzuschlagen. Und nicht zuletzt geht es darum, alle gerecht am Erfolg der Vision teilhabenzulassen.

Das Einmaleins der Geschäftsmodelle

Ein zukünftiges Geschäftsmodell kann und darf nicht in erster Linie auf Kostenersparnisse abzielen. Dies stellt oft ein Armutszeugnis dar, da dann dem Management eine Strategie hinsichtlich der nachhaltigen Gewinnerzielung fehlt.

Das Unternehmen muss immer eine Vision und das Ziel verfolgen, bei fairen Gewinnen zugleich zufriedene Kunden durch erstklassige Dienstleistungen und Innovationen zu gewinnen.

Diese Vision gehört zum Einmaleins der kundenorientierten Dienstleistungs-Unternehmen anderer Branchen, die allerdings bei vielen Banken noch nicht angekommen ist. Fintech-Unternehmen nutzen diese Situation erfolgreich aus und können daher das Geschäftsmodell der Finanzinstitute unterlaufen.

Schlechtes Image der Banken

Die Finanzwelt und viele Kunden scheinen immer noch miteinander auf Kriegsfuß zu stehen. Um diesen Zustand zu ändern, muss man versuchen, die Träume und Wünsche beider Welten zusammenführen und die gespannte Situation zu lösen.

Jeder sieht in dem Anderen zwar einen notwendigen Partner, aber viele Kunden lehnen eine wünschenswerte langfristige Beziehung mit der Bank ab.

Viele existierende Banken-Visionen werden von vielen als bloße Lippenbekenntnisse wahrgenommen, da sie nicht gelebt werden.

Deshalb muss ein Umdenken in dem Sinne stattfinden, dass die Banken ständig verbesserte Dienstleistungen mit dem Ziel anstreben, einen wahren Mehrwert für den Kunden zu schaffen. Dann ist der Kunde auch bereit, dafür einen fairen Wert zu bezahlen und eine langfristige Partnerschaft einzugehen.

Im oft vorherrschenden Vertrauens-Dilemma zwischen Kunden und Banken geht es nicht darum, einen Schuldigen zu finden, sondern darum, wie sich diese Situation verbessern lässt, die zu negativen Emotionen führt. Erst dann wird ein besseres zukünftiges Umfeld mit gemeinsam vertretbaren Zielen geschaffen.

Fintechs sind Schnellboote

Die Fintech-Unternehmen zum Beispiel sind in Hinsicht darauf, sich an die Träume und Wünsche der Kunden anzupassen, flexibler als die großen Finanzunternehmen. Zudem sind ihre Berechtigung und Zukunft sehr mit zufriedengestellten Kundenbedürfnissen und -wünschen verknüpft.

Ohne klaren Mehrwert haben diese Unternehmen keine Überlebenschancen. Große Finanzinstitute dagegen haben nur einen längeren Atem, aber dem Vorteil ihrer Größe steht oft der Nachteil der Inflexibilität gegenüber.

Beide Welten, die der Kunden und der Banken, müssen sich zu einem gewissen Maße entgegenkommen und daher auch die Ängste und Wünsche ihres jeweiligen Gegenübers verstehen.

Der gemeinsame Traum

Es ist an der Zeit, eine Vision beziehungsweise einen Traum zu entwickeln und zu vermitteln, welcher für Kunden wie auch Banken gemeinsam erstrebenswert ist.

Die Bank versteht als ihren Beitrag ihre Dienstleistungen und Expertise und der Kunde das anvertraute Vermögen. Und beide wollen eine angemessene Rendite für ihren Beitrag erhalten.

Das Problem kommt erst auf, wenn beide Parteien nur an ihre Vorteile denken, und beide eine Gewinnmaximierung ohne Verständnis für die Bedürfnisse des Anderen anstreben. Dann werden beide langfristig verlieren: Die Banken die Kunden und der Kunde eine erstklassige Beratung.
Dies gilt es zu verhindern, indem ein durch Glaubwürdigkeit geprägtes Einander-Entgegenkommen gepflegt wird.

Die Zukunft

Alle meine Innovations-Vorschläge stammen aus der Überlegung, eine Win-Win-Situation zu schaffen. Bei jeder Innovation fange ich immer mit der Herausarbeitung eines wahren Mehrwerts für den Kunden an und passe sie so an, dass es auch für das Finanzinstitut Sinn macht, sie dem Kunden anzubieten.

Dabei sollte jede Innovation nie primär auf Gewinnmaximierung, sondern auf die Langfristigkeit der Beziehungen abzielen.

Die Kunden wie die Banken müssen wieder versuchen zu verstehen, wohin die Reise hingehen soll, eine Reise, die man zusammen bestreiten will und auf der man aufeinander angewiesen ist, in guten wie auch in schlechten Zeiten.

So wie die Kunden bereit sein sollten, einen fairen Preis für Bankleistungen zu bezahlen, so sollte jede Bank dementsprechend darauf hinzielen, die bestmögliche Leistung dem Kunden zu erbringen, damit diese vom Kunden als etwas Besonderes anerkannt wird und das allfällige Gefühl einer überteuerten Dienstleistung schwindet.

Gelebte Fairness

Damit wir alle an das angestrebte gemeinsame Ziel kommen, müssen wir an die Vision einer fairen Partnerschaft glauben und vor allem leben. Die Kunden müssen sich vom Gefühl lösen, dass sie immer das letzte Stück eines Kuchens erhalten, und die Banken sollten sich bemühen, dass sie dieses Gefühl im Kunden wecken. Erst dann kann die Vision einer fairen Partnerschaft gelebt werden.

Viele junge Fintech-Unternehmen versuchen diese Vision zu leben. Ich glaube auch, dass viele ihrer Kunden bewusst oder unbewusst verstehen, dass diese gemeinsame Ziele und Visionen anstreben.

Jeder, der in der Innovation das Ziel und die Vision sieht, für alle Parteien einen Mehrwert zu schaffen, hilft, den tiefen Graben zwischen Kunden und Unternehmen mit einer Brücke zu überwinden und somit eine Verbindung zu schaffen, die ermöglicht, Vertrauen aufzubauen.
 
Bei jeder Innovation, die ich erarbeite und ständig konstruktiv hinterfrage, muss ich
immer diese Vision vor Augen haben.

„I have a dream“
Martin Luther King


Über den Autor: Spiros Margaris ist Geschäftsführer der Beratungsboutique Margaris Advisory. Er verfügt über 20 Jahre internationale Berufserfahrung im Investment Management für institutionelle Kunden, Family Offices, HNWIs und Technologie- und Innovationsmanagement. Er veröffentlicht regelmäßig Aufsätze zu innovativen Lösungen und Strategien zu den Themen Banking und Asset Management.

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