Die DZ Bank hat in einer Studie das Geldvermögen privater Haushalte in Deutschland ausgewertet – und das Sparverhalten, das sich im Zuge der Zinswende im vergangenen Jahr massiv verändert. Zwar eröffnen die gestiegenen Zinsen neue Möglichkeiten bei der Geldanlage, die Sparquote dürfte 2023 aber weiter sinken. Die DZ-Bank-Analysten rechnen weiterhin damit, dass das gesamte Geldvermögen im Laufe des Jahres 2023 auf 7,9 Billionen Euro ansteigen könnte. Das würde einem Wachstum von immerhin 6 Prozent gleichkommen.
Die Ausnahmesitutation aus der Coronakrise hat sich endgültig normalisiert. Damals war die Sparquote in den Jahren 2020 und 2021 auf Rekordwerte von durchschnittlich 16,4 und 15,1 Prozent Ersparnis des verfügbaren Einkommens geschnellt, weil Shopping und Reisen stark eingeschränkt waren. Die Quartalswerte im vergangenen Jahr näherten sich bereits den Vor-Corona-Werten an – in 2023 dürfte die Sparquote laut der Analysten bei 10,7 Prozent und in 2024 bei 10,6 Prozent liegen.
Die gestiegenen Zinsen öffnen dagegen eine neue Flanke im Ausgabeverhalten der Deutschen: Gemeinsam mit den auch im Zuge der Inflation stark erhöhten Baukosten sorgten sie dafür, dass das Neugeschäft für private Immobilienkredite im Februar und März 2023 auf weniger als die Hälfte des Volumens neuer Kredite im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen ist. Der er durchschnittliche effektive Kreditzinssatz im Neugeschäft mit privaten Immobilienkrediten im Januar 2022 lag noch bei 1,39 Prozent, dieser stieg bis März dieses Jahres auf 3,95 Prozent. Die Nettokreditaufnahme könnte in diesem Jahr erstmals seit 2009 wieder negativ ausfallen.
Realverzinsung der deutschen Geldvermögen bleibt weiterhin klar negativ
Aber: Die gestiegenen Zinsen lösen laut Studienautoren den Geldanlagestau der Vorjahre etwas auf. Während das Vermögen in der Spitze zu 31 Prozent aus Sichtgekdeinlagen und Bargeld bestand, gehen diese Bestände inzwischen wieder zurück. Termineinlagen wuchsen dagegen zuletzt. Auch Aktien sind weiter gefragt – allerdings hat sich das Wachstum der Anlageklasse im Vergleich zu den Vorjahren abgeschwächt. Die Bestände in Versicherungen und Investmentfonds dürften moderat bis stabil weiterwachsen.
Aber: Auch wenn das Geldvermögen dieses Jahr nominal wieder schneller wachsen dürfte als in den Vorjahren, bleibt die reale Verzinsung der Vermögen ob der noch immer hohen Inflationsrate tiefrot. Die Analysten gehen davon aus, dass sie 2023 noch immer zwischen minus 3 und minus 5 Prozent rangiert. „Erst wenn über die Neuanlage weitere Geldvermögenbestandteile vom Zinsanstieg profitieren und die Inflationsraten wieder niedrig ausfallen, ist mit positiven Realrenditen zu rechnen“, schreiben sie.