Geldpolitik der EZB Nach Zinsentscheidung auf japanischem Kurs?

Neubau der Europäischen Zentralbank in Frankfurt a.M.

Neubau der Europäischen Zentralbank in Frankfurt a.M. Foto: Epizentrum/Wikimedia

Die gute Nachricht vorweg: Die Geldschleusen sind weiter geöffnet. Seit Jahren haben die Zentralbanken rund um den Globus bekanntlich die Banken und Finanzmärkte mit Liquidität in Dollar, Yen oder Euro geradezu überflutet, um damit Staatspleiten abzuwenden, Bankenzusammenbrüche zu verhindern und die Wirtschaft anzukurbeln.

Doch ist die Nachricht wirklich so gut? Zumindest aus Sicht der Anleihe-Investoren ist sie es sicher nicht, wie die Folgen zeigen: Das Zinsniveau in der Eurozone befindet sich auf historischen Tiefständen und die mit Geldmarktanlagen erzielbaren Renditen liegen unter der Inflationsrate. Zudem haben europäische Staatsanleihen aufgrund der Schuldenkrise in Europa stark an Attraktivität verloren. In einem solchen Umfeld wird es für Anleger immer wichtiger, die Cash- und Anleihepositionen dem fortbestehenden Niedrigzinsumfeld anzupassen und sich nach alternativen Ertragsquellen umzusehen.

Zumindest die Notenbanken der USA und Großbritannien ziehen nun die monetären Zügel langsam wieder an und signalisieren so ein Ende des billigen Geldes. Doch die Zentralbank-Kollegen aus Europa und Japan haben ihren Fuß noch nicht vom Gaspedal genommen: Sie wollen weiter mehr Geld in die Märkte bringen.

EZB beschließt Refinanzierungsprogramm für Banken

So hat die Europäische Zentralbank (EZB) jüngst beschlossen, in diesem Jahr gezielte langfristige Refinanzierungsgeschäfte durchzuführen. Bei den sogenannten TLTRO (targeted longer-term refinancing operations) stellt die EZB den Banken günstige Kredite in Aussicht. Die Geldspritze ist jedoch an Bedingungen geknüpft, um sicherzustellen, dass die Mittel tatsächlich in Kredite und damit in die Realwirtschaft fließen. Die Banken dürfen nur Geld in Höhe von sieben Prozent der vergebenen Kredite an den nichtfinanziellen privaten Sektor leihen. Der EZB zufolge sind das 400 Milliarden Euro.

Anders als die Bank of Japan (BoJ) geht die Finanzspritze der EZB also nicht in Anleihekäufe, sondern in eine verlängerte Refinanzierung für die Banken. Die BoJ dagegen kauft monatlich für sechs bis acht Billionen Yen Staatspapiere am Markt auf. Das entspricht rund 70 Prozent des Neuemissionsvolumens.

Auch wenn die EZB somit nicht den japanischen Kurs einschlägt: Für Investoren hierzulande sind die Folgen der Geldpolitik gravierend. Durch das jahrelange Eingreifen der Notenbanken sind die realen Renditen von Staatsanleihen in den vergangenen Jahren immer wieder in negatives Terrain abgerutscht, was einen Kaufkraftverlust bedeutete. Zudem sind nun auch Zinserhöhungen, zumindest in England und den USA, in greifbare Nähe gerückt.

Anleger müssen sich nach neuen Ertragsquellen umsehen, um ihren Einkommensstrom besser steuern zu können. Dafür bieten sich vor allem zwei Lösungen an: Zum einen über passive Exchange-Traded Funds, kurz ETFs, die in festverzinsliche Werte investieren. Gerade mit Renten-ETFs können Anleger schnell, effizient und kostengünstig auf Zinsveränderungen reagieren – und das mit nur einer Transaktion. Zum anderen Multi-Asset-Strategien, die darauf ausgerichtet sind, regelmäßige und laufende reale Erträge oder Einkommen zu generieren.

Mit ETFs gegen das Zinsrisiko

ETFs auf Kurzläufer-Anleihen sind eine erste Alternative für Tagesgeld-Positionen. Denn die Zinspapiere reagieren nur minimal auf Zinsänderungen. Das heißt: Eine Erhöhung des allgemeinen Zinsniveaus wirkt auf die Kurse kurzlaufender Anleihen weniger dramatisch als bei Papieren mit längerer Restlaufzeit.

Wer mehr Erträge will, muss entsprechend seine Risikoneigung überdenken. Wenn Anleger bereit sind, mehr Risiko einzugehen, bieten auch andere festverzinsliche Wertpapiere das Potenzial für Kapitalwachstum und steigende laufende Erträge: Unternehmensanleihen, Hochzinsanleihen und Anleihen aus den Schwellenländern. Für alle diese Anlageklassen gibt es den passenden ETF.

Multi-Asset-Lösungen bieten Mehrwert

Auch Multi-Asset-Strategien mit nachhaltiger und guter Erfolgsbilanz rücken bei Investoren zunehmend stärker in den Fokus. Das zeigen unter anderem die Fonds-Absatzstatistiken in Deutschland und Europa. Multi-Asset-Lösungen bieten einen Dreiklang aus Diversifikation, aktiver sowie flexibler Kapitalanlage und Risikomanagement. Sie eignen sich somit gerade für Investoren, die die Marktentwicklungen nicht ständig im Blick haben wollen oder können.

Besonders interessant sind dabei Multi-Asset-Income-Fonds. Mit ihnen können Anleger regelmäßige, reale Einkommensströme erzielen und sind aufgrund der breiten Diversifikation auch gut gegen Rückschläge an den Finanzmärkten abgesichert. Solche Fonds geben den Beratern und den Kunden somit gleichermaßen Planungssicherheit, gerade in Zeiten niedriger Zinsen.

Wichtig ist es in jedem Fall, das Portfolio breit zu streuen und flexibel zu bleiben. Nur ein flexibler Ansatz mit globaler Kompetenz und Erfahrungswerten entscheidet über den Erfolg einer Anlagestrategie in Zeiten, in denen geldpolitische Maßnahmen jederzeit möglich sind und maßgeblich das Geschehen an den Märkten bestimmen. Wer verschiedene Anlageklassen kombiniert, die sich nicht gleichgerichtet entwickeln, senkt schließlich bei dauerhaft hohen Erträgen das Risiko. Das können Berater oder Vermögensverwalter für ihre vermögende Klientel selbst tun oder entsprechende ETF- oder Multi-Asset-Lösungen nutzen.

Welche Möglichkeiten bieten ETFs?

Welche Möglichkeiten bieten Multi-Asset-Lösungen?

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