Interviews zu Gehältern, Jobprofilen, Teamwechseln Headhunter analysieren den Personalmarkt im Private Wealth Management
Die Zusammenfassung und die Gehaltstabellen zu Fixgehältern und Boni finden Sie hier.
private banking magazin: Wie steht es aus Ihrer Sicht derzeit um die Private-Wealth-Branche in Deutschland?
Andreas Halin: Die Branche startet ambitioniert in das Jahr 2023. Dies nicht nur, weil man für die Märkte Licht am Ende des Abwertungstunnel sieht, sondern auch, weil mit festverzinslichen Wertpapieren wieder Geld verdient werden kann und sich seit langem wieder ein breites Anlageuniversum bietet, das fachlich versierte Beratung erfordert. Auch auf der Kundenseite gibt es Bewegung. Gerade im Segment der UHNWI ist nicht jeder damit zufrieden, wie sein Wealth Manager das Vermögen durch die Krise manövriert hat. Hier wollen viele Wealth Manager angreifen. Das Geschäft ist knallhart geworden.
Welche akuten und welche langfristigen Auswirkungen hat die aktuelle Krise derzeit auf den Personalmarkt?
Halin: Der Personalmarkt ist weiter angespannt. Dabei wird mehr und mehr auf Qualität statt Quantität der eigenen Mitarbeiter gesetzt. Im Segment der UHNWI wird die Branche sich zunehmend bewusst, dass sie dringend Berater-DNA aus anderen Branchen braucht. UHNWI wollen Gesprächspartner und Berater, die die Geschäftswelt verstehen, idealerweise weil sie dort selbst einmal tätig waren. Diese Berater müssen Risiken erkennen, bewerten, abwägen und dann auch eine klare Position beziehen und klare, gerne risikoadjustierte Empfehlungen geben. Das tut der Unternehmer-Kunde (=UHNWI) nämlich auch jeden Tag.
Welche Folgen der Corona-Krise sind am Personalmarkt und im Vermittlungsgeschäft noch spürbar?
Halin: Keine.
Welche Anreize müssen Arbeitgeber den Kandidaten in der Branche bieten, um sie von einem Wechsel zu überzeugen?
Halin: Eine stabile, langfristig tragfähige Plattform. Dabei sind historische Performances genauso relevant, wie Produktvielfalt, ein agiles Mindset und dynamische Aufstellung der Gesamtorganisation sowie eine moderne IT-Welt mit effizienten Zugängen für die Kunden. Nur dann glauben Kandidaten, dass Gehalts- und Karriereaussichten wirklich belastbar und langfristig attraktiv sind. Homeoffice und unternehmerische Freiheiten sind selbstverständlich.
Welche Wechseltendenzen lassen sich derzeit bei den Arbeitnehmern in der Branche feststellen?
Halin: Arbeitnehmer realisieren mehr und mehr, wie informiert und klug sich die Besitzer großer privater Vermögen bei der Auswahl ihres Wealth Managers verhalten. Dabei realisiert mancher, dass er immer noch wortgewaltig auf dünnem Eis und in der Historie verhaftet auf der Postkutsche galoppierend daher kommt, während starke Wettbewerber sowohl im Anlagemanagement selbst als auch in der Beratungstiefe und –qualität bereits im Raumgleiter unterwegs sind. Spätestens dann versuchen Arbeitnehmer sich als Kandidaten bei Personalberatern vorzustellen. Auch Family Offices geben mit steigender Tendenz diskrete Personalsuchen in Auftrag. Dabei stehen Produktexperten, Portfoliomanager und „Denker“ im Sinne von Asset Allokation und Marktstrategen im Fokus. Im Asset Management stehen weiterhin Institutional-Sales- und Produkt-Experten im Vordergrund.
Wird die Zahl der Jobwechsel in der Branche zunehmen? Warum?
Halin: Die Branche wird noch deutlich professioneller werden und Anbieter – Banken und Vermögensverwalter – werden ihr Profil und ihre Fähigkeiten weiter schärfen müssen. Mitarbeiter werden sich dabei selbst „einsortieren“ und den für sich richtigen Arbeitgeber wählen. Insofern wird die Zahl der Jobwechsel keinesfalls abnehmen.
Jobprofil: Welche Fähigkeiten sollten Bewerber mitbringen und wie haben sich die Anforderungen im Vergleich zu den Vorjahren verändert?
Halin: Die Anforderungen haben sich wenig verändert. Sie werden aber genauer definiert. Bei Kandidaten wird genauer hingeschaut und strenger evaluiert.
In welchen Abteilungen und Bereichen wird verstärkt eingestellt?
Halin: In der Family Office Coverage, bei Alternatives wie Hedgefonds, Private Equity oder Rohstoffe, zudem Investmentmanager, Portfoliomanager und Kundenberater für UHNWI. In der Semi-Institutional-Coverage, im Management und in Family Offices selbst.
Wie haben sich die Gehälter im Private Wealth Management in den vergangenen zwei Jahren entwickelt?
Sehr positiv. Leistung wird vom Arbeitgeber honoriert und Outperformance von Global Mind geheadhunted!