Gehälter in Stiftungen „Im Schnitt verdienen Führungskräfte rund 100.000 Euro pro Jahr“

Berit Sandberg ist Professorin für Public und Nonprofit-Management an der HTW Berlin.

Berit Sandberg ist Professorin für Public und Nonprofit-Management an der HTW Berlin.

Frau Sandberg, Sie haben im Jahr 2014 Vorstände, Geschäftsführungen und Stiftungsräte befragt. Wie sehr ehrenamtlich arbeiten Führungskräfte in Stiftungen eigentlich? Welchen Anteil haben heute Hauptamtliche?

Berit Sandberg: Es gibt keine belastbaren Zahlen zum Verhältnis von hauptamtlichen zu ehrenamtlichen Führungskräften. Wir wissen aber, dass fast alle Stiftungen, genauer gesagt 96 Prozent, Organe haben, die ganz oder teilweise mit Ehrenamtlichen besetzt sind. Ohne Ehrenamtliche würden die meisten Stiftungen nicht überleben.

Dabei heißt ehrenamtlich nicht unbedingt unentgeltlich …

Sandberg: Der Gesetzgeber definiert das Ehrenamt im Stiftungsrecht als unentgeltlich, relativiert das aber mit steuerrechtlichen Regelungen. Wenn es die Stiftungssatzung erlaubt, dürfen Vergütungen gezahlt werden.

Über welche Bezüge sprechen wir beim ehrenamtlichen Spitzenpersonal, über welche beim hauptamtlichen?

Sandberg: Die Spanne ist breit. Bei ehrenamtlichen Vorständen und Geschäftsführern reicht sie von 50 Euro bis 52.000 Euro im Jahr. Auch im Hauptamt gibt es große Unterschiede. Im Durchschnitt verdienen Führungskräfte rund 100.000 Euro pro Jahr.

Was sind die Spitzengehälter in Stiftungen?

Sandberg: In großen Stiftungen kann man 250.000 Euro und mehr im Jahr verdienen. Solche Jobs sind allerdings rar.

Interessanterweise arbeiten unbezahlte ehrenamtliche Vorstände im Schnitt sogar eine Stunde pro Woche mehr als diejenigen, die eine Aufwandsentschädigung erhalten.

Sandberg: Der Blick auf den zeitlichen Umfang des Engagements täuscht, weil das Durchschnittswerte sind. Stiftungen machen die Höhe von Aufwandsentschädigungen durchaus an der Position und an der Leistung beziehungsweise am Aufgabenumfang und dem Ausmaß der Verantwortung fest. Im gemeinnützigkeitsrechtlichen Rahmen haben Stiftungen Ermessensspielräume, die sie auch nutzen. Die Absprachen sind daher aber sehr individuell, personen- und situationsabhängig. Ob und in welcher Höhe eine Stiftung Vergütungen zahlt, hängt letztlich auch davon ab, ob sie es sich leisten kann und will.

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Wie steht es mit den Stiftungsräten? Ist hier, bei einem geringeren zeitlichen Aufwand für die Stiftungsarbeit, eine Vergütung üblich?

Sandberg: Bei Stiftungsräten ist eine Vergütung noch seltener als bei Vorständen und Geschäftsführungen. Ungefähr jedes zehnte ehrenamtliche Mitglied eines Stiftungsrates erhält irgendeine Form von Aufwandsentschädigung. Außerdem liegen die Honorare tendenziell niedriger als bei Vorständen.

Immerhin die Hälfte der hauptamtlichen Vorstände erhält ein Grundgehalt von 90.000 Euro oder mehr. Nähert sich hier die Vergütung der in der Wirtschaft an?

Sandberg: Von den Gehältern in der freien Wirtschaft sind Stiftungsmanager weit entfernt. Die Gehälter von GmbH-Geschäftsführern liegen zum Beispiel um rund 50.000 Euro höher und die Gehaltsspanne endet im siebenstelligen Bereich. Stiftungen orientieren sich eher an den Tarifen im öffentlichen Dienst.