Gehälter in Stiftungen „Im Schnitt verdienen Führungskräfte rund 100.000 Euro pro Jahr“

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Welche Faktoren beeinflussen im Hauptamt die Höhe der Vergütung? Spielt das Stiftungsvermögen die wichtigste Rolle?

Sandberg: Das Gehaltsniveau resultiert aus einem Mix an Faktoren. Das beginnt mit individuellen Kompetenzen und endet mit dem Vermögen der Stiftung – im doppelten Wortsinn. Interessant sind aber auch die vergleichsweise hohen Vergütungen bei mildtätigen Stiftungen.

Sie haben auch danach gefragt, inwieweit Männer und Frauen gleiche Zuwendungen bekommen. Gibt es auch in Stiftungen einen Gender Pay Gap?

Sandberg: Ja, den Gender Pay Gap gibt es auch in Stiftungen. Bei gleicher Position und Ausbildung verdienen Frauen 23 Prozent weniger als Männer. Entgeltdiskriminierung herrscht sogar im Ehrenamt.

Was ist Ihre Einschätzung: Wie wichtig ist eine finanzielle Kompensation, um gutes hauptamtliches Führungspersonal zu bekommen?

Sandberg: Viele Stiftungen beklagen einen Fachkräftemangel auf der Führungsebene. Qualifizierte Führungskräfte zieht man unter anderem mit einer marktüblichen Vergütung an. Stiftungsmanager verweisen aber auch auf die inhaltlichen Freiräume und die Gestaltungsmöglichkeiten, die die Stiftungsarbeit bietet und nicht zuletzt auf Arbeitsbedingungen, die deutlich entspannter sind als in der freien Wirtschaft. Dafür nehmen manche gerne Gehaltseinbußen in Kauf.

Welchen Stellenwert hat die Vergütung für Ehrenamtliche?

Sandberg: Fragt man Ehrenamtliche nach der Bedeutung von Vergütung, bestreiten sie energisch jedes finanzielle Motiv. Ich bezweifele aber, dass die Antworten immer ehrlich sind, denn sonst gäbe es die erwähnten Daten nicht oder alle Honorare würden rückgespendet. Je anspruchsvoller die Aufgaben sind, desto eher werden Stiftungen von qualifizierten Personen mit Erwartungen an eine angemessene Entschädigung für ihr zeitliches Engagement konfrontiert. Letztlich ist eine Vergütung auch eine Form der Anerkennung und ohne Wertschätzung hält man auf Dauer auch den idealistischsten Freiwilligen nicht.

Neben einer durchdachten Vergütungsstruktur – was können Stiftungen noch tun, damit es nicht an qualifiziertem Nachwuchs fehlt?

Sandberg: Oft engagiert sich zunächst der Stifter außerordentlich stark in seiner Stiftung. Doch irgendwann wird das Thema Nachfolge aktuell. Dann sollte die Stiftung mit so viel Kapital ausgestattet sein, dass eine solide Administration finanziert werden kann – sei es im Haupt- oder im Ehrenamt. Im Grunde müssen sich Stifterinnen und Stifter also bereits vor der Gründung der Stiftung mit der Herausforderung der Rekrutierung und mit der Frage der Vergütung befassen.

Das Interview ist zuerst auf dem Stiftungsblog des Bundesverbands deutscher Stiftungen erschienen und wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Das Interview führte Henrik Flor.



Über die Interviewte:
Prof. Dr. Berit Sandberg forscht seit mehr als 20 Jahren zu betriebswirtschaftlichen Fragen des Stiftungswesens. Sie ist Professorin für Public und Nonprofit-Management an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.

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