Gegen den Trend Was aktives Portfoliomanagement gegenüber ETFs leisten kann

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Aktives Management machen sich natürliche Volatilität zunutze

Passive Finanzinstrumente bilden einzelne Märkte über Indizes weitgehend eins zu eins ab. Und damit auch die Schwankungen dieser Märkte. Wer zu 100 Prozent im Markt investiert ist, nimmt Abschwünge meistens viel stärker mit als ein Anleger, der in ein aktiv gemanagtes Portfolio investiert.

Getrieben durch passive Strategien können Abverkäufe an den Märkten häufig heftig ausfallen und einzelne Werte ungerechtfertigt oder überproportional treffen. Hier liegen die Trümpfe des aktiven Managements, das diese Aktien in solchen Phasen ganz gezielt ins Portfolio aufnehmen oder Positionen aufstocken kann.

Denn aktives Management kann mit seinen Gewichtungen – im Gegensatz zu passiven Instrumenten – von der Benchmark abweichen. Auf diese Weise können aktive Manager volatile Phasen geschickt ausnutzen und Mehrwerte für Anleger erwirtschaften.

Das können sie aktuell auch dadurch, dass sich die Bewertungen bereits in vielen Fällen vom Gewinnwachstum der Unternehmen abgekoppelt haben. Es gilt, erfolgreiche Unternehmen zu finden, die unterschätzte Gewinnprofile aufweisen sowie teure Unternehmen zu meiden, deren Gewinnwachstum bereits voll eingepreist ist.

Ein Umfeld niedrigerer und volatilerer Gewinne, welches schon bald wieder Realität sein könnte, schafft interessante Gelegenheiten für fundamental orientierte Portfoliomanagemer. Dann kommt es umso mehr darauf an, den unternehmerischen Ausblick richtig einzuschätzen und herausfordernde Marktphasen geschickt zu manövrieren.

Kursstürze können für ETF-Anleger zur Falle werden

Ein Ereignis, das unnatürliche, heftige Schwankungen an den Aktienmärkten ausgelöst hat, war der sogenannte „Flash-Crash“ am 24. August 2015. Über dessen wahre Auslöser kann bis heute nur spekuliert werden. Mitverantwortlich ist sicherlich der hohe Automatisierungs- und Technisierungsgrad, der das natürliche Spiel der Marktmechanismen aushebelt und Extremereignisse an den Finanzmärkten auslösen kann.

Kurz nach Handelsbeginn verloren zahlreiche Titel im US-amerikanischen Index S&P 500 in weniger als einer halben Stunde in der Spitze bis zu 11 Prozent. Demgegenüber gaben einige, diesen Index abbildende ETFs namhafter US-Anbieter kurzzeitig sogar bis zu 30 Prozent nach. Anleger, deren Verkaufsorders in diesem Zeitfenster ausgeführt wurden, erzielten also deutlich größere Verluste als der Markt, den ein ETF ja eigentlich weitgehend deckungsgleich repräsentieren soll.

Der Grund für diese Anomalie liegt im Zusammenspiel von Mensch und Maschine. Im modernen Börsenhandel zeigen die Systeme bei starken Kursstürzen vorübergehend keine Kurse an, um Panikbewegungen entgegenzuwirken. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass der Markt so kurzzeitig zur Black Box wird.

„Market Maker“, die im Börsenhandel Angebot und Nachfrage zueinander bringen und somit entscheidend für die Liquidität im Markt verantwortlich sind, stellen in dieser Situation schon aus reinem Eigeninteresse massiv nach unten korrigierte Kaufkurse. Für den ETF-Anleger, der seine Anteile abstoßen möchte, kann somit ein solches Ereignis zur Falle werden. Demgegenüber kann aktives Management bei Marktverwerfungen nicht nur das Risiko gezielter managen, sondern solche Opportunitäten auch für die eigene Performance nutzen.