Gefahr für die Eurozone Droht Europa eine neue Finanz- und Bankenkrise?

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Im Bankensektor in Europa beträgt die durchschnittliche Eigenkapitalquote circa 4,4 Prozent, die in einer Krise, beispielsweise hervorgerufen durch einen plötzlichen Einbruch der Aktienmärkte um 40 Prozent, in keinem Fall ausreichen würde. In solch einem Fall würde sich für die europäischen Banken ein Fehlbetrag von 882 Milliarden Euro ergeben, der sich entsprechend der obigen Grafik auf die einzelnen Banken der jeweiligen wichtigsten Volkswirtschaften aufteilt.

Dabei ist auffällig, dass auch in den großen Volkswirtschaften im Bankensektor entsprechend hohe Risiken zu beobachten sind. Würde man die amerikanischen Stresstestbedingungen (Rückgang der Aktienkurse um 40 Prozent innerhalb von 6 Monaten) auf die einzelnen Banken anwenden, wären die französische Crédit Agricole mit 79 Milliarden Euro, gefolgt von der BNP Paribas mit 75 Milliarden Euro und von der Deutschen Bank mit knapp 60 Milliarden Euro die Banken mit den größten Fehlbeträgen. Die Ergebnisse zeigen sehr deutlich, dass die europäischen Banken dringend Maßnahmen zur Rekapitalisierung benötigen.

Nötige Verschärfung der Kapitalvorschriften

In diesem Zusammenhang ist es mehr als unverständlich, dass insbesondere die deutsche Bundesregierung sich gegen eine Verschärfung der Kapitalvorschriften in der Eurozone wehrt. Eine weitere Ursache für die erhöhte Anfälligkeit der europäischen Banken und der damit verbundenen Gefahr einer Bankenkrise stellt vor allem auch der Immobilienmarkt dar.

Dies gilt insbesondere in Deutschland, wo dieser in der letzten Zeit in einigen Regionen deutliche Überhitzungserscheinungen aufweist. Insbesondere die Niedrigzinspolitik der EZB hat zu einer verstärkten Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten geführt. So ist seit 2010 die Nachfrage nach Immobilienkrediten um circa 14 Prozent gestiegen und hat mit 1,25 Billionen Euro eine neue Rekordmarke erreicht.



Da die deutschen Banken traditionell Immobilienkredite in ihren Büchern selbst halten und diese nicht durch Verbriefung und Verkauf an den Kapitalmarkt weiterreichen, weisen die deutschen Banken im Fall einer Immobilienkrise in Deutschland besonders hohe bilanzielle Risiken auf. Die Risiken, die dabei von den Banken zu tragen sind, beziehen sich dabei nicht nur auf das traditionelle Ausfallrisiko insolventer Schuldner.