Gefahr für die Eurozone Droht Europa eine neue Finanz- und Bankenkrise?

André Schmidt (links), Professor der Uni Witten-Herdecke, und Christoph Weber, Geschäftsführer des Family Offices WSH

André Schmidt (links), Professor der Uni Witten-Herdecke, und Christoph Weber, Geschäftsführer des Family Offices WSH

Seit längerer Zeit verdichten sich die Anzeichen, dass die Eurozone vor einer großen Bankenkrise nicht gefeit ist. Im Gegensatz zu den USA hat es die europäische Politik versäumt, den Bankenmarkt zu bereinigen und die Risiken einer Bankenkrise zu verringern.

Dabei sind es nicht nur die italienischen oder griechischen Banken, deren Risiken als besonders hoch zu bewerten sind, sondern vor allem die Banken Frankreichs, Großbritanniens und auch Deutschlands, die im Falle einer Finanzkrise in ernsthafte Schwierigkeiten geraten könnten.

Eurozone am Tropf

Nach wie vor hängt die Eurozone am Tropf der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Solange sie ihre ultraexpansive Geldpolitik fortsetzt, scheinen zunächst größere Risiken in weiter Ferne. Doch dies muss nicht so bleiben. Der Instrumentenkasten der EZB ist weitgehend ausgeschöpft.

Langfristig ist es ein Irrglaube, man könne die strukturellen Probleme in der Eurozone mit Geldpolitik bekämpfen. Stattdessen ist das Gegenteil der Fall: Die EZB hat mit ihrer Politik die Risiken in der Eurozone dramatisch erhöht. Wenn in dieser instabilen Gesamtsituation beispielsweise vermehrt politische Risiken dazukommen, kann nicht ausgeschlossen werden, dass dies zu einem schlagartigen Rückzug des Kapitals von den europäischen Märkten führen wird.

Diesbezüglich stellen die Wahlen im kommenden Jahr in Frankreich eine besondere Gefahr dar. Sollte es dazu kommen, dass Marine Le Pen die Wahlen gar gewinnt – und dies vermag zurzeit niemand mit Sicherheit auszuschließen – dann könnte sich die Situation in der Eurozone dramatisch verschlechtern. Dass dabei ein drohender Austritt Frankreichs aus der Währungsunion ein erhebliches Krisenpotenzial für Europa darstellt, ist nur allzu leicht vorstellbar.

Ernsthafte Bedrohung für Anleger

Würde es dann zu einer Finanzkrise kommen, so könnte diese sehr schnell auf den Bankensektor übergreifen und zu einer ernsthaften Bedrohung für die Anleger in Europa werden. Sollte es in der Eurozone zu einer Finanzkrise kommen, so mangelt es dem europäischen Finanzsektor flächendeckend an einer ausreichenden Eigenkapitalausstattung, um eine solche Krise zu abzufedern.