Gebühren institutioneller Vermögensverwaltung Nachverhandeln lohnt sich

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Kostensenkung dank struktureller Verbesserungen im Portfolio

Je nachdem, wie professionell Investoren arbeiten, kann man mit strukturellen Verbesserungen bei den Anlagen die Kosten zusätzlich erheblich senken. Erfahrungsgemäß besteht gerade bei kleineren und mittelgroßen Häusern Raum für Verbesserungen. So lässt sich beispielsweise in einigen Anlageklassen durch den Einsatz von ETFs und passiven Mandaten oder durch die Bereinigung des Portfolios auf weniger korrelierte Fonds die Kostenstruktur deutlich verbessern.

Wichtig ist bei dieser Optimierung, die individuelle Situation des Anlegers sowie die Auswirkungen differenziert zu betrachten. Während ETFs beispielsweise gegenüber einem aktiven Mandat einen Kostenvorteil von rund 0,25 Prozent haben, bedeutet dies im Umkehrschluss, dass der aktive Fondsmanager eine Outperformance von mindestens 0,25 Prozent erwirtschaften muss. Je nach Anlageklasse ist dies für einen guten Fondsmanager eines institutionellen Portfolios nicht schwer zu erreichen.

Wenige Basispunkte relevant

Im Vergleich zum Einsparpotenzial bei den Management-Gebühren und durch strukturelle Verbesserungen, sind die folgenden Kostenblöcke entweder volumenmäßig weniger relevant oder – wie bei den Transaktionskosten eines Fonds – nur schwer zu beeinflussen.

Bei investierbaren Fonds, haben die Asset Manager zudem ein Eigeninteresse, die Transaktionskosten niedrig zu halten, da sich hohe Kosten direkt auf die Wettbewerbsfähigkeit niederschlagen. Professionelle Manager agieren daher mit eigenen Trading Desks und speziellen Handelstechniken.

Kosteneinsparungen bei der Direktanlage kommen vor allem beim Erwerb der Titel zum Tragen. Deshalb gilt hier die alte Kaufmannsregel „der Gewinn liegt im Einkauf“.

Die administrativen Kosten für die Kapitalverwaltungsgesellschaft beziehungsweise die Verwahrstelle zeichnen sich bereits heute durch niedrige Margen aus. Gerade hier waren die Preise seit der Jahrtausendwende aufgrund der hohen Markkonzentration stark rückläufig. Das heißt, dass das Kostensenkungspotenzial in diesem Bereich bereits weitgehend ausgereizt ist. Nichts desto trotz lassen sich je nach Vertrag bisweilen einige Basispunkte nachverhandeln, was sich bei einem großen Anlagevolumen auszahlt.

Vorreiter arbeiten an neuen Gebührenmodellen

Seit der Jahrtausendwende ist der Kostendruck im institutionellen Asset Management gestiegen – und es gibt keine Anzeichen, dass sich bald daran etwas ändern wird. Neben nominell niedrigeren Verwaltungsgebühren rücken auch Fragen zur strukturellen Berechnung der Kosten stärker in den Fokus.

Ein Trend ist, dass Performance-Gebühren stark rückläufig sind und von institutionellen Anlegern kaum mehr akzeptiert werden. Für Vermögensverwalter noch relevanter ist die von Vorreitern formulierte Frage, ob die Verwaltungskosten auch in Zukunft volumenbasiert zu berechnen sind.

Das Interesse der Asset Manager an diesem Modell ist naturgemäß hoch, da sich so hohe Skalenerträge erwirtschaften lassen. Großinvestoren mit entsprechender Einkaufsmacht werden künftig auch andere Modelle mit individuellen Kostenpositionen favorisieren und durchsetzen.

Neue Regularien können Kostentransparenz erhöhen

Der wesentliche Grund, warum deutsche Institutionelle von den auf breiter Front gefallenen Preisen für die Kapitalanlage kaum profitieren, ist die mangelnde Transparenz. Wie in vielen anderen Bereichen der Asset-Management-Branche sind die USA global die Vorreiternation, wenn es um Kostentransparenz geht.

In Europa zählen die Niederlande, Großbritannien und die Schweiz zu den führenden Ländern. So ist die Kostenquote in den Niederlanden rund 20 Prozent niedriger als in Deutschland. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass entsprechende Regularien in den Niederlanden diese Transparenz und ein Kosten-Benchmarking einfordern. Auch wenn man überbordende Regulation kritisch sehen kann: Im Falle von mehr Kostentransparenz könnte dies von Vorteil sein.

Der Autor Uwe Rieken hat kürzlich zusammen mit Volker Braunberger und Oliver Dräger das Fachbuch „Kostentransparenz im institutionellen Asset Management“ herausgegeben. Darin bekommt der Leser einen Überblick über verschiedenste Kostenfaktoren im institutionellen Asset Management in Deutschland.


Über den Autor:
Uwe Rieken gründet 2003 den Investment Consultant Faros Pension & Asset Advisory, dessen geschäftsführender Gesellschafter er ist. Die Beratungsboutique berät institutionelle Anleger entlang der Wertschöpfungskette des Anlageprozesses, angefangen von Asset-Liability-Management-Studien über die Manager-Selektion und dem Risikomanagement bis hin zum Investmentcontrolling und -reporting.





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