private banking magazin: Das Ganteführer Family Office verfügt über keine Bafin-Lizenz. Warum nicht?
Peter Toffel: Im Ganteführer Family Office sollen die Kunden neutral und unabhängig beraten werden. Das ist nicht nur gut für die Kunden, sondern unterscheidet uns von vielen Wettbewerbern, die über eine eigene Bank- oder Bafin-Lizenz verfügen.
Was machen denn die anderen Wettbewerber?
Toffel: Mit eigener Banklizenz möchte das jeweilige Family Office oftmals gerade selbst die Vermögensverwaltung für den Kunden durchführen. Das ist aber nicht zwingend auch immer die beste Lösung für den Kunden. Auf der liquiden Seite bin ich zum Beispiel immer ein Verfechter von Spezialmandaten, um für jeden Teil des Portfolios den langfristig jeweils besten Manager zu finden. Eine Bank oder Fondsgesellschaft, die sich als guter Manager für europäische Aktien erwiesen hat, muss nicht auch ein guter Verwalter für amerikanische Anleihen sein. Hierfür können wir, frei von Interessenkonflikten, Beauty Contests für die Kunden organisieren und die jeweiligen Anbieter vergleichen. Das ist aber sicher „nur“ eine unserer Standard-Disziplinen.
Ein Schwerpunkt des Family Office liegt in der Thematik Kunst. Was hat es damit auf sich?
Toffel: Dass wir einen besonderen Fokus auf Kunst haben, liegt auch am Gründer der Kanzlei, aus der wir hervorgegangen sind. Felix Ganteführer war ein großer Kunstfreund und hat die Sozietät zu einer der führenden Kunstkanzleien hierzulande aufgebaut. Dieser Schwerpunkt der Kanzlei ist bis heute geblieben und wurde stets weiter vorangetrieben. Daher sollte für das Family Office dieser Fokus erhalten bleiben. Und da Kunst auch meine große Leidenschaft ist, wurde ich als Geschäftsführer für das Family Office angesprochen.
Warum ergibt der Kunstfokus auch für das Geschäftsmodell eines Family Office Sinn?
Toffel: Weil wir damit ein Alleinstellungsmerkmal in einem dennoch relevanten Markt haben. Es ist oftmals nur eine Frage der Zeit, bis vermögende Personen mit Kunst in Verbindung kommen und da ist es natürlich optimal für den Kunden, wenn sie auch in diesem Bereich auf die Expertise ihres Family Offices zurückgreifen können. Wichtig ist: Wir beraten nicht aktiv zu Investments in die Anlageklasse Kunst, sondern regen an, sind Sparringspartner und stellen Kontakt zu den richtigen Dienstleistern und Anbietern her: Galerien, Auktionshäuser, Museen, Versicherungen. Und: Kunst sollte einem in erster Linie gefallen. Dies ist aber nur meine private Meinung (lacht).
„Ich führe keine Preisverhandlungen, bewerte keine Werke oder gebe Empfehlungen für eine Sammlung – weil das Thema einfach zu subjektiv ist“
Wie unabhängig und objektiv kann eine Kunstberatung dann überhaupt sein?
Toffel: Eigentlich gar nicht – aber natürlich schicke ich Mandanten für große Meister zu anderen Auktionshäusern als für Contemporary Art. Am Ende geht es darum, die richtigen Menschen zusammenzubringen. Ich führe keine Preisverhandlungen, bewerte keine Werke oder gebe Empfehlungen für eine Sammlung – weil das Thema einfach zu subjektiv ist – und wir deshalb in keinerlei Interessenkonflikte kommen wollen.
Sie sind neugierig aufs Private Banking?
Was gilt es dann aus Investorensicht zu beachten?
Toffel: Wer Kunst ausschließlich als Anlageklasse begreift, der braucht eine ganz andere Herangehensweise als ein begeisterter Sammler. Bei Kunst ist die Risikostreuung genauso wichtig wie bei allen anderen Anlageklassen auch. Der Markt lässt sich in drei Segmente aufteilen: Bluechip-Kunst von Künstlern wie Max Ernst oder Gerhard Richter, dann gibt es Mid-cycle-Künstler mit vielleicht einer eigenen Galerie und einem funktionierenden Zweitmarkt. Zu guter Letzt gibt es Werke von jungen, aufstrebenden Künstlern. Das Risiko ist bei Letzteren am größten.
Wer ein breites Portfolio aufbauen möchte, müsste bei den zum Beispiel für ein Richter-Werk aufgerufenen Preisen aber eine gewisse Einstiegshürde reißen.
Toffel: Deshalb kann es sinnvoll sein, über alternative Methoden wie Tokenisierung oder Beteiligungen an Blue-Chip-Kunst oder Editionen in den Markt einzusteigen. Dies ermöglicht den Aufbau breiterer Sammlungen. Es ist wichtig, dass Sammler und Investoren die Rolle von Galeristen und Auktionshäusern verstehen, da diese Akteure einen wesentlichen Einfluss auf die Wertentwicklung von Kunstwerken haben. Beim Kauf von Werken lebender Mid-cycle-Künstler ist zwar die Einstiegshürde niedriger, das Risiko kann jedoch höher sein, da Galeristen und Auktionshäuser in diesem Segment häufig eine abwartende Haltung einnehmen.
Wie liquide ist der Kunstmarkt?
Toffel: Je bekannter ein Künstler ist, desto einfacher sind seine Werke zu verkaufen. Für viele Sammler sind Kunstwerke aber ohnehin eine langfristige Anschaffung. Somit kann es sinnvoll sein, alle Generationen beim Aufbau eines Kunstportfolios mit einzubeziehen. Ein weiterer Vorteil: Während sich der Fiskus zum Beispiel bei Immobilien die Erbschaftsteuer niemals in „Betongold“ zahlen lassen würde, ist er bei Kunstwerken von nationaler Bedeutung teilweise sogar gesprächsbereit.
„Gesellschaftliche Entwicklungen können die Wahrnehmung und Bewertung von Kunstwerken erheblich beeinflussen“
Macht der Tod aus einem Künstler einen Meister?
Toffel (lacht): Die Annahme, dass der Tod eines Künstlers automatisch seine Werke wertvoller macht, ist zu vereinfacht. Empirische Daten zeigen, dass die Preise für Werke eines Künstlers nach dessen Tod sogar zunächst fallen können. Kunst sollte daher, wie auch in anderen Fällen, als eine langfristige Anlage betrachtet werden.
In der langen Zeitspanne ändern sich aber auch Moden, Vorlieben und Normen.
Toffel: Da gebe ich Ihnen vollkommen recht – solche Dinge können durchaus eine Rolle spielen. Nehmen wir zum Beispiel Mel Ramos: Seine Werke sind handwerklich anspruchsvoll und hochwertig, doch der Inhalt mit der Darstellung sexualisierter Frauen wird spätestens nach der Me-too-Debatte – und meiner Meinung nach völlig zurecht – kritisch gesehen. Solche gesellschaftlichen Entwicklungen können die Wahrnehmung und Bewertung von Kunstwerken erheblich beeinflussen, auch dies sollte man daher von vornherein im Blick haben.
Welche Risikofaktoren spielen zusätzlich eine Rolle?
Toffel: Der physische Schutz des Werkes ist zwar ein auf den ersten Blick profaner, aber wichtiger Risikofaktor. Es braucht sichere, gut klimatisierte Räumlichkeiten, damit die Arbeiten keinen Schaden nehmen. Beim Kauf eines Werks sind zudem klare Verträge und eine einwandfreie Dokumentation der Provenienz wichtig, vielleicht gibt es sogar Werkverzeichnisse. Bieten Verkäufer das nicht, spielen sie mit ihrer Reputation. Auch eine passende Versicherung ist notwendig. Zudem sollten Kunstwerke regelmäßig in Ausstellungen zu sehen sein. Das steigert den Wert nicht unwesentlich – und verschafft einem Zugang zu wichtigen Netzwerken.
Welche Betreuung können Sie als Family Office konkret noch bieten?
Toffel: Das variiert. Hat der Kunde zum Beispiel schon eine existierende, aber nicht gut aufgearbeitete Sammlung, übernehmen wir dies: Wir arbeiten mit professionellen Fotografen zusammen, um Kunstwerke hochwertig abzulichten. Wir stellen die Provenienz zusammen, erstellen eine Katalogisierung und geben alles an die Versicherung. Wer vorher beispielsweise noch nichts mit Kunst zu tun hatte, kann darauf zählen, dass wir nicht nur die Besonderheiten des Kunstmarktes verstehen, sondern auch die notwendigen Kontakte besitzen – getrieben durch unsere persönliche Begeisterung für Kunst.
Das alles werden Sie sicherlich nicht nur für die eigene Begeisterung tun. Wie sieht Ihr Gebührenmodell aus?
Toffel: Family Offices arbeiten ja oft mit einem prozentualen Honorarsatz. Wir arbeiten hingegen mit Pauschalen, die sich nach dem tatsächlichen Zeitaufwand richten. Dies betrachten wir als fairer – für beide Seiten. Dreh- und Angelpunkt ist dabei, dass wir eine private Vermögensbilanz erstellen und sie auswerten. Außerdem werten wir aus, welche Bedürfnisse der Kunde oder die Kundin hat – wie Postentgegennahme, Reporting, Vermögenscontrolling, Immobilien- und Beteiligungsmanagement, Family Governance sowie Unterstützung bei Unternehmenskäufen und -verkäufen. Dieser Ansatz ermöglicht eine flexible und individuell zugeschnittene Beratung sowie Preisgestaltung, abgestimmt auf die spezifischen Bedürfnisse jedes einzelnen Kunden.
Über den Interviewten:
Peter Toffel ist Bankwirt und Finanzplaner und seit April 2023 Leiter des Ganteführer Family Office. Zuvor arbeitete er fast 25 Jahre lang für Merck Finck, wo er vermögende Privatkunden am Düsseldorfer Standort beriet.