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FvS Research Institute zu Aktienrückkäufen Künstliche Kurswertbeeinflussung vor Rekordvolumen

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Haben sich die Rückkäufe für die Unternehmen gelohnt?

Zum jetzigen Zeitpunkt unterhalten in Deutschland sieben Dax-Unternehmen Rückkaufprogramme. In Summe umfassen diese in den Jahren 2017 und 2018 aufgelegten Programme 12,7 Milliarden Euro. Die größten Rückkäufer sind Adidas und Siemens mit jeweils 3 Milliarden Euro. Die Programme von Allianz und Munich Re umfassen jeweils 2 Milliarden Euro.

Für die Vergangenheit gilt: Die meisten Unternehmen hatten beim Timing ihrer Rückkäufe ein gutes Händchen. Von den Rückkäufen im Jahr 2017 sind volumengewichtet 83 Prozent als „gut“ zu klassifizieren. So hatten die sechs Unternehmen Adidas, Allianz, Deutsche Börse, Munich Re, Rocket Internet und SAP nach ihren Rückkäufen im Durchschnitt eine positive annualisierte Rendite von 5,3 Prozent erreicht.

Die im Jahr 2017 getätigten Rückkäufe der restlichen fünf Unternehmen, beziehungsweise 17 Prozent des Gesamtvolumens, wurden als „schlecht“ klassifiziert: Covestro, Deutsche Post, Siemens, GEA und Osram Licht mussten nach den Rückkäufen Kursverluste von durchschnittlich 29,9 Prozent hinnehmen.

Die Rückkäufe der Jahre 2012 bis 2016 hingegen sind alle als „gut“ klassifiziert. Weil die Aktienkurse  in der Breite des Marktes seit 2012 nach und nach gestiegen sind, wurden im Nachhinein betrachtet alle Rückkäufe zu günstigen Kursen getätigt. Neben den gestiegenen Unternehmensgewinnen haben die Unternehmen auch von der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank profitiert.

Der Großteil der Aktienrückkäufe der Jahre 2006, 2007 und 2008 wiederum ist in der Rückschau als „schlecht“ zu klassifizieren, weil im Zuge der Finanzkrise die Kurse nach den Rückkäufen stark einbrachen. Immenkötter zufolge ergibt sich daraus: „Zum Ende eines Rückkaufzyklus werden im Nachhinein tendenziell mehr Rückkäufe als ,schlecht‘ klassifiziert. Die Unternehmenschefs sind folglich am sich abzeichnenden Ende eines Konjunkturzyklus in einer schwierigen Lage. Zum Zeitpunkt des Rückkaufs ist es oft schwer einzuschätzen, an welcher Stelle genau im Wirtschaftszyklus sich die Unternehmenswelt befindet.“

Fazit: Unternehmen scheuen vor Zukunftsinvestitionen zurück

Wenn der wirtschaftliche Aufschwung nicht ein abruptes Ende findet, ist davon auszugehen, dass im Jahr 2018 das Rückkaufvolumen des Vorjahres weit übertroffen wird. Möglicherweise entschließen sich in den kommenden Wochen noch weitere Konzerne zu Aktienrückkäufen. Jüngst haben etwa der Kupferproduzent Aurubis, der Lichtkonzern Osram Licht sowie das Medienunternehmen ProSiebenSat.1 Media – alle im M-Dax gelistet – (neue) Rückkaufprogramme angekündigt.

„Ob es für die Spitzenunternehmen der deutschen Wirtschaft jedoch tatsächlich nur geringe alternative Investitions- und Akquisitionsmöglichkeiten gibt, und sie daher bevorzugt auf Kurspflege setzen, ist von außerhalb des Unternehmens schwer zu bewerten“, so Immenkötter. Die fortschreitende Digitalisierung, künstliche Intelligenz, autonomes Fahren und weitere neue Wirtschaftsbereiche sprechen eher für Investitionspotenzial – den wieder niedrigeren KGVs, die für vergleichsweise günstige Akquisitionskurse sorgen, zum Trotz. Immenkötter: „Fraglich ist daher, ob wirklich nicht die Opportunitäten gegeben sind oder ob es sich um mangelnde wirtschaftliche Kreativität auf Seiten der Konzerne handelt.“

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