FvS-Denkfabrikleiter Thomas Mayer „Die Auslegung des EZB-Mandats ist problematisch – ökonomisch und rechtlich“

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Schädliche Nebenwirkungen des Inflationsziels

Wir haben gesehen, dass die EZB ihr Ziel für die Inflation über die Beeinflussung der Kreditnachfrage erreichen will. Dazu kann sie versuchen, den Kreditzins indirekt über den Geldmarktzins oder direkt durch Interventionen am Kreditmarkt zu beeinflussen. Wir haben auch gesehen, dass ein Anschub der Kreditnachfrage über die Beeinflussung der Kreditzinsen mitunter sehr schwierig sein kann.

In jüngerer Zeit war die EZB geneigt, auf die ungenügenden Wirkungen ihrer direkten und indirekten Zinspolitik mit einer immer höheren Dosierung ihres Zinsstimulus zu reagieren. Die Folge davon ist ein Zinsniveau, das in Deutschland für hochkarätige Schuldner und kürzere Laufzeiten unter null liegt.

Zwar hat die Politik der EZB noch keine sichtbare Wirkung auf die Konsumentenpreisinflation entfaltet und wird dies nach Einschätzung der EZB auch allenfalls in der mittleren Frist tun, aber die Politik hat schon direkte und beachtliche Auswirkungen auf die Inflation der Vermögenswerte entwickelt. Die folgenden Schaubilder illustrieren diese Effekte am Beispiel Deutschlands.

Die erste Grafik zeigt den Refinanzierungssatz der EZB und die jährliche Rate der Verbraucherpreisinflation in Deutschland. Daraus kann man erkennen, dass die Zinsänderungen den Änderungen der Konsumentenpreisinflation tendenziell folgen.

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Quelle: Flossbach von Storch Research Institute, Statistisches Bundesamt, EZB

Das zweite Schaubild zeigt ebenfalls den Refi-Zins der EZB, anstatt der deutschen Verbraucherpreise aber die jährliche Veränderungen des Flossbach von Storch Vermögenspreisindex für deutsche Haushalte. Aus dieser Grafik ist ersichtlich, dass Zinsänderungen der EZB Änderungen der Vermögenspreise in der Tendenz anführen. So führten die Zinserhöhungen in den Jahren 2006 bis 2008 zu fallenden und die Zinssenkungen in den Jahren 2009 bis 2015 zu steigenden Vermögenspreisen.

Indem die EZB der Konsumentenpreisinflation folgt, destabilisiert sie die Vermögenspreise. Mit ihrer Niedrigzinspolitik in einem Umfeld sehr niedriger Konsumentenpreisinflation facht sie die Vermögenspreisinflation an.

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Quelle: Flossbach von Storch Research Institute, Statistisches Bundesamt, EZB

Fall und Anstieg der Vermögenspreise in den Jahren 2008 bis 2014 gingen mit in der Tendenz schwachem Wachstum der Bankkredite, der Wirtschaft und der Konsumentenpreise einher. Dies lässt den Schluss zu, dass vor allem durch den Zins induzierte Änderungen der Bewertung zu den beobachteten Änderungen der Vermögenspreise geführt haben.