FvS-Chefstratege Philipp Vorndran „Volatilität beschert uns Sonderangebote“

Philipp Vorndran ist seit Anfang 2009 Chefstratege des Kölner Vermögensverwalters Flossbach von Storch

Philipp Vorndran ist seit Anfang 2009 Chefstratege des Kölner Vermögensverwalters Flossbach von Storch Foto: Hipp/Scholtysik

private banking magazin: Der Dax hat sich vom Tief zu Jahresbeginn wieder erholt. Was erwarten Sie für die zweite Jahreshälfte?

Philipp Vorndran: Wir haben leider keine Kristallkugel – von daher wäre es unseriös, wenn ich mich an einer solch kurzfristigen Prognose versuchen würde. Generell gehen wir davon aus, dass die Märkte sehr schwankungsanfällig bleiben – deutlichere Kursrücksetzer inbegriffen. Langfristig ist der Aufwärtstrend unseres Erachtens aber intakt, zumindest was die Aktien erstklassiger Unternehmen betrifft. Sie dürften weiterhin vom Niedrigzins profitieren. 

Sie sprechen von volatilen Märkten. Warum sind Schwankungen gut?

Vorndran: Ein tieferer Einstiegskurs bedeutet ein geringeres Risiko, weil es das Renditepotenzial erhöht – vorausgesetzt, an der Substanz einer Anlage, eines Unternehmens hat sich nichts verändert. Anders ausgedrückt: Volatilität beschert uns immer wieder Sonderangebote, die es dann zu erkennen und zu nutzen gilt. Der Gewinn liegt bekanntlich auch im Einkauf.

Welche Branchen bieten die besten Chancen?

Vorndran: Wir machen keine Branchen-Allokation, sondern schauen zuallererst auf das einzelne Unternehmen: Erzielt es verlässlich Gewinne und wächst robust, ist es wenig verschuldet und global aufgestellt, und wie gut ist das Management? Echte Qualitätstitel, wie wir sie suchen, finden sich naturgemäß eher in wenig konjunkturabhängigen Branchen.  
 
Einige Finanzexperten sorgen sich um die US-Konsumenten. Welche Gefahren sehen Sie für 2016?

Vorndran: Die größte Gefahr für die US-Wirtschaft wäre, die US-Notenbank würde ihren Leitzins ohne Rücksicht auf Verluste anheben. Wir halten das jedoch für unwahrscheinlich. Angesichts der aggressiven Geldpolitik in anderen Währungsräumen kann es sich die Fed gar nicht erlauben, aus der Reihe zu tanzen und im Alleingang den Zins anzuheben. Die jüngsten, sehr vorsichtigen Äußerungen von Fed-Chefin Yellen stützen diese Einschätzung.
 
Sind Aktien alternativlos?

Vorndran: Ich mag diesen Begriff nicht – er wird mittlerweile für alles Mögliche missbraucht. Sagen wir so: Wer sein Vermögen langfristig erhalten und mehren will, wird nicht umhinkommen, sich mit Aktien zu beschäftigen. Ob er will oder nicht.
 
Wie würden Sie derzeit ihre Investments streuen?

Vorndran: Der Fokus sollte auf Qualitätsaktien liegen. In unseren ausgewogenen Mandaten beispielsweise beträgt die Aktienquote derzeit gut 45 Prozent. Auch Gold gehört unseres Erachtens in jedes breit aufgestellte Portfolio – weniger als Kurstreiber, vielmehr als Versicherung gegen die Folgen der ultralockeren Notenbankpolitik. Bei Anleihen, insbesondere Unternehmens-Bonds gilt es opportunistisch vorzugehen und Kursrückschläge abzuwarten. Mit erstklassigen Staatsanleihen dagegen ist kein Staat mehr zu machen.
 
Wie sieht es mit Öl aus?

Vorndran: Reine Rohstoffinvestments fallen bei uns schon aus rein praktischen Gründen weg. Wenn Sie mit „Öl“ Ölaktien meinen, hängt das wie immer vom Einzelfall ab. Auch im Ölsektor gibt es sehr gute, profitable Unternehmen – trotz der niedrigen Ölpreise.


Veranstaltungshinweis:
Philipp Vorndran, Chefstratege bei der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch, spricht am 3. Mai in München beim Vermögenstag der V-Bank. Sein Vortrag lautet: „Sind die fetten Jahre vorbei?" Hier finden Sie weitere Informationen zur Veranstaltung.

Über den Interviewten:
Philipp Vorndran ist seit Anfang 2009 Chefstratege des Kölner Vermögensverwalters Flossbach von Storch. Er ist seit fast 30 Jahren im Vermögensmanagement tätig und erfahrener Experte in der Verwaltung institutioneller und privater Kundenvermögen.

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