Fünf-Phasen-Modell Die geplatzte Spekulationsblase der Kryptowährungen

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Auch diese als die Tulpenmanie des 21. Jahrhunderts bezeichnete Spekulationsblase trieb vereinzelt kuriose Blüten so wie das ICO der Kryptowährung Useless Etherum Token (UET). Das Interesse, sich über Risiken zu informieren, rückte stark in den Hintergrund. So brachte es der UET zeitweise auf eine Bewertung von mehr als eine Million US-Dollar, obwohl auf der offiziellen Website klar ersichtlich war, dass die Zielsetzung des Initiators nicht ernsthaft die Weiterentwicklung der Blockchain-Technologie war: „You’re going to give some random person on the internet money, and they’re going to take it and go buy stuff with it. Seriously don’t buy these tokens.“

Eine weitere Ähnlichkeit zeigt sich zur Dotcom-Spekulationsblase. Zahlreiche Unternehmen änderten in den Jahren 1999 und 2000 Ihre Firmierung, um die Nähe zum Geschäftsfeld Internet durch die Endung .com auch dem letzten Investor zu verdeutlichen. Eine akademische Studie von Cooper, Dimitrov und Rau von der Purdue University im Dezember 2001 ergab, dass die 95 Unternehmen, die ihren Namen mit den Endungen .com, .net oder internet versehen haben, eine kumulative Rendite von 74 Prozent in den zehn Tagen nach der Bekanntgabe der Namensänderung erwirtschaften.

Dies war in der Kryptoblase kaum anders. Kuriosestes Beispiel: Long Island Iced Tea Corp. erzielte intraday eine stattliche Kurssteigerung von fast 500 Prozent, nachdem das Unternehmen die Umfirmierung in Long Blockchain Corp. bekannt gab. Das Unternehmen behauptete, sich auf die Möglichkeiten der Blockchain-Technologie konzentrieren zu wollen.

Phase 4: Das Umfeld trübt sich ein

Die vierte Phase einer Spekulationsblase wird als die kritische Phase oder auch Phase der finanziellen Not bezeichnet. Letzteres spielt auf die zunehmend angespannte finanzielle Lage der Unternehmen an. Steigende Leitzinsen verknappen immer mehr die vorhandene Liquidität. Im aktuellen Fall, spielen die leicht steigenden Leitzinsen in den USA nicht wirklich eine maßgebende Rolle. Vielmehr trübte sich das Umfeld für Krypto-Mining immer mehr ein. Sicherheitsrisiken im Zuge zahlreicher Kryptodiebstähle in Millionenhöhe auf Trading-Plattformen taten ihr Übriges mit Blick auf die Gemütslage der Investoren. Die Folge: Präferenz für Liquidität nahm zu.

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So verboten nacheinander China und Südkorea den Handel und das Mining von Kryptowährungen aufgrund des hohen elektrischen Aufwandes sowie der damit verbundenen finanziellen Risiken. Wenn das noch nicht für genug Aufruhr unter den Krpytoinvestoren führte, so hat die Möglichkeit, die Währungen ab Mitte Dezember 2017 an den US-Terminbörsen CBOE und CME leer zu verkaufen zu weiteren Preisbereinigungen geführt. In den ersten sechs Tagen fiel der Bitcoin-Kurs um 22 Prozent.

Mit zunehmenden Preisverfall stellte sich zudem die Frage, ob das Mining von Kryptowährungen überhaupt noch rentabel gestaltet werden konnte. Aktuell wird der Break-Even-Preis, eine Bitcoin-Münze durch den Validierungsprozess von Transaktionen zu schürfen und in diesem Sinne als Vergütung zu erhalten, auf 8.000 US-Dollar geschätzt. Carl-Ludwig Thiele, Vorstand der Bundesbank, hinterfragte die Sinnhaftigkeit solcher Transaktionen, wenn der Elektrizitätsverbrauch, eine Bitcoin-Münze zu generieren, mit 430 Kilowattstunden so hoch ist, wie der Verbrauch einer vierköpfigen deutschen Familie in einem Monat.