Führungswechsel bei der Deutschen Bank Privatkundenchef Christian Sewing folgt auf John Cryan

Hoffnungsträger im Deutsche-Bank-Vorstand: Privatkundenchef Christian Sewing übernimmt den Vorsitz des Gremiums.

Hoffnungsträger im Deutsche-Bank-Vorstand: Privatkundenchef Christian Sewing übernimmt den Vorsitz des Gremiums. Foto: Deutsche Bank

Vizevorstand Christan Sewing wechselt an die Spitze der Deutschen Bank. Der 47-Jährige löst John Cryan nach rund drei Jahren mit sofortiger Wirkung als Vorstandschef ab. Sewing arbeitet bereits seit 25 Jahren beim größten deutschen Geldinstitut, aktuell als Leiter des Privat- und Firmenkundengeschäfts, inklusive des Wealth Management. Er soll spätestens zur Hauptversammlung am 24. Mai den Spitzenposten übernehmen, heißt es.

Cryan werde die Deutsche Bank bereits Ende April verlassen. Der Brite leitete seit Mai 2015 die Geschicke der Großbank. Mit dem Ruf des Sanierers geholt hatte es Cryan in den rund drei Jahren nicht geschafft, das schwächelnde Kapitalmarktgeschäft anzukurbeln. In jedem Jahr fuhr das Institut teils große Verluste ein. Seit Jahresbeginn befindet sich zudem die Aktie auf Talfahrt. Der Vertrag des Briten läuft regulär noch bis 2020.

Auch der zweite Vizevorstand des Instituts, Marcus Schenck, werde die Bank mit Ablauf der Hauptversammlung am 24. Mai verlassen. Schenck leitet zusammen mit Garth Ritchie das Investmentbanking und galt neben Sewing zu den Favoriten auf die Cryan-Nachfolge. Jüngst war noch der frühere Wealth-Management-Chef der UBS, Jürg Zeltner, im Gespräch für den Chefposten der Deutschen Bank.

Neue Stellvertreter des Vorstandsvorsitzenden werden Verwaltungsvorstand Karl von Rohr und Ritchie, wie die Deutsche Bank am späten Sonntagabend bekannt. Beide seien seit rund 20 Jahren für die Bank tätig. Ritchie habe jedoch nach Informationen des „Manager Magazins“ überlegt, seinen Vertrag Ende 2018 auslaufen zu lassen. Er habe vor allem die unklare Strategie der Bank in den USA – wichtigsten Kapitalmarkt der Welt – kritisch gesehen.

Sewings Schreiben an die Mitarbeiter

Der neue starke Mann hat sich heute Morgen bereits in einem Brief an die Mitarbeiter der Deutschen Bank gewandt: Zwei Interessengruppen stehen nun ganz besonders in seinem Fokus, heißt es in dem Schreiben: „Das sind unsere Kunden und das sind Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen.“ Sewing schließe sich den Worten des Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner an, demnach man auf ?die innere Kraft der Bank setze, „auf die vielen großen Talente, die wir haben.“ Man werde sich hier und da gezielt personell verstärken, jedoch soll der erste Blick erst einmal nach innen gehen auf die Talente der bestehenden Belegschaft.

Das oberste Gebot des neuen Führungstrios um ihn und von Rohr und Ritchie sei Teamarbeit: „Darin liegt das größte Potenzial unserer Bank: Wenn wir alle mehr daran denken, wie wir unsere Kolleginnen und Kollegen unterstützen, werden wir als Deutsche Bank erfolgreicher sein. Seien Sie sich also sicher, dass ich persönlich das Team in den Vordergrund stellen werde.“

Das Institut müsse sich weiterentwickeln, das habe man selbst in der Hand, so Sewing. „Wir müssen klarer und schneller entscheiden, wir müssen besser zusammenarbeiten. Nur wenn wir täglich Team- und Kampfgeist zeigen, können wir unsere wichtigsten Ziele erreichen.“ Dazu zählen, „dass die Ertrags- und Kostenziele, die wir an jeden Bereich gegeben haben, auch eingehalten werden“. Dazu müsse jeder Mitarbeiter beitragen. Konkret geht es darum,

  1. bei Erträgen die Jägermentalität zurückzugewinnen,
  2. bei bereinigten Kosten dieses Jahr die 23 Milliarden Euro nicht zu übersteigen und
  3. interne Prozesse daraufhin überprüfen, Bürokratie oder Doppelarbeiten zu beseitigen

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