Fuchs Performance-Projekt I & II „Dauerhaft gute Ergebnisse liefert, wer ein klares Weltbild hat“

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Haben bei den Führenden alle Risikomanagement-Ansätze gleichermaßen funktioniert?

Vielhaber: Bei den Top-Platzierten schon. Am Ende des Feldes sind sie entweder nicht konsequent durchgehalten worden oder komplett danebengegangen. Eigentlich wäre das Anlass für eine wissenschaftliche Untersuchung der einzelnen Depots: Wie konnten trotz gleicher Investmentstile und gleicher Risikomanagement-Ansätze so dermaßen unterschiedliche Ergebnisse entstehen?

Haben Sie dafür eine Erklärung?

Vielhaber: Die Einschätzung der Marktentwicklung spielte sicher eine mitentscheidende Rolle. Direkt zu Beginn des Performance-Projektes II im Juli 2012 sagte EZB-Präsident Mario Draghi sein berühmtes „Whatever it takes“. Danach begann die lange Anstiegsphase am Aktienmarkt. Einige Teilnehmer sind auf den fahrenden Zug aufgesprungen und haben entsprechende Gewinne erzielt. Kohlhase jedoch interessanterweise nicht. Er hat mit Anleihen performt. Sein Depot zeigt einen vergleichsweise glatten linearen Anstieg. 

Mehr als ein Drittel haben die Anforderungen der Performance-Projekte nicht erfüllt. Haben es einige einfach schleifen lassen, als sie erkannt haben, dass der Führende uneinholbar vorne liegt?

Vielhaber: Nicht auszuschließen. Einige dachten sich wohl, vielleicht springt etwas für das eigene Marketing dabei heraus und als es nicht lief, fehlte die Motivation. Nur: Auch damit gibt man eine Visitenkarte ab. Viele Teilnehmer, die irgendwann ohne Chance auf eine Top-Platzierung waren, haben trotzdem an ihrer Strategie festgehalten.

Und ich möchte betonen: Es wird naturgemäß meist über die Bestplatzierten gesprochen, aber im Vordergrund stand der Beweis, dass man die Kundenanforderungen voll erfüllen kann. So zeigen wir weiterhin alle Endergebnisse auf www.pruefinstanz.de.

Also gab es keine Teilnehmer mit Zockermentalität?

Vielhaber: Doch, die gab es. Aber das war dumm. Wer versucht hat zu zocken, musste zwangsläufig hohe Risiken eingehen und das hat sich dann in den beiden Risikoindikatoren niedergeschlagen. Wer Renditeerzielung überbetont hat, hat in den Bewertungsfeldern Omega- und Sortino-Ratio Punkte abgegeben. Oder die Latte beim maximalen Verlust gerissen. Insofern machte es wenig Sinn, eine Alles-oder-Nichts-Strategie zu fahren.

Gibt es Fälle, bei denen sich die Marketing-Story des Vermögensverwalters weder im Investmentprozess noch im Depot wiederfindet?

Vielhaber: Es fällt schon auf, dass es Vermögensverwalter gibt, die als konservative Anleger auftreten, die behauptete Risikoaversion sich aber zumindest nicht im Ergebnis niederschlägt. Darunter waren auch durchaus bekannte Häuser.

Was trennt die Spreu vom Weizen?

Vielhaber: Wer dauerhaft gute Ergebnisse liefert, hat meist ein eigenes, klares Weltbild. Das sind Leute, die sich lange Gedanken machen und Investments konsequent bis zum Ende durchdenken. Damit heben sie sich ab von vielen Banken und Vermögensverwaltern im Mittelfeld, die sehr stark dem Mainstream folgen. Dabei kommt regelmäßig nicht viel mehr rum, als man auch kostengünstig mit wenigen ETF erreicht.

Ihr Fazit nach fünf beziehungsweise vier Jahren?

Vielhaber: Wer keine dezidierte eigene Marktmeinung hat, macht sich als aktiver Manager überflüssig. Konsequente Strategieeinhaltung und eine ruhige Hand sowie eine klare Vorstellung von Märkten und Marktentwicklungen sind zentrale Erfolgsfaktoren. Fondsbasierte Strategien können dabei ebenso erfolgreich sein wie solche, die auf einzelne Wertpapiere setzen.

Erstaunlich finde ich, dass sich überhaupt so viele Anbieter dem Wettbewerb gestellt haben. Alle werben zwar mit ihren Vermögensverwaltungen, aber wenn es hart auf hart kommt, kann es ja auch peinlich werden. Etliche haben ihren Status daher mehrmals von anonym zu Klarnamen und zurück zu anonym gewechselt. Das ist natürlich erlaubt, aber auch kein Zeugnis eines ausgeprägten Selbstbewusstseins.


Über den Interviewten:
Ralf Vielhaber ist seit 1995 Verlagsleiter und Geschäftsführer des Verlags Fuchsbriefe. Seit 2007 übt er auch die Funktion des Geschäftsführers aus. Zudem ist er Partner der Private Banking Prüfinstanz (PBPI), die 2015 zum zwölften Mal einen Markttest im deutschsprachigen Private Wealth Management, den sogenannten Tops durchführte.

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