private banking magazin: Die Performance-Projekte I und II haben ihr Ende erreicht. Mehr als ein Drittel der Vermögensverwalter hat die Projektbedingungen nicht erfüllt. Wie kam es dazu?
Ralf Vielhaber: Die Vermögensverwalter sollten die Vorgaben eines fiktiven Private Banking-Kunden erfüllen. Er wollte ruhig schlafen können, also nicht zu große Schwankungen nach unten, Kapitalerhalt nach vier beziehungsweise fünf Jahren, die Einhaltung der maximalen Verlustgrenze von 20 Prozent und regelmäßige Entnahmen von 3.000 Euro pro Quartal.
Die meisten sind am realen Kapitalerhalt gescheitert und etliche am maximalen Verlust. Der Erfolg hing stark davon ab, wie diszipliniert einzelne Strategien umgesetzt wurden. Wer während der Projektphasen plötzlich begonnen hat, stark risikobehaftet zu investieren, hatte große Chancen auf die Nase zu fallen. Auch falsche Markteinschätzungen spielten eine wichtige Rolle. Das gilt insbesondere für den Anleihensektor. Aber es gibt nicht den einen Königsweg, der sicher zum Erfolg führt.
Wie sind denn die Besten vorgegangen?
Vielhaber: Die beiden Erstplatzierten steuerten ihre Depots mit recht ruhiger Hand, haben nicht viel umgeschichtet, ihr Portfolio von Beginn an strategisch ausgerichtet und die Strategie bis zum Schluss durchgehalten. So ist die Dr. Kohlhase Vermögensverwaltungsgesellschaft mit 15 Wertpapieren ausgekommen und hat in der gesamten Laufzeit von vier Jahren lediglich 44 Transaktionen vorgenommen. Nur elf pro Jahr also.
Auch die Vermögensverwaltung Performance IMC hat mit nur 24 Wertpapieren eine niedrige Zahl an Positionen im Portfolio gehabt. Hinzufügen muss man jedoch, dass beide Fonds eingesetzt haben. Da hat man die Streuung schon im Wertpapier selbst. Weiter fällt auf, dass unter den führenden zehn Teilnehmern keine technischen und keine prognosefreien Ansätze vertreten sind. Stattdessen dominieren fundamentale Investmentansätze.
Was zeichnet die Gewinner noch aus?
Vielhaber: Beide, Performance IMC und Dr. Kohlhase, haben die Märkte sehr gut eingeschätzt. Auch in den nicht wenigen turbulenten Phasen haben sie an ihrer jeweiligen Strategie eisern festgehalten. Das gilt übrigens auch für die Nachfolgenden bis mindestens zu Rang 5 in beiden Projektrunden.
Hatten Dr. Kohlhase und die Performance IMC zeitweise weniger als die 15 oder 24 Positionen im Portfolio?
Vielhaber: Ja, zeitweise schon. Während Michael Kohlhase ausschließlich mit Fonds arbeitet, nutzt Michael Stegmüller von der Performance IMC neben Fonds auch strukturierte Produkte. Kohlhase fuhr eine Rentenstrategie und arbeitete auch viel mit Unternehmensanleihen. Mit seiner klaren Markteinschätzung hat er dabei meist richtig gelegen und nicht die Nerven verloren, selbst als sehr viel über Risiken am Anleihemarkt diskutiert wurde.
Den deutschen Vermögensverwaltern wird nachgesagt, dass sie Währungen als Asset-Klasse nicht wirklich nutzen. Können Sie das bestätigen?
Vielhaber: Ja, das kann ich bestätigen. In beiden Projektrunden spielten Währungsanlagen eine deutlich untergeordnete Rolle. Die Expertise in den meisten Häusern ist hier nur gering ausgeprägt. Dann ist es auch richtig, davon die Finger zu lassen. Knapp Voith etwa empfand die Bewegungen auf den Devisenmärkten als irrational.
Und wenn man an die Eingriffe der Notenbanken denkt, ist diese Haltung auch gut nachvollziehbar. Beim Schweizer Franken hat Anfang 2015 so mancher Vermögensverwalter in der Schweiz seinen GAU erlebt, als die Notenbank unversehens die Kursobergrenze von 1,20 zum Euro aufgab.
Zum Risikomanagement: Wie sind die Vermögensverwalter vorgegangen, um die Drawdown-Grenze einzuhalten?
Vielhaber: Bei Knapp Voith wurde ein recht moderner Ansatz verfolgt. Dort hat jedes einzelne Wertpapier ein eigenes Risikobudget. Andere, darunter auch Michael Kohlhase, arbeiten mit Stop-Loss-Marken. Wieder andere wie die Sydbank stützen sich auf konsequente Reallokation und brauchen überhaupt keine weiteren Sicherungsinstrumente.
Donner & Reuschel haben wiederum ihr hauseigenes Wertsicherungskonzept entwickelt: Dort analysiert man Trendindikatoren und nutzt das Aktienbudget bei entsprechenden Anzeichen voll aus. Sobald die Indikatoren einen Trendwechsel anzeigen, stellt das Management den Aktienanteil im Depot praktisch auf null, um den Kapitalerhalt abzusichern.
Wieder andere haben auf einen höheren Goldanteil zur Absicherung im Depot gesetzt. Das hat aber nur bedingt funktioniert.
Fuchs Performance-Projekt I & II „Dauerhaft gute Ergebnisse liefert, wer ein klares Weltbild hat“
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