Frühere Kooperation von Mondavi und Frescobaldi Luce – ein Wein zweier Visionäre

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Umsetzung einer gemeinsamen Vision

Als Robert Mondavi und Vittorio Frescobaldi ihr gemeinsames Weingut „Tenuta Luce della Vite“ in Montalcino gründeten, stand ihnen eine Rebfläche von 77 Hektar auf einer Höhe zwischen 350 Metern und 420 Metern zur Verfügung. Die Vision beider Winzer: Es sollte als erster Wein dieser Region eine Cuvée aus dem eleganten und strukturierten Sangiovese und dem weichen, runden Merlot entstehen. Dies zu einem ungefähren Anteil von jeweils 50 Prozent – je nach den Bedingungen des jeweiligen Jahrgangs.

„Das war damals so etwas wie ein Regelbruch und natürlich eine Herausforderung“, erklärt Lamberto Frescobaldi, der den Betrieb 2004 von seinem Vater übernommen hat.

Damals hieß es „die Yankees kommen“ oder „Frescobaldi finito“, erinnert er sich. Auch wurde gefragt, was sie denn mit „den Amis wollen, die doch sowieso viel zu dicke Weine machten“, fügt er augenzwinkernd hinzu.

„Jedoch war es immer eine Vergnügen, eng mit Mondavi zusammen zu arbeiten“, so Frescobaldi. Trotz anfänglicher Diskussion, wie der Wein auszusehen habe, war man sich schnell einig. „Ich wollte keinen typischen California-Style, lieber schlanker und mehr Toskana“, und so wurde es auch gemacht. Schließlich war Robert Mondavi sowieso besonders: „Er hatte fast Angst vor zu viel Holz-Einsatz. Und so wirst du in Luce niemals zu viel Eichen- oder Vanille-Aromen finden. Das überlassen wir Anderen“, fügt Frescobaldi hinzu und grinst.

Ein Stück Weltkultur-Erbe: Montalcino, hier die Weinberge von Luce Quelle: Daniela Stubbe

Gemeinsame Entscheidungen

Als junge Önologen waren von Anfang an auch die Söhne Tim Mondavi und Lamberto Frescobaldi mit von der Partie. Es wurde nur gemeinsam entschieden – sowohl über die Kellertechnik als auch über die Pflege der Weinberge. Letztere sind nahezu prädestiniert für das Luce-Projekt: In den höheren Lagen bietet der an Galestro (blaugrauer Kalkmergel) reiche, gut drainierte Boden optimale Bedingungen für den Sangiovese, die niedrigeren Anbauflächen mit den tonreicheren Böden sind bestens geeignet für den Merlot. Gearbeitet wir nachhaltig unter Verwendung organischer Substanzen und natürlicher Anbaumethoden bei niedrig gehaltenem Ertrag und Lese zu unterschiedlichen Zeitpunkten.

Die Jahrgänge 1993 und 1994 wurden erstmals gemeinsam 1997 vorgestellt. Schnell machten sich die Luce-Weine einen Namen und fanden internationale Anerkennung und hohe Bewertungen. Hinzu kamen noch die Lucente als Zweitweine des Gutes sowie der Luce Brunello di Montalcino.

Die Herkunftsregion Montalcino spricht dabei fast für sich: Die nahezu magisch anmutende, intakte Natur mit Weinbergen, Wäldchen und Olivenhainen, über Jahrhunderte von Bausünden verschont, wurde 2004 Unesco-Weltkulturerbe.

Ein Umbruch für Mondavi und für Luce

Jedoch hat sich hinsichtlich der Umstände rund um das Weingut selbst im Laufe der Jahre so einiges getan: 1993 übernahmen die Brüder Timothy und Robert Michael Mondavi die Leitung des Familien-Imperiums. Sie wandelten die Mondavi Winery in eine Aktiengesellschaft um, was sich im Nachhinein als recht verhängnisvoll herausstellte.

Nachdem sie sich ein knappes Jahrzehnt später finanziell übernahmen, musste die Familie ihre Beteiligung an der Aktiengesellschaft abgeben und verkaufte sie für 1,36 Milliarden Dollar an Constellation Brands, dem größte Wein-Unternehmen der Welt und größten Anbieter von Alkohol in den Vereinigten Staaten.

Bei der Gelegenheit sei ein heutiger Deal von Constellation Brands im Wein-Business erwähnt, um einen gewissen Eindruck von den inzwischen bewegten Summen zu verschaffen: Vor Kurzem gab das Unternehmen bekannt, seine Strategie, auf Premium-Weine mit starkem Wachstum zu setzen, noch stärker zu verfolgen.

Im Zuge dessen wurden die fünf Marken der Washingtoner Charles Smith Wines Collection für 120 Millionen US-Dollar erworben. Somit hat ein ehemals freakiger Winemaker (Charles Smith), der seine Labels mit Comics versah und ihnen Namen wie „Kung Fu Girl Riesling“ oder „Boom!Boom!Shiraz!“ gab, das Geschäft seines Lebens gemacht. Und für Constellation Brands scheint sich diese Strategie weiterhin zu bewähren.

Hier reifen heute die Weine: die Barriques im neuen Weinkeller von Luce Quelle: Daniela Stubbe

Doch zurück zum Werdegang von Luce nach dem Verkauf der Mondavi-Anteile an Constellation Brands. Dies war auch das Ende der Winzer-Kooperation. Heute ist Luce komplett im Besitz der Tenute di Toscana, der Holding-Gesellschaft, die zur Gruppe Marchesi de' Frescobaldi gehört.