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Franklin-Templeton-Strategen im Gespräch „Wir sind von den Schwellenländern begeistert“

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Dover: Passive Fonds sind im Grunde Momentum-Anleger. Sie kaufen Aktien, die aufgewertet und im Index zunehmend stark gewichtet werden, zu einem hohen Kurs, während sie diejenigen, die abgewertet werden und deren Anteil im Index zunehmend sinkt, zu einem niedrigen Kurs verkaufen – ungeachtet des künftigen Aufwärtspotenzials dieser Aktien.

Die Möglichkeit eines wahllosen Abverkaufs ist eines der Themen, auf die wir uns in unserem Research derzeit konzentrieren. Wir sehen uns genau an, welcher Anteil eines Unternehmens von Indizes beziehungsweise von passiven Anlegern gehalten wird, da dieses Kapital sehr schnell abfließen und die Ertragskraft des Unternehmens beeinflussen könnte.

Welche Auswirkungen haben exogene politische Risiken auf Ihre Anlagethese?

Molumphy: Den Märkten ist es gut gelungen, sich über einige dieser nicht fundamentalen Phasen erhöhter Volatilität – aufgrund politischer, geopolitischer oder sonstiger Faktoren – hinwegzusetzen. Exogene Risiken erschweren die Lage jedoch ein wenig. Wenn es dem Investor gelingt, sich an seine zentrale Anlagethese, die Fundamentaldaten und einen längerfristigen Horizont zu halten, kann man diese Ereignisse als Chancen nutzen. Phasen erhöhter Marktvolatilität können Kaufgelegenheiten eröffnen. Wir versuchen, zu ermitteln, ob sich kurzfristige Risiken auf die längerfristigen Fundamentaldaten auswirken. Sehr häufig erweisen sie sich als vorübergehend.

Hasenstab: Der in vielen Schwellenländern verzeichnete politische Wandel hin zu traditionellen Strategien hat uns zahlreiche Chancen eröffnet. In den USA und in Europa liegt ein viel brisanteres politisches Umfeld vor, und in einigen Fällen zeigt sich eine Abkehr von traditioneller Politik.

In Ländern wie Mexiko sind die politischen Entscheidungsträger ihrer Linie treu geblieben und haben ihre Zinsen erhöht, um ihre Währung zu schützen. Zudem haben sie Finanzreformen durchgezogen und den Energiesektor liberalisiert. So konnten wir eine sehr schnelle Erholung des Peso beobachten.

Brasilien wendet sich derweil so konsequent wie selten zuvor gegen die Korruption. Das wird zu positiven Veränderungen in politischer Hinsicht führen. Und Argentinien hat unter Präsident Mauricio Macri eine 180-Grad-Wende hingelegt. Das Land widmet sich wieder voll und ganz den Marktprinzipien und die Wirtschaft wird angekurbelt. In Indien hat Ministerpräsident Narendra Modi eine sehr strenge Reform des Steuersystems eingeleitet und geht zusammen mit der Zentralbank konsequent gegen die hohe Inflation vor. Es zeigen sich also positive, grundlegende Änderungen in den Schwellenländern. Sie werden sich über Jahre hinweg auszahlen.

In Europa schätzen wir die Lage mittelfristig verhaltener ein. Weil sich das Wachstum verbessert, dürfte sich die Region kurzfristig nicht zum bedeutenden Krisenherd entwickeln. Allerdings beobachten wir, dass der Nationalismus so stark zulegt wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Der Wunsch nach mehr Integration in Europa scheint sich zu verändern, und es besteht eher eine nationale als eine europäische Identität. Längerfristig wird das eine große Herausforderung für die Eurozone darstellen.

Dover: Ähnlich wie Michael Hasenstab bin ich von Schwellenländern ziemlich begeistert. Sie scheinen progressiver zu sein als die Industriestaaten. In Brasilien dürften die politischen Veränderungen rasch Ergebnisse liefern, da sie äußerst positive Auswirkungen auf die Wirtschaft und letzten Endes auf die Ertragsströme vieler brasilianischer Unternehmen haben werden.

Perks: Diversifizierung ist die beste Regel, die für ein breiteres Portfolio beachtet werden sollte. Verzeichnen die Märkte einen Anstieg der Korrelation zwischen Anlageklassen? Das ist ein Thema, auf das Anleger sehr genau achten müssen. Als Anleger benötigen wir Zugang zu einem möglichst breiten und starken Satz an Bausteinen für unsere Portfolios.

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