Frank Thelen bei „Rut & Wiess“ „Das würde ich in einer solchen Situation heute niemandem mehr raten“

Frank Thelen im Interview

Frank Thelen ist im Podcast „Rut & Wiess“ des private banking magazins zu Gast. Foto: private banking magazin

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Den Finanz- und Genießer-Podcast „Rut & Wiess“ mit Frank Thelen finden Sie hier. Eine kürzere Version des Gesprächs gibt´s im Folgenden in Interviewform.

Oliver Morath: Heute geht es um ganz viel Privates, Frank. Was für einen Wein hast du mitgebracht? 

Frank Thelen: Einen Castell Miquel, das ist mein Lieblingswein aus Mallorca. Angebaut von einem guten Freund von mir, Michael Popp. Und genau das ist es. Da steckt auch Emotion drin, aber es ist einfach der Beste in der Welt und da kommen auch teure französische Weine, die ja viele tausende Euro kosten, nicht dran.

Du bist begeisterter Skater und Snowboarder. Bretter fürs Wasser sind auch häufig im Gebrauch. Bist du ein Wellenreiter? 

Thelen: Nicht so sehr Wellenreiter. Ich habe auch mal gesurft, aber mich begeistert das Brett an sich. Ich liebe das Skateboard in der Mini-Rampe oder auch auf der Straße, Ich bin sehr früh zum Skaten gekommen, das war einfach mein Leben damals. Deswegen war ich auch in der Schule so schlecht. Einmal im Jahr ging es dann zum Münster Monster Mastership, und heutzutage fahre ich mehr Fliteboard.

Verkleidest du dich gerne? Ich habe unglaublich nette, aber auch lustige Bilder von deiner Frau und dir in diversen Verkleidungen im Netz gefunden.

Thelen: Ich bin Rheinländer, und da gehört das irgendwie dazu. Eigentlich verkleide ich mich gar nicht so gerne, aber wenn ich mit einer Frau unterwegs bin und man ist auf dem Oktoberfest oder auf einer Bollywood-Party eingeladen, dann verkleide ich mich auch, weil ich hoffentlich über mich selbst lachen kann. Aber meine Frau hat da definitiv mehr Freude dran. 

Es ist ja nicht nur, dass man es macht. Sondern dass man dann auch den Mut hat, das bei Instagram Geschäftspartnern und allen anderen zur Verfügung zu stellen, was man am Wochenende so treibt. Finde ich sehr lässig.

Thelen: Ja, das ist ein ganz interessanter Punkt. Das hat sicher auch damit zu tun, dass ich irgendwann durch Zufall beim Fernsehen gelandet bin. Da lernt man dann, wie diese Celebrity-Welt funktioniert mit all den Partys und den Posts auf Instagram. Aber eigentlich ist das gar nicht meine Welt. Die Leute, die mich privat gut kennen, wissen, dass ich eigentlich eher ein verschlossener Programmierer bin.

 

Das Leben ist nicht nur lustig, es gibt auch Tiefschläge. Bei dir gehört zum Beispiel allen geschäftlichen Erfolgen zum Trotz eine Insolvenz dazu. Wie war das damals für dich, wie bist du damit umgegangen?

Thelen: Als Unternehmer geht man ins Risiko, dabei können auch unschöne Dinge passieren. Jeder erfolgreiche Unternehmer, den ich kenne, hat zwischendurch wirklich schwierige Zeiten durchlebt. Bei mir war das damals, als der Neue Markt zusammengebrochen ist und ich kein Geld mehr für mein Unternehmen bekommen habe, weder von der Bank noch über Venture Capital. Wir hatten uns einfach zu weit aus dem Fenster gelehnt. Als Bürge war ich dann auch mit der privaten Insolvenz konfrontiert. Die konnte ich dann glücklicherweise abwenden. Trotzdem war es ein echter Höllenritt.

Was waren die Haupttreiber, die dich da wieder rausgeholt haben?

Thelen: Einer war sicherlich mein Vater. Der hat mich an der richtigen Stelle angepackt und gesagt: „Du musst jetzt wieder aufstehen, das läuft so nicht“. Und dann die Passion für Technologie. Ich habe einfach weiter programmiert, und dabei kam etwas heraus, das dann glücklicherweise irgendjemanden interessierte. Besonders clever war das eigentlich nicht, weil ich mich mit meiner Software als Selbstständiger schon wieder ins Risiko begeben habe. Es wäre besser gewesen, in Ruhe den Vergleich zu verhandeln und dann bei der Deutschen Telekom oder woanders einen stabilen Job anzunehmen und zu sehen, dass man in 20 Jahren perspektivisch diese Schulden abbezahlt.

Ich würde sagen, es war die richtige Entscheidung. 

Thelen: Ja, hinterher ist man immer schlauer. Trotzdem würde ich es in einer solchen Situation heute niemandem raten.

Was war bei deiner Firma Freigeist Capital das spannendste Investment und welches das lukrativste? Was nicht unbedingt das Gleiche sein muss.

Thelen: Eines der abgefahrensten Investments war Lilium Aviation, die wir gleich als erstes finanziert haben. Da ging es um ein elektrisches Flugzeug, das vertikal starten und landen kann. Auf den ersten Blick keine besonders gute Idee, denn warum sollten nicht Boeing oder Airbus ein solches Flugzeug bauen? Die Gründer waren aber so stark und so passioniert, dass sie das Unternehmen zum Erfolg geführt haben. So haben auch wir unseren Gewinn damit gemacht, auch wenn die Aktie jüngst etwas heruntergekommen ist. Ich habe diese Aktie immer noch.

Und das lukrativste oder einfachste Investment?

Thelen: Vom Gewinn und Risikoprofil her „Die Höhle der Löwen“. Das klingt jetzt verrückt, aber durch das Primetime-Fernsehen gab es einen echten Kick für ein Food-Start-up, durch das wir Pizza, Eis, Gewürze und so weiter ins Regal gebracht haben. Wenn man das gut macht, ist das eine Gelddruckmaschine und relativ kalkulierbar. Besser als beispielsweise ein Krebsmedikament, bei dem viele Millionen Euro reinkommen müssen.

Gibt es eine Person, die dich in deinem Leben maßgeblich geprägt hat?

Thelen: Diese Person gibt es, sie heißt Martin Hubert. Er hat zu einem Zeitpunkt, als es das Wort Start-up noch gar nicht gab, in Bonn ein Unternehmen namens „Chips at Work“ gegründet. Und dieses Unternehmen hat Software entwickelt. Total krass und innovativ damals mit verrückten Projekten wie dem ersten Bildschirmtelefon der Welt. Nicht mal übers Internet, sondern über ISDN-Kanalbündelung unter Windows 3.11., er hat mich damals als vollwertiges Teammitglied aufgenommen.

 

Mit einigen anderen Start-up-Investoren hast du eine relativ hohe Summe an die FDP gespendet. War das ein gutes Investment? 

Thelen: Insgesamt waren es 500.000 Euro, wobei 50.000 von mir kamen. Wie dumm war das denn, kann man jetzt erst einmal sagen – wenn ich „49 Komma irgendwas“ gespendet hätte, dann hätte ich das gar nicht melden müssen. Aber das war mir alles gar nicht bewusst, und es war mir auch total egal. Ich finde, wir alle sollten uns viel mehr in der Politik engagieren. Wenn es heißt, jeder sollte eine Stimme haben, dann gilt das auch für Unternehmer. Leider überwiegen derzeit in unserer Politik sehr stark andere Tendenzen. Leider auch extreme, sowohl im linksradikalen mit der Linken als auch im rechtsradikalen Bereich mit der AFD. Das sind für mich beides Parteien, die nicht in die Demokratie gehören. Und deswegen habe ich gesagt, ich spende für die FDP, weil ich sie für eine sehr gute Partei halte. Ich finde aber auch die CDU gut. Ich will keinen Linksrutsch, und deswegen werde ich mich da auch weiter starkmachen.

Was auch Gegenwind produziert hat …

Thelen: Es werden wirklich unfassbar krasse Kampagnen gegen dich gefahren. So gesehen kann ich keinem Freund raten, sich politisch zu engagieren – es sei denn, auf einer sehr linken Seite. Da wird das akzeptiert. Aber wenn man sagt, ich will, dass Deutschland wirtschaftlich vorankommt mit einem guten Umweltschutz in Kombination, bekommt man eine Menge Gegenwind. Aber damit kann ich gut leben. Wir brauchen ein starkes Deutschland und ein starkes Europa, und wir brauchen eine sinnvolle Wirtschaftspolitik. Mit kompetenten Leuten, die Energie verstehen und eben nicht weiterhin Kohle verbrennen oder LNG-Terminals bauen, die nun wirklich nicht sinnvoll sind. Deswegen werde ich mich weiterhin engagieren.

Was sind für dich gerade die großen Themen der Investmentbranche? Wie stellt ihr euch auf und was kommt von euch Neues? 

Thelen: Die Themen bleiben für mich oder für uns gleich. Wir wollen Technologieunternehmen finden, die in den nächsten Jahren eine exponentielle Entwicklung nehmen. Dass der Tech-Bereich jetzt sehr stark heruntergekommen ist, sehen wir dabei durchaus als Chance und haben unser Portfolio daraufhin aktiv umgebaut. Dabei liegt der Fokus noch stärker als vorher bei kleineren Unternehmen, auf die bei den großen Banken kaum einer schaut. Da haben wir das Team noch mal ausgebaut und bauen es auch noch weiter aus. Was natürlich auch unserem neuen Produkt 10xDNA Small & Mid Cap Technologies zugutekommt.

Welche Strategie steht genau dahinter?

Thelen: Im Prinzip die gleiche, die wir jetzt auch haben. Aber ohne die großen Werte wie Tesla, Tencent oder Palantir, die sich jeder auch selber ins Depot legen kann, ohne Gebühren an einen Fondsmanager zu zahlen. Dieses neue Portfolio bildet dann natürlich nicht das ganze Universum ab. Wo der Rest herkommt, muss jeder selber sehen, denn man sollte natürlich nicht nur die kleinen Smart-Tech-Firmen haben. Gleichwohl ist das ein Thema, das ganz nahe bei uns ist, denn von da kommen wir schließlich her.

Das Ganze weltweit? 

Thelen: Genau Anders als bei Venture Capital, wo wir selbst anpacken müssen, sind wir im Aktienbereich immer nur global unterwegs.

Was sind für dich aktuell die prägendsten Innovationen? Was haben wir noch nicht gesehen, von dem du glaubst, dass es die Welt verändern oder revolutionieren wird?

Thelen: Ich habe das mal den Baukasten der Zukunft genannt. Also Technologien, von denen alle schon mal gehört haben wie Blockchain, 3D-Druck, Roboter und so weiter. Jetzt ist wirklich die Zeit, in der kluge Köpfe mit Kapital diese Technologien nutzen, um komplett andere Produkte und Erfahrungswelten zu bauen. Und damit werden fast alle bedeutenden Märkte komplett umgeschrieben. Dadurch entstehen am Kapitalmarkt eine Menge Chancen – aber auch viele Risiken, wenn man diese Veränderung nicht sieht. Wie Tesla die Autoindustrie umgeschrieben hat und quasi vom verrückten Start-up mit hohen Verlusten zum quasi profitabelsten Autobauer der Welt geworden ist, das steht uns jetzt in jeder Industrie bevor. Wir werden nicht mehr Medikamente einnehmen müssen, sondern wir werden unseren Körper umprogrammieren durch verschiedene biologische Möglichkeiten, die neu sind. Wir werden elektrische, fliegende Autos bekommen, wir werden Hyperloop bekommen. Wir werden sehen, dass unser Essen teilweise im Labor oder zum Beispiel direkt im Supermarkt wächst. Das sehen jedoch viele Leute noch nicht, deswegen ist es auch so wenig in den Portfolios abgebildet.

Du hast vorhin das Thema Krebs angesprochen. Wie weit sind wir noch davon entfernt, diese Krankheit zu besiegen.

Thelen: Krebs ist ein Thema, mit dem jeder zu tun hat, ich selber habe auch gerade meine Mutter daran verloren. Wenn ich mir anschaue, auf welchem Stand die Forschung ist, glaube ich, dass wir in den nächsten drei, vier Jahren massive Durchbrüche erleben werden. Die werden aber erst mal leider sehr teuer sein. Aber der Preis wird runtergehen, und in zehn Jahren haben wir dann eine breitere Abdeckung. 

 

Zum Schluss noch vier Fragen zum Thema Wein. Du sitzt in einer lauen Frühlingsnacht in den Bonner Auen. Mit wem, und was trinkt ihr?

Thelen: Da würde ich mit meiner Frau sitzen. Sie trinkt einen hellen Rosé aus Frankreich und ich wahrscheinlich einen kräftigen spanischen Rotwein.

Montag, 20 Uhr, immer noch im Büro, kein Ende in Sicht.

Thelen: Wir haben eine wunderschöne Dachterrasse und dann trinken wir hier schon Bier.

Eine deiner Beteiligungen hat einen Breakthrough und scheint ein Verzehnfacher zu werden.

Thelen: Na ja, bei uns im Venture Capital haben wir noch andere Returns. Aber sagen wir, es ist ein wirklich erfolgreicher. Dann gibt es schon Champagner.

Du musst eine Beteiligung wegen Erfolglosigkeit schließen.

Thelen: Dann gibt es gar keinen Alkohol, da gibt es nur härter arbeiten.

Zum Schluss noch die Rubrik Poesiealbum. Dementsprechend bitte schnell antworten, was dir gerade in den Kopf kommt. Was möchtest du noch erleben? 

Thelen: Ich möchte noch mehr in mir selbst ruhen, Da habe ich noch einen Weg zu gehen.

Für wen würdest du gerne mal kochen?

Thelen: Hoffentlich für niemand Wichtigen – richtig gut kann ich nämlich nur Rührei. Ich kann wirklich gar nicht kochen, aber ich kann mittelmäßig bis schlecht meiner Frau helfen. Nicht, dass sie dann immer sagt, dass ich das total super mache, aber ich mache es. Ich bemühe mich und die Hilfe ist dann wenigstens mit Herzblut. 

Karaoke – welches Lied würdest du schmettern?

Thelen: Ich habe keinen Song, den ich mitsingen würde. Aber man muss auch wirklich sagen, ich singe beschissen.

Wo möchtest du unbedingt noch hin? 

Thelen: Eigentlich nirgendwohin, ich bin schon so viel gereist. Meine Frau reist gern und wir reisen auch immer noch, aber wenn es einen Ort gäbe, wo ich hinwollte, dann würde ich da einfach hinfliegen. 

Wenn du Christian Lindner wärst, was würdest du dann machen?

Thelen: Das ist nicht so einfach zu sagen, aber ich glaube, er weiß, was zu tun ist. Jetzt müsste er nur noch in einer Regierung sein, in der er das auch umsetzen kann. 

Werden wir beide in Deutschland noch die Aktienrente erleben?

Thelen: Also ich nicht, ich habe keinen Rentenanspruch. Aber ich glaube, die Aktienrente wird kommen. Die Frage ist nur, ob sie relevant sein wird. Das wird echt schwierig, weil wir so viele Bedenkenträger haben.

Wo ist für dich der schönste Ort, einen Wein zu trinken?

Am Meer. Nein, auf dem Meer.

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