Die Ergebnisse der Untersuchung bestätigen bereits seit Jahren beobachtete Trends – sie legen aber auch Widersprüchliches offen:
- Die Professionalisierung der Family Offices schreitet voran: Die Strategische Vermögensplanung wird in zunehmenden Fällen von Family Offices selber erbracht. Investment-Prozesse, Rechts- und Steuerberatung werden weiterhin externalisiert.
- Unabhängigkeit von Interessenskonflikten und Diskretion sind Treiber der Internalisierung – in der Realität geht der Trade-off aber auch zu Gunsten messbarer Fakten wie Preis und Leistung.
- Das eigene Netzwerk ist der mit Abstand am häufigsten genutzte Zugang von Family Offices zu externen Beratern.
- Handlungsfähigkeit gewinnt an Bedeutung: Das Reporting wird, intern wie extern, deutlich auf Effizienz getrimmt.
- Compliance spielt (zu Recht) keine Rolle in den Family Offices – lediglich diejenigen, die sich externen Kunden öffnen wollen, werden Compliance-Anforderungen erfüllen müssen.
- Risikoaverse Familien handeln eher auf der Basis objektiver Maßstäbe bei der Auswahl der Dienstleister.
- Solche Familien hingegen, die eine erhöhte Sensibilität gegenüber Risiken demonstrieren, neigen zu Attentismus: Berater werden subjektiv ausgewählt, Wechsel finden erstaunlicherweise seltener statt.
- Die Verwaltung von liquiden Assets haben Family Offices mehrheitlich externalisiert; die Verwaltung von illiquiden Anlagen hingegen findet sehr oft intern statt.
- Dominante Anlagen sind Aktien, Immobilien und Private Equity. Die Renditeziele werden in allen drei Bereichen jedoch nicht erreicht.
- Private-Debt- und Infrastruktur-Investments sind wenig nachgefragt. Hauptgrund ist jedoch mangelndes Verständnis. In beiden Fällen sollten Fonds die genannten Probleme überwinden können.
- Die Nachsteuerrendite ist für die meisten Family Offices sekundär. In erster Linie zählt die Güte (ökonomische Wert- und Nachhaltigkeit) des Investments.
- Der zunehmende Fokus auf Alternative Investments bringt Asset Champions unter den Family Offices hervor, die ihre Expertise zusehends anderen Family Offices anbieten.
- Diversifikation liegt im Trend – das Kapital der Family Offices sammelt sich jedoch stärker in Deutschland.
- Im Beziehungsverhältnis zwischen der Familie und ihrem Family Office ist Vertrauen die Conditio sine qua non. Expertise kann in nahezu allen Bereichen zugekauft werden – Vertrauen nicht. Dieses Vertrauensverhältnis und die Abwesenheit von Interessenkonflikten, ist auch der primäre Vorteil eines privaten Family Office.
Über den Autor:
Michael Staab ist geschäftsführender Gesellschafter des Foster Forschungsinstituts für Family Offices. Das Unternehmen mit Standorten in Frankfurt und Zürich soll als Plattform für den Austausch zwischen (Unternehmer-)Familien, ihren Family Offices und Experten dienen. Der 54-Jährige berät zudem einzelne Unternehmerfamilien und Family Offices.