16-Jähriger verwaltet UHNW-Vermögen „Jorge Lemann bildete mich zu einer Art Schweizer Warren Buffett aus“

Richard Schäli, Gründer von Secanta Capital,

Richard Schäli, Secanta Capital: „Meine ganze Familie war unglaublich unterstützend. Und so konnte ich mit zehn Anlegern und etwa 20.000 Schweizer Franken im Alter von elf Jahren meine Vermögensverwalter-Karriere starten.“ Foto: Richard Schäli

private banking magazin: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Vermögensverwaltung zu gründen?

Richard Schäli: Als ich elf war, publizierte ich für meine Familie regelmäßig eine kleine Zeitschrift, um ein wenig Taschengeld zu verdienen.  Nach ein paar Ausgaben entwickelte sich diese Zeitschrift jedoch mehr und mehr zu einem Börsenbrief. 2017, als der Markt aus meiner Sicht völlig überhitzt war, und ich einen unmittelbaren Crash befürchtete, kam ich auf die Idee, meiner Familie anzubieten, das Geld bei mir anzulegen, um es vor einem bevorstehenden Crash zu schützen. Meine ganze Familie war unglaublich unterstützend. Und so konnte ich mit zehn Anlegern und etwa 20.000 Schweizer Franken im Alter von elf Jahren meine Vermögensverwalter-Karriere starten.

Ihr Vater ist Finanzchef und Partner bei der Partners Group. Wie groß war der Einfluss Ihres Vaters, beziehungsweise seines Berufs?

Schäli: In unserer Familie waren Aktienanlagen sicherlich hin und wieder ein Thema. Mein Großvater war Direktor in einer Großbank, es war also ein Familienthema.  Aktiv zu werden und mich zu vertiefen, kam jedoch aus eigener Initiative. Mein Zwillingsbruder und mein älterer Bruder sind in ganz anderen Interessengebieten aktiv.

Vermögensverwalter haben in der Regel einen wirtschaftswissenschaftlichen Studienabschluss und Berufserfahrung. Wie haben Sie sich das benötigte Fachwissen angeeignet?

Schäli: Ich schrieb oft an die Autoren der Finanzbücher, die ich las. Diese Autoren waren unglaublich offen und freundlich. Ich bekam so schnell Mentoring aus der ganzen Welt. Ganze Kisten voller Bücher wurden mir kostenlos zugeschickt. Als ich elf Jahre alt war, lernte ich Jorge Lemann beim Mittagessen in einer typischen Beiz in den Schweizer Alpen kennen. Da ich erst ein paar Wochen zuvor ein Schulprojekt über die 30 erfolgreichsten Menschen der Welt gemacht hatte, erkannte ich ihn sofort und beschloss, ihn anzusprechen. Es entwickelte sich eine enge Freundschaft, in der Jorge mich zu einer Art „Schweizer Warren Buffett“ ausbildete und mich in ein Netzwerk interessanter Menschen einführte.

Sie arbeiten gemeinsam mit Family Offices. Wie ist die Zusammenarbeit organisiert?

Schäli: In monatlichen Meetings besprechen wir neue Investitionsideen. Meine Gedanken und Analysen zu Firmen werden jedes Mal herausgefordert. Ich bekomme Feedback und lerne. Letztendlich würde ich die Zusammenarbeit als ein Bildungsprogramm bezeichnen. Aufgrund meines Alters darf ich das Vermögen nicht verwalten, sondern bin nur ein Berater, der Anlageideen vorstellt. Die tatsächliche Ausführung eines Investments liegt bei den Kunden, respektiv deren Family Offices.

Wie haben Sie es geschafft, erste Mandate anzuwerben?

Schäli: Ich kannte Jorge Lemann bereits seit einigen Jahren, als wir unser gemeinsames Mandat aufsetzten. Das Ziel des Mandats war es, einen Rahmen zu schaffen, in dem ich meine „Investoren“-Ausbildung beschleunigen konnte. Danach kamen sukzessiv mehr dazu, von Leuten, die mich gern auf meinen Weg unterstützen wollten. Es sind eine Handvoll von Kunden mit denen ich ein enges Vertrauensverhältnis aufgebaut habe. Ich möchte mich auf wenige Mandate konzentrieren, damit ich dies zeitlich neben der Schule bewältigen kann.

Standen Ihnen Ihre Geschäftspartner aufgrund Ihres Alters nicht zunächst skeptisch gegenüber?

Schäli: In Gesprächen greife ich immer auf Wissen zurück, das mir von erfahrenen und kompetenten Persönlichkeiten weitergegeben wurde. Ich tendiere dazu, in einem relativ pragmatischen Unterton zu sprechen. Das ist das effektivste Mittel, Skepsis aus dem Weg zu schaffen und schnell auf derselben Wellenlänge zu sprechen. Ich kenne jeden meiner Kunden auf einer freundschaftlichen Ebene. Eine Partie Monopoly oder ein gemeinsamer Skitag sind geselliger und schaffen einen wertvolleren Austausch als ein Meeting. Ich erachte es für kontraproduktiv, durch Gespräche in Konferenzräumen Distanz zum Kunden zu schaffen, wenn es um etwas Persönliches wie die Geldanlage geht. 

Welche Zielgruppe spricht Secanta Capital an?

Schäli: Es handelt sich um hochvermögende Privatkunden, meist Unternehmer, für die ich nur einen kleinen Teil ihres Gesamtvermögens in einem spezialisierten Aktienmandat verwalte, meist im sechs- bis sieben-stelligen Bereich.

Wie groß ist das Team von Secanta Capital? 

Schäli: Secanta Capital ist eine lose Struktur, keine richtige Firma. Ich habe individuelle Beziehungen zu Hochvermögenden und arbeite eng mit den Beratern der jeweiligen Family Offices zusammen. Ich habe das Privileg, meiner Leidenschaft als Einzelperson nachzugehen, ohne mich im ganzen Administrativen zu verlieren. Für eine Firmengründung ist es noch zu früh und ich bin froh, wenn ich diese noch so lange wie möglich herauszögern kann. Im Moment geht es mir in erster Linie darum, etwas zu lernen und nicht darum, Geld zu verdienen.

Was machen Sie besser als andere Vermögensverwalter?

Schäli: Ich sehe ein klares Problem in der Überdiversifizierung vieler Vermögensverwalter. Man verliert schnell den Überblick. In meinen Mandaten darf ich nicht mehr als fünf Aktien halten. Es ist essenziell, jede Position, jedes Unternehmen im Portfolio, von oben bis unten zu verstehen. Überdiversifizierung führt garantiert zu mittelmäßigen Renditen. Wenn man weiß, was man hält, sehe ich keinen Sinn darin, das Portfolio mit weiteren Unternehmen aufzufüllen, die schlechter sind als die, die bereits im Portfolio sind.

Sie investieren hauptsächlich in Tech-Unternehmen. Warum?

Schäli: Technologieunternehmen sind dynamische und zukunftsträchtige Geschäftsmodelle, die mehrere Jahre Rückenwind vor sich haben. Vielen dieser Unternehmen ist es gelungen, sich einen enormen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Innerhalb der Technologiebranche haben sich viele sogenannte „winner-takes-most“ Märkte gebildet. Die Unternehmen, die diese Märkte beherrschen, sind in der Lage, mit unglaublich hohen Margen zu arbeiten. Letztendlich ist es wichtig, sich jedoch nie auf einen Sektor zu beschränken. In erster Linie bin ich immer noch auf der Suche nach außergewöhnlichen Geschäftsmodellen, die man zu einem niedrigen Preis kaufen kann. Ob es sich dabei um ein Technologieunternehmen handelt oder nicht, spielt absolut keine Rolle.

Wie wichtig sind Nachhaltigkeit und Impact in der Portfolio- Allokation?

Schäli: Für einige Anleger wird es sich lohnen, in Unternehmen investiert zu sein, die zu Dingen wie der Energiewende beitragen. Allerdings sehe ich derzeit keine attraktiven Bewertungen für diese bereits mehr als bestens finanzierten Nachhaltigkeitsinnovatoren. Schlussendlich bin ich auf der Suche nach hohen Renditen für meine Investoren und widme mich noch nicht dem „Do-Good“-Impact-Investing. Nachhaltigkeit ist hingegen ein Muss für langfristigen Erfolg. Deshalb ist es für mich wichtig, den gesamten Zyklus eines Geschäftsmodells zu kennen, um beurteilen zu können, ob es nicht-nachhaltige Aspekte gibt, die in den kommenden Jahrzehnten zu einem möglichen Scheitern führen könnten.

 

 

Wie bringt man Schule und Vermögensverwaltung in 24-Stunden- Tagen unter?

Schäli: Wie bereits erwähnt, beschränke ich mich auf eine überschaubare Anzahl von Mandaten. An meiner Schule hat man Verständnis für meine Tätigkeit. Ich bin mir bewusst, dass in meinem Alter ein Hobby mein Leben nicht komplett übernehmen sollte, und dass ich meine Teenager-Jahre bewusst „normal“ leben darf. Diese Zwei Leben unter einen Hut zu bringen, verlangt, im Alltag selektiv zu sein, wo ich Zeit verbringen will und was weniger sinnvoll ist. Ich denke, dass diese Bewertung der Prioritäten eine wertvolle Fähigkeit ist.

Planen Sie, mit Secanta Capital zu wachsen? Wenn ja, was sind Ihre Ziele?

Schäli: Im Moment ist es noch ein bisschen früh, um zu sagen, wohin die Reise gehen wird. Ich weiß, dass mich das Thema Vermögensverwaltung fasziniert, aber ich würde mich gern in vielen Bereichen der Finanzwissenschaften weiterbilden. Auf jeden Fall reizt mich eine unternehmerische Tätigkeit. Da ich beim Investieren immer auf dem neuesten Stand der neusten Technologien bin, suche ich aktiv nach Möglichkeiten, mich in Projekte einzubringen. Im Moment ist es für mich jedoch wichtig, meinen Track-Record im Investmentbereich auszubauen.

Über den Interviewten: Richard Schäli, der Gründer von Secanta Capital, begann bereits mit elf Jahren, fremde Gelder zu verwalten. Inzwischen ist er 16 und verwaltet über Mandate in Zusammenarbeit mit Family Offices Gelder für hochvermögende Kunden in Millionenhöhe. 2022 hat er es mit dieser Leistung auf die Dach-Forbes-30-under-30-Liste geschafft.

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