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Fondsporträt Berenberg European Equity Selection „Ein zu hohes Risiko ist für uns ein K.o.-Faktor“

Mitte Oktober hatte Boris Jurczyk gerade einmal 21 Aktien in seinem Berenberg European Equity Selection. Das können zwar schnell wieder ein paar mehr werden, gerade jetzt, wo die Bewertungen durch die Kursrückgänge wieder attraktiver geworden sind. Jurczyk mag aber konzentrierte Portfolios: „Man kann sich seine Rendite auch weg diversifizieren.“

Der Fondsmanager investiert ausschließlich in große Unternehmen aus dem Euroraum. Die Auswahl ist strikt regelgebunden und erfolgt mithilfe eines quantitativen Modells. Dieses bewertet die Aktien aus dem Euro Stoxx Large Index, der die rund 100 größten Unternehmen des Stoxx Europe 600 aus der Eurozone enthält. Es filtert Aktien heraus, die unterbewertet erscheinen und eine Resistenz in fallenden Marktphasen bewiesen haben. Denn ein Ziel ist es, die Verluste in Abwärtsmärkten möglichst gering zu halten – dabei aber immer nahezu voll investiert zu sein. Im Ergebnis soll sich der Fonds besser entwickeln als der Blue-Chip-Euroraum-Index Euro Stoxx 50.

Fundamental, technisch, Risiko: Streng regelbasierte Auswahl

Nur sechs Indikatoren sind für die Titelauswahl ausschlaggebend. Sie sollen die Risiko-Rendite-Charakteristik der Aktien ausloten. In der fundamentalen und technischen Analyse wird zum einen die zu erwartende Profitabilität eingeschätzt. Kennzahlen dafür sind Gewinnrevisionen und das prognostizierte Gewinnwachstum in Relation zum Kurs-Gewinn-Verhältnis. Zum anderen wird die relative Entwicklung zum Gesamtmarkt beobachtet sowie analysiert, ob sich die Aktie in einem Aufwärts- oder Abwärtstrend befindet.

Hinzu kommen zwei Risiko-Indikatoren. Der Bear-Market-Faktor misst, wie stark die Aktie fällt, wenn der Gesamtmarkt fällt. „Wenn hier eine bestimmte Grenze überschritten wird, ist das ein K.o.-Kriterium für uns. Die Aktie kommt nicht ins Portfolio, egal wie attraktiv sie aus fundamentaler und technischer Sicht ist.“ Zweiter Risikofaktor ist der Bad-News-Faktor, der anzeigt, wie stark der Aktienkurs auf negative Unternehmensnachrichten reagiert.

Rund ein Fünftel bis ein Drittel des Indexuniversums filtert das System für den Fonds heraus. Diese kommen dann gleichgewichtet ins Portfolio. Alle drei Wochen erfolgen eine Überprüfung der Titel und die Neugewichtung. Auf Derivate und Wertpapierleihe verzichtet Jurczyk komplett.

Defensive Positionierung, hoher Active Share

Die meisten Titel im Portfolio stammen zurzeit aus Frankreich, Deutschland und den Niederlanden. Allerdings spielt das Herkunftsland des Unternehmens für Jurczyk keine Rolle, entscheidender für die Gewinnaussichten ist vielmehr, wo es sein Geld verdient. Die schon seit einiger Zeit anhaltende Aversion des Markts gegenüber Emerging Markets spiegelt sich im Portfolio wider. „Wir haben den Anteil von Unternehmen mit großem Umsatzanteil in Asien deutlich abgebaut und bevorzugen Titel, die ihre Umsätze schwerpunktmäßig in Europa und den USA generieren“, so Jurczyk. Zurzeit sieht er hier noch keinen Trendwechsel am Horizont.

Auf der Sektorseite hat er derzeit vor allem den Automobilsektor, IT und Konsumdienstleistungen übergewichtet. Dem mit Abstand größten Bereich in der Benchmark, den Banken, steht das Modell trotz sehr günstiger Bewertung noch skeptisch gegenüber. Nach einem kurzfristigen Engagement wurden die Finanzinstitute im Oktober wieder aus dem Portfolio verbannt. Hohe Abweichungen von der Benchmark sind typisch für den Fonds. Der Active Share lag Ende September bei 85 Prozent.

Am 18. Oktober feierte der Fonds seinen fünften Geburtstag. Bis dahin erzielte die institutionelle Variante eine jährliche Performance von 8,9 Prozent. Seit Jahresanfang lag sie rund 5 Prozent im Plus.

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