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Fondsmanager-Interview „Schwellenländer-Währungen sind am Wendepunkt“

Brigitte Posch und Ricardo Adrogué, Fondsmanager des Emerging Markets Debt Blended Total Return Fund von Babson.

Brigitte Posch und Ricardo Adrogué, Fondsmanager des Emerging Markets Debt Blended Total Return Fund von Babson.

Der Start ins Jahr war volatil. Wie geht es weiter?

Brigitte Posch: Der Jahresauftakt war wirklich eine Herausforderung. Die Spreads haben sich auf breiter Front ausgeweitet. Dennoch, es gibt eine Reihe von Faktoren, die über die nächsten zwölf Monate ihre Wirkung zeigen sollten und unserer Meinung nach wahrscheinlich zu positiven Erträgen für 2016 führen.

Was sind das für Faktoren?

Posch: Zum Beispiel wird die US-Notenbank Fed, falls sie die Zinsen weiter anhebt, sehr behutsam dabei vorgehen. Dies sollte dann keine großen Auswirkungen auf die Emerging Markets haben. Eine langsame Straffung der Geldpolitik wäre zudem ein Zeichen, dass sich die US-Wirtschaft erholt. Das ist eine gute Entwicklung für den globalen Handel und auch für viele Emerging Markets. Die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank sollte sich ebenfalls positiv auf die Schwellenländer auswirken.

Ihr Fonds investiert in alle Segmente der Schwellenländeranleihen. 2015 und auch schon davor haben sich besonders Anleihen in lokaler Währung schwach entwickelt. Werten die Währungen weiter ab?

Ricardo Adrogué: Währungen waren in den letzten Jahren die schwächste der Asset-Klassen im Bereich Emerging Markets Debt. Die Zinsseite der lokalen Anleihen hat ebenso wie Hartwährungsanleihen eine zwar kleine, aber positive Performance geliefert. In diesem Jahr erwarten wir jedoch eine Wende bei den Währungen. Sie haben massiv abgewertet und erscheinen im historischen Vergleich günstig – vor allem im Vergleich zu ihren Exportgütern, was meistens Rohstoffe sind. Eine weitere Abwertung halten wir für unwahrscheinlich und rechnen stattdessen mit einer Stabilisierung. Gleichzeitig sehen wir auch kein Potenzial für eine weitere US-Dollar-Aufwertung, insbesondere dann nicht, wenn sich die Wirtschaft dort abkühlt. Daher sollten wir 2016 eine positive Performance auf der Währungsseite sehen. Für Lokalwährungsanleihen rechnen wir mit einem Plus um die 10 Prozent. Im Hartwährungsbereich erwarten wir eher eine mittlere einstellige Performance.

Welche Bedeutung hat China für den Markt der Schwellenländeranleihen?

Adrogué: China ist ein zentraler Antriebsmotor und gleichzeitig das Risiko, das uns am meisten sorgt. Die chinesische Wirtschaft ist mit vielen anderen aufstrebenden Volkswirtschaften verflochten. Eine weiterer Wachstumsrückgang, oder gar eine Finanzkrise, würde sich auf die anderen Emerging Markets niederschlagen. Daher haben wir China – sowohl auf Makro- als auch auf Unternehmensebene – genau im Blick und besuchen das Land regelmäßig. Bei dieser steten Analyse entdecken wir gleichzeitig gute Anlagemöglichkeiten.

Abgesehen von der Notenbankpolitik und China, was sind 2016 wichtige Treiber für eine gute Performance?

Posch: Die Bottom-up-Analyse. Ich halte es für sehr wichtig, ein großes Team für eine genaue Analyse zu haben und die Fundamentaldaten der Länder und Unternehmen, in die wir investieren, zu verstehen. Emerging Markets sind zurzeit weniger ein Beta-Markt, sondern eher ein Alpha-Markt. Daher ist die Auswahl der Titel entscheidend. Insbesondere gilt es, die Anleihen zu finden, die durch den gesamten Zyklus hindurch gut performen.

Was unterscheidet Ihren Fonds von anderen Emerging-Market-Debt-Fonds?

Adrogué: Das sind vor allem drei Faktoren. Dazu zählt unsere Asset-Allocation-Strategie, die die fundamentale Analyse mit einem quantitativen Modell kombiniert, das historische Daten berücksichtigt. Zweitens kommen nur die Anlageideen ins Portfolio, von denen wir wirklich überzeugt sind. Und drittens messen wir uns an keiner Benchmark, sondern wollen einen absoluten Ertrag für unsere Anleger erzielen.

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