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Fondsmanager-Interview „In China leben schon 100 Millionen Diabetiker“

Lacuna Fondsmanager Oliver Kubli

Lacuna Fondsmanager Oliver Kubli

In der Krebsforschung ist die Immuntherapie auf dem Vormarsch. Das chinesische Unternehmen Jiangsu Hengrui Medicine hat kürzlich die weltweite Lizenz – mit Ausnahme von China, Hongkong, Macau und Taiwan – für seinen PD1-Checkpoint-Inhibitor an die US-Biotech-Gesellschaft Incyte vergeben. Kommen die innovativen Medikamente künftig aus China?

Oliver Kubli: Nein, so schnell nicht. So einen Deal wie zwischen Incyte und Hengrui haben wir bisher in China noch nicht gesehen. Das Land investiert zwar seit einigen Jahren vermehrt in die eigene Forschung. Das Produktportfolio, das vor allem aus generischen Medikamenten besteht, soll mit eigenen, innovativen Arzneimitteln aufgefüllt werden. Noch steckt der Forschungs- und Entwicklungsbereich aber in den Kinderschuhen. Große wissenschaftliche Durchbrüche in der Medizin sind in China in den nächsten fünf bis zehn Jahren nicht zu erwarten.

Wie sieht es im Rest Asiens aus?

Kubli: Der breiteste und der am weitesten fortgeschrittene Gesundheitsmarkt ist Japan. Dort ist der Forschungs- und Entwicklungsbereich ähnlich ausgeprägt wie in Europa und den USA. Auch in Korea gibt es erste Forschungserfolge, vor allem im Medizintechnikbereich. Inbody zum Beispiel entwickelt seit Jahren Geräte zum Messen von Körperfunktionen und bietet auch Mess-Armbänder für Privatpersonen an. Die Inbody-Bänder stehen denen von westlichen Firmen wie Fitbit oder Apple in nichts nach.

Ihr Fonds für asiatische Gesundheitsaktien wurde bereits 2006 aufgelegt. Hat sich der Markt seitdem verändert?

Kubli: Er hat sich weiterentwickelt, die Firmen klettern Schritt für Schritt die Wertschöpfungskette nach oben. Im China zum Beispiel sind die Unternehmen deutlich stabiler geworden, das Management ist professioneller. Viele Manager haben in den USA studiert. Wir führen immer mehr Gespräche auf Englisch. Zudem hat sich die Qualität der Produkte und die Produktion selbst verbessert. Skaleneffekte werden genutzt. In China wurde eine flächendeckende Grundversorgung eingeführt, tausende Krankenhäuser wurden gebaut.

In welchen Bereichen sehen Sie zurzeit gute Anlagechancen?

Kubli: In China sind die Unternehmen nach dem Kurseinbruch im Sommer wieder attraktiv bewertet. Die Firmen wachsen dort übers Volumen und nicht durch Preiserhöhungen wie in den USA. Spannend sind vor allem große Unternehmen, die sich in den vergangenen 20 Jahren etabliert haben. Seit Kurzem haben wir auch Zugang zu chinesischen A-Aktien. Dort gibt es zum Beispiel einige interessante Unternehmen, die sich auf den stark wachsenden Markt der traditionellen chinesischen Medizin spezialisiert haben.

Und außerhalb von China?

Kubli: Sehr spannend ist der japanische Generika-Markt. Er hängt dem deutschen Markt etwa 10 bis 15 Jahren hinterher. Die alternde Bevölkerung lässt jedoch eine Kostenexplosion im Gesundheitswesen befürchten, und die Regierung setzt viel daran, kostengünstige Generika zu stärken. Davon profitieren einige lokale Unternehmen. Eine weitere interessante Aktie ist Ono Pharmaceuticals, die zu den größten Positionen im Portfolio gehört. Das japanische Unternehmen hat eine der führenden Verfahren in der Krebsimmuntherapie entwickelt, das der US-Pharmagigant Bristol-Myers Squibb einlizensiert hat. Ono entwickelt die Produkte für die verschiedenen Krebsarten für den japanischen Markt, erste sind bereits im Verkauf.

Warum sollten Investoren einen asiatischen statt einem globalen Healthcare-Fonds wählen?

Kubli: Hier stelle ich gern die Gegenfrage: Was möchte ein Investor abdecken, wie ist sein Portfolio aufgestellt? Viele unserer Kunden haben ihr Portfolio regional aufgeteilt und decken Asien über diesen Fonds ab.

Und warum gerade über den Gesundheitsmarkt?

Kubli: Die asiatische Gesundheitsindustrie hat in den nächsten 10 bis 20 Jahren ein riesiges Aufholpotenzial. Schauen Sie sich die Demografie an, die Entwicklung der Mittelschicht und der Lebensweise. Übergewicht, und damit Diabetes, breitet sich in den asiatischen Ländern rasch aus. Man schätzt, dass heute schon allein in China 100 Millionen Diabetiker leben. Der Sektor bietet eine ganze Reihe an Investitionsmöglichkeiten, viele gute Firmen mit sehr guten Technologien stehen zur Auswahl. Sie können dort die ganze Klaviatur der Wertschöpfungskette spielen: vom Zugang zur Medizin als klassisches Emerging-Market-Thema bis hin zu hochwertigen Technologien und Produkten.

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