Money Talk, Folge 2 „Wer sagt, dass Zinsen mittelfristig nicht wieder über 6 Prozent steigen?“

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Eine so hohe Inflation und auch möglicherweise hohe Zinsen verlangen nach Unternehmen, die eine gewisse Preissetzungsmacht haben. Die höhere Preise einfach durchdrücken können. Jetzt erhöht Amazon die Prime-Abogebühr einfach mal. Nennen Sie uns mal europäisch vergleichbare Modelle und Unternehmen, die diese Preissetzungsmacht haben.

Gebhardt: Das sind hauptsächlich die defensiven Sektoren, also sprich Versorger, Pharmawerte und leider auch die Energiewerte, die das ja direkt weitergeben. Am Ende sind es auch die Unternehmen aus der Chemie und anderen Bereichen der produzierenden Industrie, die sind es aber natürlich mit einer Verzögerung. Es trifft sie erst einmal und dann können die Unternehmen es mittelfristig an Kunden weitergeben. Es sind hauptsächlich die defensiven Sektoren, die sich im normalen persönlichen Bedarf abspielen. Das gilt auch für Nahrungsmittelhersteller und für „personal goods“, also Konsumgüter-Hersteller.


Unterliegt der deutsche Anleger ihrer Wahrnehmung nach einer Nominalwert-Illusion? Nach dem Motto: Ich habe ja die Euros in der Tasche. Am Ende werden sie aber doch jedes Jahr prozentual weniger wert?

Gebhardt: Das ist ja das ganz große Dilemma. Wir sind keine Aktien-Sparer. Dafür habe ich auch immer gekämpft: Dass die Leute mehr in Aktien investieren. Denn in dem Moment, in dem es Inflation gibt, ist die Aktie das beste Investment. Dann braucht man reale Investments. Das gilt für Immobilien, das gilt für Aktien, das gilt auch für andere Themen wie beispielsweise Rohstoffe.

Lässt man das Geld allerdings auf dem Bankkonto, dann bedeutet das: null Verzinsung. Und null Verzinsung bei einer Inflation von 5 Prozent bedeutet, dass die Kaufkraft um 5 Prozent sinkt. Das scheint sich der Großteil der Deutschen in der Vergangenheit nicht klargemacht zu haben. Ich glaube, da war ein Umdenken schon in den vergangenen zwei Jahren zu erkennen, vor allem bei jungen Leuten. Deswegen ist diese Aktienrente, die ja mal angedacht wurde, auch extrem wichtig. Aber so weit sind wir noch nicht.

Bei jungen Leuten kann man nicht gerade eine Investition in Versorger empfehlen, oder? Das ist doch inzwischen alles schmutzig.

Gebhardt: Das kommt darauf an. Es gibt ja auch relativ saubere Versorger. Nehmen wir beispielsweise Scottish Energy, die sehr viel Windenergie haben. Da haben Sie auch Möglichkeiten, sich nicht nur in Kohle zu investieren. Aber grundsätzlich haben Sie natürlich Recht: Auch junge Leute sollten das kaufen, was ein langfristig großes Potenzial hat.

„Das ist jetzt eine vorübergehende Phase, aber langfristig haben Wachstumstitel schon immer die Nase vorn.“

Und da gibt es natürlich viel mehr interessante Sachen, auch im Wachstumsbereich. Diese Aktien leiden momentan etwas, weil durch höhere Zinsen im Endeffekt der Abzinsungsfaktor negativ auf die Bewertung dieser Unternehmen durchschlägt. Das ist jetzt eine vorübergehende Phase, aber langfristig haben Wachstumstitel schon immer die Nase vorn. Dann ist es da auch wesentlich spannender.

Über den Interviewten:
Henning Gebhardt ist Geschäftsführer von Hollyhedge Consult. Er wurde als Fondsmanager des mehrfach ausgezeichneten Fonds DWS Aktien Strategie Deutschland bekannt, durch den er später auch vom Manager Magazin als „einer der erfolgreichsten Fondsmanager Deutschlands“ geadelt wurde. Heute managt er aktiv den Millennium Global Opportunities Fonds und setzt sich für die Einhaltung von ESG-Kriterien ein.

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