Fondsanalyse deluxe, Teil 9 Stiltreue Stockpicker

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Schritt 2: Suche nach fundamentalem Wertpotenzial

Die Unternehmen, die zum Anlageuniversum gehören, werden im zweiten Schritt einer intensiven Strukturanalyse unterzogen, an deren Ende eine Watchlist mit rund 150 Aktien steht. Die Due Diligence des Teams erfolgt in drei Phasen. Die erste besteht darin, die Unternehmen nach dem vom Ökonomen Michael Porter entwickelten Modell zu analysieren und Bewertungen für die Erfüllung der von ihm definierten fünf Kriterien zu vergeben.

Anschließend folgt eine Analyse, wie gut sich diese Strukturen in den Finanzdaten und Bewertungen des Unternehmens widerspiegeln. „In der dritten Phase müssen die Portfoliokandidaten starke Wachstumschancen aufweisen, wie etwa ein nachhaltiges Expansionspotenzial in ihrem Geschäftsbereich oder positive Trends in den Geschäftsmodellen“, sagt Benner. Die Ergebnisse werden vom Investmentteam analysiert und Unternehmensziele unter Anwendung verschiedener Ertragswertverfahren (Discounted-Cashflow-Modelle, Handelsmultiplikatoren, Peergroup-Analyse) oder Substanzwertverfahren (Bilanzanalyse und -bewertung) festgelegt.

Das Leitprinzip hinter jeder Investitionsentscheidung ist, dass sich Einschätzung und Bewertung sowohl auf das Geschäftsmodell als auch auf das Management eines Unternehmens erstrecken müssen. „Dies kann nur durch persönliche Treffen mit den Managern des Unternehmens erreicht werden“, erklärt Schnatz. Die Folge: Es gibt keine Aktie im Depot, bei der die Portfoliomanager nicht die entscheidenden Manager eines Unternehmens persönlich getroffen haben. „Wir haben klare Kriterien, die wir in diesen individuellen Gesprächen abklären und anschließend auch überprüfen“, betont Benner.

Kann ein solcher Besuch in Zeiten strenger Insider-Gesetze überhaupt noch Mehrwert bringen? Und wie werden die Portfoliounternehmen nach Abschluss des Auswahlprozesses überwacht? Sowohl durch eigene Modelle als auch durch kontinuierliche Management-Kontakte. „Wir wollen hiermit sicherstellen, dass positive oder negative Trends frühzeitig erkannt werden“, sagt Benner. „Zudem ist für uns eine klare, überprüfbare Strategie extrem wichtig.“

Die ersten 90 Minuten des Meetings sind wie im Fluge vergangen. Bevor wir zum Thema Portfoliokonstruktion kommen, nehmen wir als Team eine kurze Pause, um uns zu besprechen: Überzeugt das vorgestellte Prozedere? Wo gibt es noch Fragebedarf? Benötigen wir weitere Belege für den Erfolg des Verfahrens?

Schritt 3: Portfoliokonstruktion

Aus der bereits relativ konzentrierten Watchlist nehmen die Portfoliomanager die 40 attraktivsten Investitionsmöglichkeiten in das Portfolio auf. Dabei entscheiden sie sich für diejenigen Aktien, die zum aktuellen Zeitpunkt das beste Chance-Risiko-Verhältnis in der analysierten Unternehmenslandschaft bieten – und am besten zur Portfoliostruktur passen. Schließlich sollen Klumpenrisiken in einzelnen Ländern oder Branchen vermieden werden.

Aufgrund der Konzentration des Portfolios auf die Fundamentalanalyse und -auswahl haben die Portfoliomanager großes Vertrauen in die Qualität der Aktien im Portfolio. Basierend auf dieser festen Überzeugung gehört es zur Strategie von Chom Capital:

  • bei einer Neuinvestition die gleiche Gewichtung aller Positionen anzustreben. Auf diese Weise können sie ein Portfolio zusammenstellen, das nicht an eine bestimmte Unternehmensgröße, ein Land oder einen Sektor gebunden ist.
  • das Portfolio nicht zu häufig umzuschichten. Chom Capital bringt es auf eine historische Umschlagshäufigkeit von etwa 60 Prozent oder weniger, die weitgehend unabhängig von Marktphasen ist.
  • die Cash-Position in der Regel unter 10 Prozent und ausschließlich im Rahmen des Liquiditätsmanagements zu halten. Eingehende Gelder werden sofort investiert.

„Das Portfolio besteht aus konzentrierten Investments, die fundamental attraktiv sind und einen positiven Wertbeitrag erwarten lassen“, fasst Benner diesen Punkt noch einmal für uns zusammen.