Ein Value-Investment, noch dazu beheimatet in der südostasiatischen Region, gehört sicherlich zu den spezielleren Investmentthemen. Dessen ungeachtet weckte die Strategie bereits vor einigen Jahren unsere Neugier. Auslöser war ein persönliches Gespräch, eingefädelt von Freedom Asset Management, einem Consultant-Haus von der britischen Insel.
Zusammen mit Ferry Hartoyo, dem Direktor für Research von Santa Lucia Asset Management – abgekürzt wird aus dem Namen ein bezeichnendes Slam – aus Jakarta, besuchte das Team uns in
unseren Büros in Kornwestheim. Dieses Treffen im Oktober 2018 markierte für uns den Beginn einer guten Zusammenarbeit. Insgesamt verwaltet Slam aktuell rund eine Milliarde US-Dollar für verschiedene Family Offices, High Net Worth Individuals, Institutionen sowie einen renommierten
Staatsfonds.
Mit etwas mehr als 20 Mitarbeitern positioniert sich der Asset Manager als Value-Investor. Der Flagship-Fonds ist der CIM Dividend Income Fund. Die maßgeblich vom Mitgründer James Morton geprägte Geschichte reicht bis ins Jahr 2001 zurück. Die ursprünglich in London basierte Firma wurde gegründet als CIM Investment Management Limited, benannt nach den drei Gründungspartnern Cundill, Ivanovic und eben Morton.
Nachdem der Name CIM in Singapur bereits anderweitig vergeben war, benannte Morton nach deren Umzug von London nach Singapur das Unternehmen 2011 in Santa Lucia Asset Management um. In Anlehnung an die Heilige Lucia von Syrakus will das Team von Slam für seine Investoren Licht ins Dunkel bringen – gerade im vielschichtigen asiatischen Aktienmarkt.
Im Jahr 2021 kam es zum Zusammenschluss mit Florian Weidingers Unternehmung und
Team von Hansabay in Singapur und Taipeh, seitdem zählt Slam zu den größten Investmentboutiquen vor Ort.
Das Management-Team
James Morton ist ein britischer Investor mit gut 40 Jahren Erfahrung in der Finanzindustrie. Mehr als 30 Jahre davon arbeitete er als Portfoliomanager. Morton legte den CIM Dividend Income Fund im Jahr 2001 auf und bestimmte fast zwei Jahrzehnte lang maßgeblich dessen Entwicklung. Seit einigen Jahren hat Florian Weidinger den Staffelstab offiziell übernommen und managt die Stra-
tegie zusammen mit seinem Team von Slam.
Mittlerweile sind einige davon zu Miteigentümern im Unternehmen aufgestiegen. Chairman James Morton hat aufgrund seiner Expertise und Bekanntheit in der Region einen nachhaltigen Einfluss, seine Methoden und Prozesse bestehen im Team fort. Der leitende Portfoliomanager,
Geschäftsführer und Investmentchef Weidinger steuert den Fonds zusammen mit zwei weiteren Senior-Partnern. Weidinger kann auf ein Team von insgesamt über ein Dutzend Analysten zurückgreifen, die aus Taiwan, Indonesien und Singapur agieren. Weidinger selbst verfügt über mehr als 20 Jahre Investmenterfahrung.
Abseits des Mainstreams
Während hierzulande das konjunkturelle Umfeld und vor allem die Wachstumsaussichten moderat erscheinen, bieten andere Regionen nach wie vor ordentliche Perspektiven. Zudem profitieren diese oft von strukturellen Trends, wie etwa einer stark wachsenden, jungen und damit konsum-
hungrigen Bevölkerung oder auch niedrigeren Produktionskosten. Die niedrigen Kosten stellen im globalen Kontext nach wie vor einen kompetitiven Vorteil dar.
Zu diesen Wachstumsregionen zählt Asien, das – unabhängig von dem derzeit viel diskutierten China – vielerorts positive Entwicklungen und Aussichten vorweist. Volkswirte rechnen in dieser Region mit rund 4,5 Prozent pro Jahr an realem Wirtschaftswachstum für die nächsten Jahre.
Und das bei moderaten Inflationszahlen sowie niedrigen Arbeitslosenquoten. Trotz dieser Aussichten zeigt gerade China, dass diese heterogene Region für Investoren auch erhebliche Risiken birgt. Deshalb bevorzugen wir dort aktive Ansätze.
Nachdem lange Zeit Growth-Aktien den Markt dominierten, lohnt unseres Erachtens – gerade im asiatischen Markt – ein Blick auf die Faktoren Value und Dividende. Zerlegen Investoren langfristige Renditeerwartungen für Aktienmärkte, sollte neben Gewinnwachstum und Bewertung auch die Dividendenrendite eine Rolle spielen. Die Dividenden haben – wie es der Name des Fonds schon vermuten lässt – beim CIM Dividend Income Fund eine wichtige Bedeutung.
Für unser Portfolio erachten wir den Fonds durch seinen Fokus auf Value-orientierte Dividendenaktien als sinnvollen und diversifizierenden Portfoliobaustein.
Asiatische Dividendenperlen
Als Fondsanalysten suchen wir aktive Manager mit nachweislich gutem Track Record, wenn wir Zielfonds selektieren. Der Analyse des Investmentprozesses kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Der Prozess sollte für uns transparent sein, sich aber auch von der Masse der Anbieter abheben.
Die Stockpicker von Slam wollen zunächst die Unternehmen und deren
Geschäftsmodelle verstehen. Dazu gehört neben dem Verständnis für das Zahlenwerk
auch das für das jeweilige Geschäft, die dahinterstehenden Personen, die Unternehmenskultur und den Einfluss aktueller und künftiger Entwicklungen auf die Gewinne.

Erst wenn diese Vorarbeiten gemacht sind, taucht das Slam-Team tiefer ein, um die Per-
len zu finden, die das Portfolio bereichern. Um die Aktien auszuwählen, screenen die
Slam-Analysten zunächst ein Grunduniversum von 500 bis 700 Titeln. Dafür ziehen
sie eine Minimumdividende von 6 Prozent sowie Bilanz- und Bewertungskennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) oder Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) heran.
Ein zentrales Prinzip ist die „Margin of Safety“. Investiert wird nur dann, wenn eine ordentliche Sicherheitsmarge besteht – das bedeutet: Der Preis muss einen großen Abschlag zum langfristigen Substanzwert aufweisen. Auch sollte das technische Bild der Aktie passen. Zwar ist das kein maßgeblicher Fokus, aber die technische Analyse sieht das Slam-Team dennoch als hilfreiche Ergänzung.
Im nächsten Schritt bewertet das Team dann eigentlich erst das Unternehmen, um unter anderem den Discount zum aktuellen Preis zu ermitteln, und um die wesentlichen Performance-Indikatoren
festzulegen. Zentraler Punkt sind dabei persönliche Gespräche mit dem Management und anderen Personen. Diese dienen auch dazu, kritische Themen außerhalb der Bilanz ausfindig zu machen, wie beispielsweise Interessenskonflikte. Dadurch kann das Team die Geschäftsführer und ihr Unternehmen besser einschätzen.
Insgesamt führt das Slam-Team über 700 Meetings pro Jahr durch. Unter anderem können die Analysten so besser abklopfen, wie es das Unternehmen mit Minderheitsaktionären hält. Slam erweiterte das Team für die Analyse und das aufwendige On-the-Ground-Research in den vergangenen Jahren sukzessive und mehrsprachig. Eine Entwicklung, die auch in unserer Analyse positiv ins Gewicht fällt. Denn: Wir wollen von unseren Zielfondsmanagern sehen, dass sie sich administrativ, aber auch prozessual konsequent weiterentwickeln.
Zurück zum Slam-Investmentprozess: Nach der Unternehmensanalyse ordnen die Slam-Portfoliomanager die Aktien in den makroökonomischen Zusammenhang ein. Ziel ist es, herauszu-
finden, ob ein Unternehmen in das aktuelle Aktienmarkt- und Wirtschaftsumfeld passt. Schließlich könnten auch externe Herausforderungen auf dem Management und letztlich auch auf den Gewinnen lasten.
Um das einschätzen zu können, zieht das Slam-Team hierfür Sektorentrends, länder und regionenspezifische Entwicklungen heran, aber auch ESG-Kriterien. Gerade im Bereich Nachhaltigkeit hat Slam in den vergangenen Jahren die interne ESG-Analyse weiterentwickelt. Auch ein konstruktives Engagement gehört dabei zum Investmentansatz. Abschließend bewertet das Slam-Team die Unternehmen relativ. Dazu stellen die Analysten den eigenen Investment Case
dem Marktkonsens und den Analystenmeinungen gegenüber. Damit prüft Weidinger weniger die Unternehmen final, sondern gleicht vielmehr ab, um das Potenzial einer Aktie zu verifizieren.
Wir denken, dass dieser kritische Review gerade für Value-Investoren wichtig ist: Unternehmen in diesem Segment haben es meist schwerer in der Wahrnehmung des Markts. So finden sich
im Fonds Aktien mit guten Bilanzen, oft in Form von einer Netto-Kasse nach Abzug der Verbindlichkeiten, einer nachhaltigen Dividende, die durch eine mögliche theoretisch zahlbare Dividende gedeckt ist, einem realistischen Umsatzwachstum von 5 bis 15 Prozent sowie einem Dividendenwachstum von mindestens 5 Prozent pro Jahr.
Das Portfolio
Um das Portfolio der Strategie und dessen Struktur zu verstehen, muss man sich die Leitplanken für die Portfoliokonstruktion anschauen. Um es zu diversifizieren, halten die Portfoliomanager zwischen 40 und 60 Positionen. Die Slam-Portfoliomanager können weitere Aktien kaufen, beginnen dann aber mit kleinen Positionen, die sie mittelfristig ausbauen wollen. Die zehn
größten Positionen umfassen 35 bis 45 Prozent des Fondsvermögens. Die Gewichtungen der einzelnen Aktien spiegeln die Überzeugung der Slam-Portfoliomanager wider.


Wie bei Value-Investoren üblich, hat das Portfolio ein niedriges KGV. Historisch bewegte sich das KGV des Portfolios in einer Spanne zwischen 5 und 11. Aktuell liegt es bei unter 7 für 2025.
Beim Blick in das Portfolio überraschen zwei Übergewichte. So dominiert China auf der Länderseite und Banken liegen bei den Sektoren vorn. Die Slam-Portfoliomanager bevorzugen derzeit vor allem südkoreanische Banken, da diese besonders von der Governance-Reform im Land profitieren. Die Reform soll zu einer größeren Aktionärsfreundlichkeit, besseren Unternehmensentwicklungen, höheren Cashflows und damit letztlich stabilen und steigenden Di-
videndenzahlungen beitragen.
Interessanterweise gibt es keine einzige chinesische Bank im Portfolio. Wenn die Portfoliomana-
ger in China investieren, dann maßgeblich über die Börse in Hongkong. Sie fokussieren sich auf Unternehmen mit breit angelegten Geschäftsmodellen. Darunter finden sich staatsnahe gelistete Unternehmen, die gerade besonders ihre Effizienz und Profitabilität steigern, aber auch exportorientierte Unternehmen – allerdings ohne nennenswerte Geschäfte in den USA.
Das Fazit
Lange Zeit galten asiatische Aktienmärkte als klassische Wachstumsregion. Investoren bedachten sie mit Vorschusslorbeeren. Mittlerweile macht sich Ernüchterung breit. Insbesondere aufgrund eines schwächelnden Chinas, aber auch wegen der lokalen Unterschiede. Also stellt sich die Frage, inwieweit diese Region eine Bedeutung in den Portfolios der Anleger haben sollte. Die Bewertungen in der Region erscheinen oft noch interessant, besonders im Vergleich zu den westlichen Industriestaaten. Auch die Tatsache, dass viele Anleger derzeit unterallokiert sind,
sollte nicht außer Acht gelassen werden.
Der CIM Dividend Income Fund agiert seit vielen Jahren in diesem ambitionierten Umfeld. Seine etablierte Value-Strategie mit Fokus auf dividendenstarke Titel passt unseres Erachtens gut in eine Zeit, in der Growth für viele Investoren das Maß der Dinge zu sein scheint.
Über die Autoren
Carsten Riester ist seit gut 20 Jahren bei der W&W Asset Management, dem Asset Manager der Wüstenrot & Württembergischen. Dort ist er Leiter der Gruppe Managerselektion/
Fondsresearch, die unter anderem Dach- und Superfonds-Mandate mit einem Volumen von knapp
700 Millionen Euro verantwortet. Zuvor leitete er ein Team von Aktienanalysten bei der DZ Bank.
Kevin Steiger ist seit Anfang 2021 bei der W&W Asset Management. Dort ist er im Team Managerselektion/Fondsresearch als Portfoliomanager und Fondsanalyst tätig. Vor seinem
Wechsel zur W&W Asset Management war er unter anderem als Senioranalyst bei der Stuttgarter
Fondsboutique Smart-Invest tätig.
Hinweis der Redaktion: Bei dem Artikel handelt es sich um keine Anlageempfehlung. Statt-
dessen soll er Anhaltspunkte liefern, wie man bei einer Fondsanalyse methodisch vorgehen
kann, und einzelne Aspekte beleuchten. Eine umfassende und sorgfältige Beratung bezie-
hungsweise Anlageempfehlung kann der Artikel nicht ersetzen.