Fondsanalyse Deluxe, Teil 24 „Schnäppchenjägern bietet Vietnam eine interessante Einstiegsgelegenheit“

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Fondsanalyse Deluxe, Teil 24
„Schnäppchenjägern bietet Vietnam eine interessante Einstiegsgelegenheit“
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Die Skyline der vietnamesischen Millionenmetropole Ho Chi Minh City. Der kommunistische Einparteienstaat lockt westliche Anleger mit einem transparenten Umfeld für Direktinvestitionen.

Die Skyline der vietnamesischen Millionenmetropole Ho Chi Minh City. Der kommunistische Einparteienstaat lockt westliche Anleger mit einem transparenten Umfeld für Direktinvestitionen. Foto: imago images/Christian Heeb

Ein toxischer Cocktail aus Inflation, Zinserhöhungen, Rezessionsängsten und geopolitischen Unsicherheiten verlangte den Anlegern 2022 einiges ab. Aber Schwächephasen bieten häufig gute Einstiegsgelegenheiten. Seit jeher schätzen wir Investments jenseits des Mainstreams. Dazu gehören Themen oder Regionen, die sich trotz attraktiver Aussichten noch unter dem Radar vieler Anleger bewegen. In den vergangenen Monaten sind wir mehrmals auf Vietnam aufmerksam gemacht worden. Grund genug, das Land am Mekong unter die Lupe zu nehmen.

Ein Plus für unser Portfolio?

Im Vergleich zur vielerorts anzutreffenden Wachstumslethargie boomt Vietnams Wirtschaft. Das zeigt sich auch am BIP-Wachstum, das im dritten Quartal 2022 bei über 13 Prozent lag. Viele Probleme, die unsere vermeintlich entwickelten Aktienmärkte gerade beschäftigen, hat Vietnam nicht. Die Inflation liegt seit 2014 bei rund 4,1 Prozent, und der vietnamesische Dong ist auch dank hoher Fremdwährungsreserven relativ stabil. Ein vielleicht erst auf den zweiten Blick vorhandenes Plus liegt im Einparteiensystem.

Dieses gilt als stabil und findet bei der Bevölkerung aufgrund der guten wirtschaftlichen Entwicklung breite Unterstützung. Ohne kapitalistisches Denken und Offenheit zum Westen wäre dies so sicher nicht realisierbar. Und die politische Führung in Hanoi verfolgt ehrgeizige Ziele und will das Land für ausländische Firmen interessanter machen. Dafür verspricht man ein transparentes und sicheres Umfeld für Direktinvestitionen. Nicht ohne Grund war Vietnam das erste Land auf Kanzler Olaf Scholz' Reise zum G20-Gipfel auf Bali im November 2022.

 

 

 

Ein Blick auf den Aktienmarkt zeigt, dass auch hier die positive Evolution weiter im Gange ist. Inzwischen sind die Free-Float-Marktkapitalisierung und die Marktliquidität mit denen vieler Emerging Markets vergleichbar. Ein Aufstieg in die höhere Börsenliga in den kommenden
zwei bis drei Jahren ist wahrscheinlich. Zwar bleibt der Aktienmarkt für Störungen anfällig, was die jüngste Korrektur aufgrund eines Ereignisses im Immobiliensektor gezeigt hat, jedoch bietet dies gerade Schnäppchenjägern eine interessante Einstiegsgelegenheit. Das erwartete KGV für 2023 liegt nun bei 8, und das bei rund 20 Prozent Gewinnwachstum.

Aktiv oder passiv?

Wie immer, wenn es um eine neue Position geht, stellt sich uns als Dachfondsmanagern zunächst die Frage, ob wir diese aktiv oder passiv umsetzen wollen. Bei Engagements in derart speziellen Märkten, die dazu jenseits unserer Benchmark liegen, sind die Performanceperspektiven der jeweiligen Märkte für uns wichtiger als das potenzielle Alpha, das ein aktiver Manager erwirtschaften kann. Zwar spricht dies eher für einen ETF, der Blick auf die Auswahl an Vietnam-ETFs fällt jedoch ernüchternd aus. Daneben bestehen in Vietnam noch Ineffizienzen, die zusammen mit einem längerfristigen Anlagehorizont für einen aktiven Fonds sprechen. Aufgrund der Größe unseres geplanten Investments fielen einige der kleineren Anbieter durch das Raster.
Übrig blieben vor allem Spezialisten wie Dragon Capital, Vina Capital Partners oder Aquis Capital. Nach Analyse der Häuser haben wir uns dieses Mal für Aquis Capital entschieden.

Trotz der Distanz zu Asien ist der Schweizer Asset Manager Aquis Capital in Vietnam kein unbeschriebenes Blatt. Zwar betreiben die Züricher in der Schweiz zwei Dach-Hedgefonds, aber seit rund zehn Jahren liegt deren Schwerpunkt auf dem Lumen Vietnam Fund. Dieser ist mit mehr als 170 Millionen Euro hierzulande mittlerweile der zweitgrößte Publikumsfonds in der Peergroup „Aktien Vietnam“. Bei der Auswahl unserer externen Manager ist uns neben der Expertise auch lokale Präsenz, gerade in vermeintlich exotischeren Märkten, wichtig. Hier punkten die Schweizerdurch einen Crossover aus europäischer und asiatischer Kultur. Aquis hält eine 100-prozentige Beteiligung an der Vietnam Holding Asset Management. Während ein achtköpfiges Team mit Sitz in Ho Chi Minh City für das Research des Fonds verantwortlich ist, werden aus Zürich heraus die Geschicke der Gesellschaft und des Fonds verantwortet.