Die Portfoliokonstruktion
Für das Portfolio sucht das Team qualitativ hochwertige Wachstumsunternehmen mit soliden Geschäftsmodellen und Potenzial zu wachsen, das Ganze in Verbindung mit einem guten ESG-Profil oder mit starken Verbesserungsabsichten. Das anfängliche Universum aus europäischen Aktien wird aufgrund von Liquiditätskriterien und Mindestgrößen auf 1.400 Unternehmen reduziert. In dieser Stufe greifen erstmals quantitative ESG-Filter. Diese sollen Unternehmen ausschließen, die gegen die Prinzipien des UN Global Compact verstoßen oder sich ernsteren ESG-Kontroversen ausgesetzt sehen. Darüber hinaus schließt man Firmen aus grundsätzlich kontroversen Sektoren (Rüstung, Tabak, Glücksspiel, Pornografie) aus. Zusätzlich schließen die Fondsmanager die 25 Prozent der am schwächsten bewerteten Unternehmen pro Sektor hinsichtlich des ESG-Scorings aus. Und es werden fundamentale Aspekte, qualitative ESG-Screenings inklusive der Ratings externer Datenanbieter und Makroperspektiven einbezogen.
Bei den Makroperspektiven werden auch Wertschöpfungsketten und Werttreiber der Sektoren betrachtet, um sicherzustellen, dass die untersuchten Unternehmen aus Themenbereichen oder Sektoren mit entsprechend nachhaltigem Momentum stammen. Dabei berufen sich die Fondsmanager nicht nur auf die Bewertungen der externen ESG-Datenanbieter, sondern verschaffen sich ein eigenes Verständnis von den ESG-Chancen und -Risiken der Firmen.
Im letzten Schritt werden die verbleibenden 100 bis 150 Unternehmen mit Hilfe von neun Aktien- und vier ESG-Analysten einem sogenannten Deep Dive unterzogen, um die Nachhaltigkeit des Wettbewerbsvorteils und des Wachstumsprofils des Unternehmens zu verstehen. Die bestehende Research-Plattform stellt einen starken Wettbewerbsvorteil dar. Ein hohes Maß an Erfahrung und Fachkenntnis wird durch eine attraktive Anreizstruktur ergänzt. Die Vergütung der Analysten und Fondsmanager ist an die Wertentwicklung der Strategie über verschiedene Zeiträume gebunden. Zudem stellt innerhalb der DPAM das Kompetenzzentrum Nachhaltige Investments sicher, das Niveau der Expertise innerhalb der DPAM ständig zu erhöhen, die Plattform bei ihren Recherchen zu unterstützen und die von externen Partnern verwendete Datenqualität auch in Frage zu stellen.
Die Einbeziehung des ESG-Momentums ist ein weiterer interessanter Aspekt, der darauf abzielt, die Richtung der Entwicklung aller Aktien im Hinblick auf Nachhaltigkeit zu erfassen. Von den aktuellen Werten haben in diesem Quartal 10,6 Prozent ein höheres ESG-Rating erhalten als im Vorquartal, während der Rest das vorherige Rating behalten hat. Die Fondsmanager streben eine weitere Verbesserung dieser ESG-Dynamik an.
Das finale Portfolio ist im Wesentlichen eine gleichgewichtete Strategie von etwa 50 Aktien. Während viele Strategien darauf abzielen, über die Positionsgrößenbestimmung Alpha hinzuzufügen, konzentriert sich bei dieser gleichgewichteten Methode die ganze Aufmerksamkeit darauf, sicherzustellen, dass die besten 50 Ideen einbezogen werden. Die Fondsmanager beziehen sich hier auf Studien, die gezeigt haben, dass die Mehrheit der Outperformance von aktiven Managern typischerweise auf die einbezogenen Namen und nicht auf die Positionsgrößen zurückzuführen ist. Dies wird jedoch auf vernünftige Weise durchgeführt, wobei die Gewichte driften dürfen, um den Turnover (etwa 20 Prozent) und die Transaktionskosten niedrig zu halten.
Der Hang zum Quality-Growth-Stil des Fonds ist ein Resultat der bevorzugten Kennzahlen bei der Auswahl der einzelnen Unternehmen. In der Portfoliokonstruktion wird jedoch auf eine ausgewogene Mischung aus defensiven und zyklischen Unternehmen geachtet. Grundsätzlich beachten die Fondsmanager den breiten Index MSCI Europe, haften aber nicht an diesem, was auch die hohen Werte für Tracking Error und Active Share zum Ausdruck bringen.
Die Sektorgewichtung
Das Portfolio ist strukturell in Sektoren wie Technologie, Industrie und Werkstoffe übergewichtet, da man hier bezüglich der fundamentalen und nachhaltigen Kriterien die höchste Anzahl an attraktiven Unternehmen findet. In anderen Sektoren wie Energie oder Immobilien sind aktuell keine oder nur vereinzelt attraktive Unternehmen zu finden. Zusätzlich hat das Portfolio eine Mid-Cap-Übergewichtung, da anders als in anderen Regionen wie den USA oder global im Large-Cap-Bereich nach Hausmeinung nicht ausreichend viele attraktive Unternehmen zu finden sind.
Das Portfolio wurde in der Corona-Pandemie in Gewinner und Verlierer unterteilt, um die möglichen Auswirkungen einer Verschlechterung der Situation im Auge behalten zu können. So werden auch Neuaufnahmen unter diesem Aspekt analysiert, um die Ausgewogenheit des Portfolios beizubehalten. Die Performance ist seit der Übernahme durch das Management-Team 2017 sehr gut und sehr widerstandsfähig bei wechselnden Marktbedingungen. Zuletzt in der Corona-Krise war der Quality Growth Bias sehr hilfreich, unter anderem auch die Untergewichtung von Energie- und Bankenaktien.
Fazit
Die abschließende Bewertung ergab, dass der Fonds überwiegend positive Merkmale vorweist und sich somit für ein Investment im Bereich „Aktien Europa“ mit nachhaltigem Profil eignet. Der Fonds konnte nicht nur rein quantitativ durch sehr gute Risiko- Rendite-Eigenschaften überzeugen, sondern auch durch sein ESG-Profil.
Diese Merkmale haben wir nicht nur mit Hilfe unserer hauseigenen DWS ESG Engine geprüft, sondern auch in mehreren Schritten wie beispielweise dem Fondsmanagergespräch oder in der Prozessanalyse kritisch hinterfragt. In dem Prozess stellte die eingehende Untersuchung der ESG-Aspekte, sowohl aus Unternehmens- als auch aus der Sektor-Perspektive, eine der wesentlichen Quellen der Alpha-Generierung dar und ist unter anderem ein Resultat des Managerwechsels im Jahr 2017.
Hinweis der Redaktion: Bei dem Artikel handelt es sich um keine Anlageempfehlung. Stattdessen soll er Anhaltspunkte liefern, wie man bei einer Fondsanalyse methodisch vorgehen kann, und einzelne Aspekte beleuchten. Eine umfassende und sorgfältige Beratung beziehungsweise Anlageempfehlung kann der Artikel nicht ersetzen.
Über den Autor:
Andreas Marnett ist seit 2018 in der Manager-Selektion im Multi-Asset-Team der DWS tätig. Zuvor leitete er zehn Jahre lang das Fondsresearch des Bankhauses Sal. Oppenheim.