Fondsanalyse Deluxe, Teil 32 Siegersuche im Film-Statt-Foto-Prinzip

Christian Hein (li.) und Maurice Templin, Apo Asset Management: Fondanalyse deluxe des Wellington Strategic European Equity

Christian Hein (li.) und Maurice Templin, beide Apo Asset Management, analysieren den Wellington Strategic European Equity Foto: Apo Asset Management

Ob in London oder Düsseldorf: Wir treffen Wellington Management regelmäßig, um uns gegenseitig auf den neusten Stand zu bringen. Denn wenn wir Fonds analysieren, steigen wir eben nicht nur tief in die Daten ein, sondern sprechen auch persönlich mit den Portfoliomanagern. Im Falle der Treffen in London oder Düsseldorf reden wir dann meist über den Wellington Strategic European Equity (ISIN: IE00B8BPMF80).

Der Fonds ist ein langjähriges Kerninvestment in unseren Multi-Asset-Portfolios. Bei allen Treffen blieb der Eindruck: Die Strategie, das Fondsmanagement und die Unternehmenskultur beeindrucken uns immer wieder aufs Neue.

Wellington Management zählt zu den größten unabhängigen Vermögensver- waltungsgesellschaften weltweit und ist als private Partnerschaft strukturiert. Die Ursprünge des Unternehmens reichen bis in das Jahr 1928 zurück. Wellington konzentriert sich ausschließlich darauf, Anlagen für professionelle und institutionelle Kunden in über 60 Ländern zu verwalten. Mit Erfolg.

Quelle Fondsdaten: FWW 2025
Wellington Strategic European Equity Fund EUR D AccU
  • Sektor: Aktienfonds All Cap Europa
  • Auflegung: 12.12.2012
  • Ertragsverwendung: thesaurierend
  • Fondsgesellschaft: Wellington Luxembourg S.à r.l.
  • ISIN: IE00B8BPMF80
  • Maximal Drawdown seit Auflage: 34,66%
  • Performance YTD: 7,17%
  • Performance 1 Jahr: 14,12%
  • Performance 3 Jahre: 39,97%
  • Performance 5 Jahre: 104,45%
  • Performance 10 Jahre: 111,06%
  • SRI: 4
  • Sharpe Ratio 5 Jahre: 1,16
  • Tracking Error 5 Jahre: 5,03
  • Volatilität 5 Jahre: 13,69%
  • Volumen in Mio. EUR: 3800
  • Währung: EUR

Ende 2024 verwaltete das Unternehmen ein Vermögen von knapp 1,3 Billionen US-Dollar. Eine besondere Stärke des Unternehmens liegt in seinem äußerst detaillierten, firmeneigenen Research, das die Grundlage für die Investments bildet.

Der Investmentprozess

Die Investmentstrategie dieses Fonds ist bottom-up, basiert auf einem hohen Überzeugungsgrad (High Conviction) und nutzt das gesamte Spektrum europäischer Unternehmen. Die Manager haben einen langfristigen Anlagehorizont und kaufen und verkaufen nicht allzu viel: Die Strategie hat einen geringen Portfolioumschlag.

 

Der Investmentprozess folgt einem „comprehensive analytical investment framework“. Das bedeutet: Die Manager analysieren Unternehmen und Wettbewerbsumfeld. Dabei berücksichtigen sie Unternehmen, die sich über drei Bereiche qualifizieren müssen: strukturelles Wachstum, Wettbewerbsumfeld und attraktive Bewertung.

Sowohl das Managementteam als auch das zentrale Analyseteam bringen Ideen für den Fonds ein. Der analytische Rahmen für die Aktienauswahl: Langfristige und strukturelle Gewinner finden. Das Team sucht also nach Unternehmen, die gut positioniert sind, um langfristige Trends zu nutzen – oder von einem dauerhaften Wachstum profitieren. Aber nicht nur.

Zu den typischen Portfoliokandidaten zählen auch Unternehmen mit einer starken Branchenpositionierung und Wettbewerbsfähigkeit, einer soliden Unternehmensführung und soliden Bilanzkennzahlen, deren Position noch nicht vollständig im Kurswert berücksichtigt ist. Unternehmen mit besonderen Vermögenswerten oder dauerhaften Kostenvorteilen fallen auch in die engere Auswahl. Für den Ansatz sind zwei wichtige Entscheidungskriterien, wie die Unternehmen bewertet sind und welche Qualität sie haben.

Unabhängig von einer Vergleichsgruppe investieren die Portfoliomanager in rund 65 Aktien. Die Positionsgrößen steuern sie sorgfältig, so dass sie Mid- und Small-Cap-Investments in der Regel geringer gewichten als die hochliquiden und groß kapitalisierten Titel. Trotzdem war eine einzelne war in der Vergangenheit maximal etwa 6 Prozent groß. Im Durchschnitt gewichteten die Fondsmanager die Aktien sogar mit unter 2 Prozent, weshalb das Portfolio meist breit gestreut war.

Durch den High-Conviction-Ansatz liegt der Active Share des Portfolios im Vergleich zum MSCI Europe Index in der Regel zwischen 80 bis 90 Prozent. Damit weicht er klar vom Index ab. Das bietet aber auch die Chance auf echte, aktive Rendite. Dies führt auch dazu, dass die Sektor- und Ländergewichtungen stellenweise deutlich vom Index abweichen können.

Über die Fondshistorie hinweg waren der Industriesektor übergewichtet und Energiesektor und Versorger untergewichtet. Dass der Fonds vom Index abweicht, liegt vor allem am Prozess. Aber: Das gilt es im Portfoliokontext zu berücksichtigen.

Investmentprozess mit antizyklischer Tendenz 

Der Bewertungsaspekt führt zudem dazu, dass der Fonds antizyklische Tendenzen aufweist, wenn die Manager neue Positionen aufbauen. Kaufen die Fondsmanager Aktien, bauen sie die Positionen in der Regel langsam auf. So können sie die ursprüngliche These durch den Preis bestätigen, behalten aber gleichzeitig eine langfristige Anlageperspektive.

Der High-Conviction-Ansatz und hohe Anteil aktiver Positionen schränkt den Handlungsspielraum des Teams etwas ein, weshalb die Kapazität der Strategie insgesamt nicht außer Acht gelassen werden darf. Wellington hat bereits entsprechende Maßnahmen vorgenommen, um die Kapazität zu begrenzen. Das soll die bereits investierten Anleger schützen und langfristig das Erfolgspotenzial der Strategie nicht gefährden, weil sie zu sehr verwässert.

 

Es bleibt festzuhalten, dass die Manager Aktien nach einem robusten und wiederholbaren Prozess auswählen. Der Wettbewerbsvorteil des Fonds beruht auf einer gründlichen Fundamentalana- lyse. Außerdem kennen die Manager die investierten Unternehmen genau, dabei hilft auch das große hausinterne Research-Team. Wie sich der Fonds über verschiedene Marktphasen hinweg entwickelt hat, spricht für sich.

Die Wertentwicklung des Fonds

Betrachtet man nur die Wertentwicklung des Fonds, hat der Fondsmanager in 2024 erneut bewiesen, dass sich aktives Management lohnen kann. Im vergangenen Jahr gehörte der Fonds zum besten Prozent der Fonds seiner Morningstar-Vergleichsgruppe europäischer Aktienmana- ger. Damit übertraf der Fonds den MSCI Europe Index mit deutlichem Abstand.