private banking magazin: Herr Gommel, Securities Services von BNP Paribas ist mit einem verwalteten Vermögen von 679 Milliarden Euro Marktführer. Wie bewerten Sie diese Position?
Thorsten Gommel: Wir sind vor allem stolz darauf, dass wir als Qualitätsführerin in internen Rankings von Kapitalverwaltungsgesellschaften angesehen werden. Dass wir einen großen Marktanteil im institutionellen Geschäft haben ist richtig. Allerdings möchte ich hier auf eine interessante Besonderheit hinweisen: Es gibt zwei relevante Statistiken – die KVG-Statistik und die Verwahrstellen-Statistik. Zwischen diesen beiden ist ein systematischer Unterschied von rund 750 Milliarden Euro. Der Grund dafür ist, dass in der KVG-Statistik auch Fonds inkludiert sind, die deutsche KVGs in Luxemburg aufgelegt haben. Unsere tatsächliche Stärke bei deutschen Kunden ist daher eine andere und verändert sich auch gerade relativ stark.
Sie konnten sich in diesem Jahr über zwei große Mandate von Flossbach von Storch und Berenberg freuen. Wie kommen solche Deals zustande?
Gommel: Diese Mandate sind das Ergebnis regulärer Ausschreibungsprozesse. Im Fall von Flossbach von Storch war es Teil ihrer Internationalisierungsstrategie, von einem rein deutschen zu einem europäischen Partner in der Verwahrstelle zu wechseln. Bei Berenberg bauen wir auf einer langjährigen Zusammenarbeit im Investment Banking-Bereich auf. Es ist wichtig zu verstehen, dass solche Projekte eine enorme Teamleistung erfordern. Mehrere Dutzend Personen über verschiedene Standorte hinweg arbeiten an der Anbahnung des Geschäfts, dem Onboarding und der Vertragsgestaltung. Als Verantwortlicher für alle deutschen Kunden bin ich natürlich eng involviert und im direkten Kontakt mit dem Kunden, aber der Erfolg hängt davon ab, dass alle an einem Strang ziehen.
Sie bieten eine breite Palette von Dienstleistungen an. Wie hat sich das Portfolio in den vergangenen Jahren entwickelt?
Gommel: Unser Produktportfolio ist seit einiger Zeit relativ komplett. Es verändern sich eher Produktfeatures, als dass völlig neue Produktbereiche hinzukommen. Allerdings ist es wichtig zu verstehen, dass die drei großen Kundengruppen, die wir betreuene – Asset Owners & Asset Managers, Financial Intermediaries & Corporates sowie Alternative Investors, wie beispielsweise Immobilienfonds – sehr unterschiedliche Produktbedarfe haben. Die Besonderheit unserer Größe und Geschäftsmodells ist es, dass wir in allen drei Bereichen aktiv sind.
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private banking magazin: Herr Gommel, Securities Services von BNP Paribas ist mit einem verwalteten Vermögen von 679 Milliarden Euro Marktführer. Wie bewerten Sie diese Position?
Thorsten Gommel: Wir sind vor allem stolz darauf, dass wir als Qualitätsführerin in internen Rankings von Kapitalverwaltungsgesellschaften angesehen werden. Dass wir einen großen Marktanteil im institutionellen Geschäft haben ist richtig. Allerdings möchte ich hier auf eine interessante Besonderheit hinweisen: Es gibt zwei relevante Statistiken – die KVG-Statistik und die Verwahrstellen-Statistik. Zwischen diesen beiden ist ein systematischer Unterschied von rund 750 Milliarden Euro. Der Grund dafür ist, dass in der KVG-Statistik auch Fonds inkludiert sind, die deutsche KVGs in Luxemburg aufgelegt haben. Unsere tatsächliche Stärke bei deutschen Kunden ist daher eine andere und verändert sich auch gerade relativ stark.
Sie konnten sich in diesem Jahr über zwei große Mandate von Flossbach von Storch und Berenberg freuen. Wie kommen solche Deals zustande?
Gommel: Diese Mandate sind das Ergebnis regulärer Ausschreibungsprozesse. Im Fall von Flossbach von Storch war es Teil ihrer Internationalisierungsstrategie, von einem rein deutschen zu einem europäischen Partner in der Verwahrstelle zu wechseln. Bei Berenberg bauen wir auf einer langjährigen Zusammenarbeit im Investment Banking-Bereich auf. Es ist wichtig zu verstehen, dass solche Projekte eine enorme Teamleistung erfordern. Mehrere Dutzend Personen über verschiedene Standorte hinweg arbeiten an der Anbahnung des Geschäfts, dem Onboarding und der Vertragsgestaltung. Als Verantwortlicher für alle deutschen Kunden bin ich natürlich eng involviert und im direkten Kontakt mit dem Kunden, aber der Erfolg hängt davon ab, dass alle an einem Strang ziehen.
Sie bieten eine breite Palette von Dienstleistungen an. Wie hat sich das Portfolio in den vergangenen Jahren entwickelt?
Gommel: Unser Produktportfolio ist seit einiger Zeit relativ komplett. Es verändern sich eher Produktfeatures, als dass völlig neue Produktbereiche hinzukommen. Allerdings ist es wichtig zu verstehen, dass die drei großen Kundengruppen, die wir betreuene – Asset Owners & Asset Managers, Financial Intermediaries & Corporates sowie Alternative Investors, wie beispielsweise Immobilienfonds – sehr unterschiedliche Produktbedarfe haben. Die Besonderheit unserer Größe und Geschäftsmodells ist es, dass wir in allen drei Bereichen aktiv sind.
Was bieten Sie Sie für institutionelle Investoren an?
Gommel: Beispielsweise Reporting- oder Risk-Lösungen. Broker-Dealer und andere Finanzintermediäre benötigen Dienstleistungen wie Derivate-Clearing oder Collateral Management. Im Private Capital-Bereich kommen Finanzierungslösungen hinzu, etwa für Kapitalabrufe von Private Equity-Fonds. Ein konkretes Beispiel ist unser "Execution-to-Custody"-Service für Banken. Dabei führen wir nicht nur die Abwicklung von Wertpapiergeschäften durch, sondern auch den Handel selbst in einem durchgängig ausgelagerten Prozess.
Ein Schwerpunkt Ihrer Arbeit liegt auf technologischen Innovationen. Welche Rolle spielt dabei die Blockchain-Technologie?
Gommel: Die Blockchain hat definitiv das Potenzial, bestehende Produkte stark zu verändern. Sie ermöglicht einen völlig neuen Ansatz für die Emission, den Handel, die Lieferung und das Settlement von Vermögensgegenständen. Allerdings hängt die Geschwindigkeit der Adoption stark von der Kundenakzeptanz ab. Wir haben in den vergangenen Jahren verschiedene Machbarkeitskonzepte und Trials unter anderem mit Zentralbanken durchgeführt. Ein Beispiel ist die kürzlich erfolgte Emission der ersten Staatsanleihe in der Eurozone auf einer Blockchain, bei der wir mit unserer Tokenisierungsplattform den gesamten Lebenszyklus unterstützt haben.
Wo sehen Sie weitere interessante Anwendungsfelder?
Gommel: Im Fondshandel- und vertrieb. Hier könnte die Blockchain eine starke Veränderung bewirken, insbesondere bei der grenzüberschreitenden Abwicklung von Fondsanteilen, die derzeit oft noch sehr manuell und zeitaufwendig ist.
Was waren bei der von Ihnen angesprochenen Emission rückblickend die größten Hürden?
Gommel: Die Emission an sich war keine große Hürde mehr, aber ohne den viele Jahren vorher begonnenen Aufbau von Teams und Infrastrukturen wäre das alles nicht möglich gewesen. Die Herausforderung ist eher die Prozesskostenseite, da dies eine neue Infrastruktur erfordert.
Neben Blockchain ist künstliche Intelligenz (KI) in aller Munde. Wie setzt Securities Services von BNP Paribas KI ein?
Gommel: Wir fokussieren uns sehr stark auf die Operationalisierung. Konkret fragen wir uns: Wo können wir Prozesseffizienzen durch gezielten Einsatz von KI heben? Ein Beispiel ist die Einführung eines digitalen Assistenten in unseren Kundenportalen. Das ist eine Art Chatbot, mit dem Kunden interagieren und Fragen stellen können, etwa: "Wo finde ich das Settlement von meinem Fonds XY?" oder "Ist die Transaktion durchgegangen?" Allerdings muss man betonen, dass der KI-Einsatz in unserer Branche anders aussieht als in vielen anderen Bereichen. Wir verarbeiten keine großen Mengen unstrukturierter Daten, sondern eine extrem hohe Menge sehr strukturierter Daten, wie etwa standardisierte Swift-Nachrichten, die bereits über hochautomatisierte Systeme abgewickelt werden.
Ein weiteres wichtiges Thema in der Finanzbranche sind ESG-Kriterien. Wie nehmen Sie die Entwicklung in diesem Bereich wahr?
Gommel: Unsere Studien, die wir seit 2017 alle zwei Jahre durchführen, zeigen eine klare Tendenz: ESG wird zur Selbstverständlichkeit bei unseren Kunden. Es wird Teil der generellen DNA von institutionellen Anlegern. Wir unterstützen unsere Kunden bei der Integration von ESG-Kriterien in ihre Investmentprozesse. Dafür bieten wir beispielsweise Investment-Compliance-Lösungen an. Dahinter steckt ein riesiges Infrastrukturprojekt: Wir haben eine Stammdatenbank aufgebaut und diese mit den Anlagegrenzprüfungen verknüpft. Als BNP Paribas haben wir einen ganzheitlichen Ansatz: Wir reduzieren zunächst unseren eigenen CO2-Fußabdruck.
Zweitens unterstützen wir die Transition der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit, etwa durch die Emission von Green Bonds. Drittens bieten wir Dienstleistungen an, die es Investoren ermöglichen, nachhaltig zu investieren. Eine große Herausforderung ist dabei die Datenbeschaffung und -qualität. Wir haben erhebliche Investitionen getätigt, um ESG-Daten in unsere Systeme zu integrieren und unseren Kunden entsprechende Reporting-Möglichkeiten anzubieten.
Wie beurteilen Sie die Attraktivität des Fondsstandorts Deutschland im Vergleich zu Luxemburg?
Gommel: Es gibt definitiv noch Luft nach oben für den deutschen Gesetzgeber, um den Fondsstandort attraktiver zu machen. Allerdings möchte ich betonen, dass in dieser Legislaturperiode schon einige Dinge in die richtige Richtung bewegt wurden. Es wurde ein bisschen mehr ein Level Playing Field zwischen den beiden Standorten geschaffen. Es gibt aber immer noch Bereiche, in denen Luxemburg Vorteile hat, etwa bei steuerlichen Aspekten für bestimmte Fondstypen. Ein Beispiel war bis vor kurzem die Mehrwertsteuerbefreiung für Managergebühren bei Private Equity-Fonds in Luxemburg. Auch bei Immobilienfonds gibt es Einschränkungen in Deutschland, die erst jetzt gelockert werden.
Können Sie Beispiele nennen?
Gommel: Ein gutes Beispiel sind die Fortschritte im Bereich der Besteuerung von Solaranlagen auf Immobilien in Fondsvermögen. Der Gesetzgeber hat erkannt, dass er seiner grünen Strategie zuwiderläuft und hat nun im Entwurf zum Zukunftsfinanzierungsgesetz II gewisse Freigrenzen eingeführt. Bis zu einer bestimmten Menge dürfen Einkünfte eines Fonds jetzt auch gewerblich sein.
Welche weiteren Schritte wünschen Sie sich, haben Sie da eine Art Prioritätenliste?
Gommel: Ich würde mir Unterstützung beim Thema ESG-Datenlizenzen wünschen. Gerade im Kontext ESG-Investments unserer Kunden ist es nicht nachvollziehbar, warum die Branche für die gleichen ESG-Ratingdaten auf mehreren Ebenen der Prozesskette mehrfach für dasselbe Finanzinstrument bezahlen sollen, nur damit wir unsere regulatorische Pflicht zur Prüfung der Einhaltung der ESG-bezogenen Anlagegrenzen auf Ebene des Asset Managers, beziehungsweise der KVG prüfen können. Eine Art regulatorische Lizenz, wie damals bei der Derivatverordnung, wäre hier sicher sehr im Sinne des Anlegerschutzes. Da brauchen wir aber Unterstützung durch die Aufsicht.
Die Branche hat in den vergangenen Jahren einige Herausforderungen erlebt. Welche Ereignisse haben Sie als besonders prägend empfunden?
Gommel: Drei Ereignisse stechen besonders hervor: Die Covid-19-Pandemie, der Beginn des Ukraine-Kriegs und die Zinswende
- Aus der Pandemie haben wir gelernt, dass operative Modelle resilient sein müssen. Das führte zu einer verstärkten Dualisierung von Prozessen.
- Die Ukraine-Krise und die damit einhergehende Volatilität haben uns die Notwendigkeit vor Augen geführt, kontinuierlich in unsere IT-Infrastruktur zu investieren. Wir haben beispielsweise bestimmte Systeme auf größere Serverfarmen migriert, um mehr Hardware-Power für Spitzenzeiten zu haben.
- Die Zinswende schließlich hat zu einer Verschiebung in der Attraktivität verschiedener Assetklassen geführt. Das bestätigt unsere Strategie einer breiten Aufstellung: In einer volatilen Welt sind Diversifikation und ein breites Produktangebot über alle Assetklassen und Märkte hinweg das Erfolgsrezept.
Zum Abschluss eine persönliche Frage: Wie bewältigen Sie den Druck, der mit Ihrer Position einhergeht?
Gommel: Mir haben meine Aufgaben immer viel Spaß gemacht. Dabei ist es wichtig, ein gutes Management-Team zu haben und selbst effizient zu arbeiten. Zugleich habe ich in meinem ganzen Berufsleben immer darauf geachtet, dass ich am Wochenende und im Urlaub abschalten kann. Letztendlich geht es darum, wie viel Zeit man zum Ausgleich zur Verfügung hat. Was ich in dieser Zeit mache, ob ich nur die Beine hochlege oder viel Sport treibe, ist sekundär. Es geht um den gesunden Ausgleich.
Über den Interviewten
Thorsten Gommel leitet seit 2019 die Geschäfte von BNP Paribas Securities Services zunächst in Deutschland in Österreich und seit 2020 in Nordeuropa. Zuvor war er knapp zehn Jahre in leitenden Positionen bei PWC, KPMG und dem IT-Konzern IBM.
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