Fondsselekteure, Teil 2: Hauck & Aufhäuser „Darum setzen wir auf Fondsboutiquen“

Lennart Segler, Portfoliomanagement Multi Assets bei Hauck & Aufhäuser.

Lennart Segler, Portfoliomanagement Multi Assets bei Hauck & Aufhäuser.

private banking magazin: Welche Fondskategorien decken Sie mit ihrem Team ab?

Lennart Segler: Wir decken im Fonds-Research alle relevanten Anlageklassen ab – Aktien, Renten, Immobilien, Rohstoffe, alternative Anlageklassen und Mischfonds. Dabei berücksichtigen wir auch alle wesentlichen Regionen und Segmente wie zum Beispiel Emerging Market Bonds.

Bitte beschreiben Sie kurz Ihre Methodik und wie ihr Team organisiert ist.

Segler: Sowohl aktive, als auch passive Investmentfonds müssen einen strengen Analyse- und Selektionsprozess durchlaufen. Bei der Selektion von ETFs  achten wir unter anderem auf einen geringen Tracking-Error, eine geringe Gebührenbelastung und die Form der Replikationsmethode. 

Aktive Fonds durchlaufen dagegen einen quantitativen und qualitativen Analyseprozess. Die quantitative Analyse ist der qualitativen Analyse vorgelagert und bewertet Fonds anhand ihrer risikoadjustierten Rendite. Dabei wird für jeden Fonds ein Punktewert ermittelt, der aus der absoluten Wertentwicklung, dem Drawdown und der Volatilität gebildet wird.

Nur Fonds die gegenüber ihrer Peergroup eine attraktive Wertentwicklung bei einer geringen Schwankungsbreite aufweisen, werden für die anschließende qualitative Analyse herangezogen. In der qualitativen Analyse erfolgt dann eine genaue Prüfung der Strategie, des Investmentprozesses, der Portfolio-Allokation und des Risikomanagements.

Für einen besseren Einblick wird hierbei das persönliche Gespräch mit dem jeweiligen Fondsmanager gesucht. Nur Fonds die eine attraktive, risikoadjustierte Wertentwicklung und eine qualitativ hochwertige Strategie aufweisen, werden in das Fondsuniversum von H&A aufgenommen.  

Wie kann man sich die Ergebnisse Ihrer Arbeit konkret vorstellen? Wie viele Seiten umfasst eine Fondsanalyse? Wie sieht das finale Rating aus?

Segler: Das Ergebnis ist ein Fondsuniversum mit über 100 Fonds, das die Grundlage für Investitionen in der Anlageberatung, in der Vermögensverwaltung und in den Dachfonds ist. Eine Datenbank enthält umfassende Informationen zu den analysierten Fonds, unter anderem zur Strategie, zum Anlageprozess, zum Fonds- und zum Risikomanagement.

Wir unterscheiden lediglich in investierbar und nicht investierbar. Nur Fonds die Teil des Fondsuniversums sind und den Analyse- und Selektionsprozess erfolgreich durchlaufen haben, kommen für Investitionen in Frage.

Bitte beschreiben Sie den Weg eines Fonds von der fertigen Analyse bis ins Kundendepot. Wie viele Fonds aus den verschiedenen Kategorien befinden sich auf Ihrer „Empfehlungs-Liste“? Wie oft wird diese angepasst? Wie wird sie von den Portfoliomanagern/Kundenberatern genutzt?

Segler: Das Fondsuniversum ist die Grundlage für Investments in der Anlageberatung, der Vermögensverwaltungs und in den von uns verwalteten Dachfonds. Die Vermögensverwaltung und das Dachfondsmanagement greifen direkt auf eine interne Datenbank zu, welche umfassende Informationen zum Fondsuniversum enthält.

Von den über 100 Fonds die sich in dieser Datenbank befinden, werden zwischen 60 bis 80 Fonds für die interne Fondsempfehlungsliste ausgewählt. Diese Fondsempfehlungsliste steht den Beratern in der Anlageberatung zur Verfügung und umfasst Fondsempfehlungen für alle relevanten Anlageklassen, Segmente und Regionen. Die Fondsempfehlungsliste wird monatlich aktualisiert. Die Kundenberater greifen bei allen Fondsinvestitionen auf diese Liste zurück.

Welche modernen Kennzahlen haben Sie in den vergangenen Jahren neu in Ihre Analysen aufgenommen? Welche neuen Kennzahlen finden Sie interessant beziehungsweise prüfen Sie zurzeit auf ihre Aussagekraft?

Segler: Wir ziehen für die Analyse von Fonds klassische Kennzahlen wie Wertentwicklung, Sharpe Ratio, Drawdown und Volatilität heran. Diese Kennzahlen können bei Bedarf um weitere Kennzahlen ergänzt werden. Insbesondere der Active Share ist für uns in jüngster Zeit von Interesse.

Was sind die wichtigsten Eigenschaften, die Fonds/Fondsmanager der Kategorien Aktien/Anleihen/Multi Asset/Absolute Return heute mitbringen müssen?

Segler: Die vergangenen Jahre waren geprägt von einer lockeren Geldpolitik, was zu allgemein steigenden Bewertungen führte. Das niedrige Renditeniveau stellt Fondsmanager vor ganz neue Herausforderungen, was insbesondere die Manager von Rentenfonds, Mischfonds und Absolute-Return Fonds betrifft. Wir sehen daher die Fähigkeit zur taktischen Asset-Allocation momentan als sehr wichtig an.