Christian Jasperneite und Hendrik Leber „Nur unser Ansatz eliminiert wirklich CO2-Emissionen“

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Sie haben betont, dass sie mit dem Konzept ihre Fonds kostengünstig klimaneutral machen. Wie hoch ist denn die Kostenquote?

Leber: Wir haben im letzten halben Jahr die großen Verschmutzer aus unserem Portfolio verkauft, damit die Kosten im Rahmen bleiben. Natürlich geht das Konzept auf die Performance, das ist klar. Beim Acatis Aktien Global Fonds sind es etwa 7.000 Tonnen CO2, die anteilig durch die Firmen, die darin enthalten sind, in die Atmosphäre gelangen. Bei einem CO2-Preis pro Tonne von knapp 100 Euro macht das 700.000 Euro. Dazu kommt noch die Mehrwertsteuer. Das macht beim Acatis Aktien Global etwa 10 Basispunkte aus. Bei anderen Fonds kann die Quote auch mal etwas höher liegen, bis zu 30 bis 40 Basispunkten.

Wie werden die Kosten ausgeglichen?

Leber: Pro verursachter Tonne CO2 im Portfolio kaufen wir die doppelte Menge an Emissionsrechten. Die eine Hälfte davon wird stillgelegt, mit der anderen Hälfte möchten wir vom Wertzuwachs profitieren, mit dem aufgrund der stetigen Verknappung zu rechnen ist.

Und wenn dieser Plan nicht aufgeht? Sehen Sie keine Gefahr, dass der Preismechanismus politisch außer Kraft gesetzt wird?

Leber: Da vertrauen wir auch auf die Kraft der Brüsseler Bürokratie. Wenn dieser Mechanismus einmal politisch umgesetzt ist, kann keine nationale Regierung einfach so ausscheren.

Jasperneite: Wenn man sich den Trend der vergangenen Jahre anschaut, zeigt sich, dass Veränderungen immer eher in Richtung einer schärferen Restriktion gingen, sodass Rechte noch schneller verknappt werden. Insofern bin ich da entspannt.

Christian Jasperneite, Cap2-Gründer und Warburg-Chefstratege
Christian Jasperneite, Cap2-Gründer und
Chefstratege der Warburg, beim Interview
mit dem private banking magazin.
©Anna Mutter

Es gibt Stimmen, die sagen, dass Finanzmarktakteure am Emissionsrechtemarkt nichts verloren haben, weil die Volatilität steigt und Preise nur durch Preisspekulationen getrieben würden ...

Leber: Ich verstehe das Argument nicht. Natürlich gibt es dann mehr Volatilität, weil neue Spieler auf dem Markt auftauchen. Aber wir entziehen doch der Realwirtschaft die Emissionen dauerhaft, wir handeln nicht damit!

Jasperneite: Ich kenne den Vorwurf, dass es kritisch sei, wenn Finanzinvestoren Zugang zu dem Markt haben. Investoren haben Zugang zu vielen Futures, aber sie sorgen auch für Liquidität. Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wie im Bereich Emissionsrechte ein Future-Markt ohne Finanzmarktakteure funktionieren sollte.

Glauben Sie, dass dieses Konzept viele Nachahmer findet? Die Konstruktion klingt ja relativ simpel ...

Jasperneite: Wir hatten zunächst auch gedacht, dass es so ist, haben aber in den vergangenen zwölf Monaten gemerkt, dass die Tücke oft im Detail liegt.

Zum Beispiel?

Jasperneite: Es sind technische Fragen. Wie geht man mit der Mehrwertsteuer um? Da ist der Umgang mit den Rechten, die man hält, anders als mit denen, die man stiftet. Behörden wie die CSSF müssen dem Verfahren zustimmen, es braucht eine rechtsverbindliche Auskunft von Finanzämtern. Sie benötigen zudem eine Klimastiftung, die über ein geeignetes Set-up in der Satzung und in den Gremien verfügt. Wir arbeiten mit der Climate Concept Foundation in Hamburg zusammen. Ich glaube, es ist daher nicht so leicht für einen Nachahmer. Aber sollte es weitere Anbieter geben, sehe ich das als Ritterschlag für den Ansatz, und für das Klima wäre es auch prima.