Christian Jasperneite und Hendrik Leber „Nur unser Ansatz eliminiert wirklich CO2-Emissionen“

Von links: Christian Jasperneite, Gründer von Cap2, und Acatis-Chef Hendrik Leber im Gespräch mit pbm-Redakteur Clemens Behr.

Von links: Christian Jasperneite, Gründer von Cap2, und Acatis-Chef Hendrik Leber im Gespräch mit pbm-Redakteur Clemens Behr in der Lobby des Hotel Atlantic Hamburg. Foto: Anna Mutter

private banking magazin: Herr Jasperneite, ich komme als Privatkunde zu Ihnen mit dem Wunsch, dass mein Portfolio klimaneutral wird. Wie würden Sie das mit Cap2 angehen?

Christian Jasperneite: Eigentlich ist das relativ einfach. Wir schauen, welche Wertpapiere in Ihrem Depot sind und was Sie als Investor an Emissionen verantworten. Dann kaufen wir in diesem Umfang europäische Emissionsrechte und legen sie in einer Klimastiftung still. Damit sind sie für alle Zeit dem Markt entzogen, und ein Emittent wird – gesichert durch europäisches Recht – dazu verpflichtet, Emissionen in dieser Höhe einzusparen.

Ist Herr Leber mit dem gleichen Wunsch an Sie herangetreten oder wie ist der Kontakt zwischen Acatis und Cap2 entstanden?

Hendrik Leber: Wir kennen uns schon eine ganze Zeit. Vor einem Jahr habe ich einen
Artikel über das Konzept von Cap2 gelesen und gedacht: Das möchte ich sofort haben. Ich bin ein großer Fan von Emissionsrechten, obwohl ich in den Nullerjahren damit schon einmal reingefallen bin. Damals waren sie überreichlich am Markt, und man konnte nur Geld verlieren. Inzwischen ist die Situation anders: Die Rechte werden immer teurer, es funktioniert mit der Verknappung, Marktmechanismen greifen, und es ist ein idealer Zeitpunkt, um das in Investmentfonds umzusetzen.

Das Konzept ist in mehreren Acatis-Fonds implementiert. Was macht den Ansatz
besser als Fonds, die beispielsweise mit „Paris-konform“ werben?

Jasperneite: Paris-konforme Fonds achten in ihrer Struktur darauf, einen sehr geringen CO2-Fußabdruck zu halten. Aber durch den damit induzierten Umbau von Portfoliostrukturen ändern sich nur die Eigentumsverhältnisse, nicht aber die Emissionen. Bei den Acatis-Fonds entsteht dagegen ein richtiger Impact. Emissionen werden tatsächlich reduziert, und zwar exakt in dem Umfang, wie man sie als Investor verantwortet. Das geht viel weiter als das, was Paris-konforme Ansätze jemals bieten können.

 

 

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Leber: Ich bin ein Freund von Lösungen und nicht von Ideologien. Wir haben nun eine Methode, die punktgenau zum Ziel führt, während alles andere nur das Gewissen beruhigt.

Für manch einen klingt das nach modernem Ablasshandel ...

Leber: Das habe ich ein paar Mal gehört. Aus meiner Sicht ist es genau andersherum. Alle, die nur mit guten Absichten spielen, erreichen nichts. Wir eliminieren hingegen effektiv. Wir verschließen die Emissionsrechte in einem Tresor, sodass sie nie wieder genutzt werden können.

Jasperneite: Das ist genau der Punkt. Man bezahlt nicht etwas, um später ein gutes Gewissen haben zu können. Sondern man bezahlt, um tatsächliche Rechte vom Markt zu nehmen. Somit hat das nichts mit Wohlfühleffekten zu tun, sondern ist ein sauberes ökonomisches Prinzip.