Folgen für Vermögensverwaltung & Private Banking So bauen Banken ihren eigenen Fintech-Supermarkt

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Das nachhaltige Interesse der Digital Player am Finanzbereich zeigt sich unter anderem auch daran, dass Amazon, Apple, Google und Paypal – unbeachtet ihrer Konkurrenzsituation am Markt – im November 2015 eine gemeinsame Interessengruppe „Financial Innovation Now“ in Washington D.C. gebildet haben, die als Branchenlobby gezielt Innovationen im Finanzbereich fördern möchte.

Neben den Digital Playern beweisen auch Telekommunikationsunternehmen Agilität und nutzen ihr Ökosystem, um in branchenfremde Bereiche wie den Finanzsektor vorzudringen.

Ein aktuelles Beispiel in Deutschland ist die Kooperation von Telefónica mit der Fidor Bank. Der Telekommunikationskonzern bietet seinen Kunden mit „O2 Banking“ ein mobiles Bankkonto an und belohnt die regelmäßige Nutzung des Gehaltskontos und regelmäßige Zahlungen per Kreditkarte mit der Freischaltung von zusätzlichem Datenvolumen für seine Kunden.

Darüber hinaus verfolgen inzwischen auch einzelne Fintechs die Strategie, neben den eigenen Services die Leistungen anderer Fintechs zu integrieren. Das bekannteste Beispiel ist das Berliner Fintech N26, das 2013 unter dem Namen Number26 als Online-Girokonto startete und dabei die Banklizenz der Wirecard Bank nutzte.

Inzwischen hat N26 nicht nur den Auslandsüberweisungs-Service von Transferwise und den Robo Advisor Vaamo in seine App integriert, sondern im Juli 2016 auch eine eigene Banklizenz erworben. N26 hat bereits angekündigt, das Angebot auf seiner offenen Plattform weiter auszubauen und im nächsten Schritt eine Zinsplattform und ein Angebot für Konsumentenkredite mit anzubinden.

Nicht nur die Banken, sondern auch der Fintech-Supermarkt befindet sich damit schon in der Zange von Wettbewerbern. Die Banken müssen sich also beeilen, um ihre Chance am Markt zu nutzen.

Welche Maßnahmen sollen Banken ergreifen?

Die Idee des Fintech-Supermarkts bedeutet einen echten Paradigmenwechsel für Banken, die bislang vor allem als geschlossene Systeme funktionierten. Schlüssel ist nun ein offenes System mit Schnittstellen, über die weitere Anwendungen angebunden werden.

Dieser Schritt erfordert ein weitreichendes Umdenken und die Entwicklung digitaler Plattformen, in deren Zentrum die Kooperation steht und weniger der direkte Wettbewerb.

Aus Sicht der Kunden bedeutet der Fintech-Supermarkt vor allem die Bereitstellung von untereinander kompatiblen, digitalen Finanz-Services aus einer Hand. Die Zerlegung der Bank in ihre Einzelteile („Unbundling“) durch die Fintechs wird durch den Fintech-Supermarkt also wieder rückgängig gemacht. Dabei werden die Leistungen verschiedener Unternehmen intelligent gebündelt und unter einer Benutzeroberfläche zusammengefasst („Rebundling“).

In der Praxis existieren bereits zahlreiche Kooperationen zwischen Banken und Fintechs, allerdings noch nicht in der Konsequenz des Fintech-Supermarkts. Die Banken müssen den Markt fortlaufend beobachten und analysieren, welche Fintechs die Pain Points und Bedürfnisse der digital-affinen Kunden berücksichtigen und erfolgreich lösen.

Diese Kunden zeichnen sich durch ein verändertes Nutzungs- und Kommunikationsverhalten aus und besitzen weitreichende Informationstransparenz. Ihnen sind digitale Instrumente und Lösungen wichtig, die Ihnen zum Beispiel einen direkten Zugang zu einfachen Sparprodukten und Zahlungsdienstleistungen ermöglichen oder den Zugriff auf Kredite sichern, die innerhalb weniger Minuten vergeben werden können.

Die Herausforderung für die Banken liegt also darin, rasch die richtigen Partner zu identifizieren und geeignete Kooperationen einzugehen, um die veränderten bankspezifischen Nachfrage- und Erwartungsmuster der digital-affinen Kunden zu befriedigen und diese auch noch morgen an sich zu binden.